Für eine nachhaltige, freie Ukraine!
Warum erneuerbare Energien zum Frieden beitragen
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Welt verändert. Friedensdemos, Proteste gegen Öl aus Russland und Hilfe für einen grünen Aufbau: Greenpeace engagiert sich vielfältig für die Ukraine.
- Überblick
Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine erlebte die Welt einen einschneidenden Umbruch. In einem seit Jahrzehnten nicht gekannten Ausmaß kam der Krieg mitten nach Europa. Auch die Arbeit von Greenpeace hat das beeinflusst. Wir haben uns an Friedensdemos beteiligt, Hilfe für die Betroffenen organisiert und die Lage der ukrainischen Atomkraftwerke in den Blick genommen, besonders Saporischschja und Tschornobyl. Wir haben gegen Ölimporte aus Russland protestiert und uns dafür eingesetzt, den Import von russischem Öl und Gas zu beenden, helfen bei einem grünen Wiederaufbau des gebeutelten Landes und vieles mehr. Ein Überblick.
Der Ersatz zerstörter Infrastruktur ist eine große Chance, das Land unabhängiger und nachhaltiger als zuvor zu gestalten. Klima- und Umweltverträglichkeit müssen hierbei eine zentrale Rolle spielen. Greenpeace fordert, dass zerstörte Infrastruktur für fossile Energien generell durch erneuerbare, dezentrale Energieversorgung ersetzt wird: Jede Solaranlage und jede Wärmepumpe verbessern sofort und auf Dauer die Situation der Menschen.
Entscheidend ist auch, dass die Menschen in der Ukraine und die lokalen Behörden am Wiederaufbau teilhaben. Mit dezentralen Strukturen und einer direkten Beteiligung der Menschen kann der Neubeginn die Resilienz und die Demokratie in der Ukraine stärken. Denn viele Ukrainer:innen setzen sich bereits jetzt für den Wiederaufbau ihres Landes ein – modern und demokratisch. Dazu gehört auch eine moderne Energieversorgung.
Deutschland sollte hier eine führende Rolle übernehmen, um die Weichen richtig zu stellen. Eine klimaverträgliche neue Ukraine ist möglich und sollte bereits jetzt unterstützt werden.
Habeck besucht Krankenhaus in der Ukraine
Wie kann ein nachhaltiger Wiederaufbau der Ukraine gelingen? Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat auf seiner Ukraine-Reise im April 2023 das Krankenhaus in Horenka bei Kyjiw besucht. Kurz nach Kriegsbeginn war es durch den russischen Angriffskrieg beschädigt worden. Mit Unterstützung von Greenpeace wurde es wiederhergestellt.
Die Ärztin Olena Opanasenko vor Ort berichtet später, dass das Krankenhaus in Horenka trotz des Krieges weiter arbeitete: "Ich war mit einem anderen Arzt im Krankenhaus. Wir haben versucht, den Menschen zu helfen und Impfungen durchzuführen. Es war der 25. Februar, als der Strom im Krankenhaus abgestellt wurde. Und er wurde erst im Mai wieder eingeschaltet."
Bei der Reparatur wurde die alte Gasheizung durch Solarpaneele und eine Wärmepumpe ersetzt und ergänzt. Für Denys Tsutsaiev, Greenpeace-Kampaigner für nachhaltigen Wiederaufbau in Kyjiw, ist das Projekt eine Blaupause für die Zukunft der Ukraine.
Bei der Instandsetzung wurde das Krankenhaus in Horenka mit erneuerbarem Strom und ökologischer Heizung versehen. Das Projekt war von Greenpeace zusammen mit anderen Organisationen initiiert worden. Das Projekt arbeitet nicht nur kostensparend, sondern ermöglicht eine unabhängige Energieversorgung. Horenka ist ein Modell für weitere Orte und zeigt: Ein nachhaltiger Wiederaufbau ist möglich.
Damit die neue Wärmepumpe auch bei Stromausfällen funktioniert, wurde eine Solarstromanlage installiert. Nach vorläufigen Schätzungen könnte das Krankenhaus in Horenka so die Heizkosten um 80 Prozent reduzieren und die Hybrid-Solaranlage kann bis zu 60 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs decken. Im Laufe der Zeit lässt sich die Anlage erweitern, so dass sie 100 Prozent des Stroms liefert und das Krankenhaus energieunabhängig macht. Das Projekt zeigt zudem, wie viel Geld eingespart werden kann, wenn zerstörte Gebäude unter nachhaltigen Standards wiederaufgebaut werden.
Strahlenmessungen in Tschornobyl
Der russische Angriff hat schlagartig auch die Gefahren der Atomkraft zurück ins öffentliche Bewusstsein gerufen. Zum einen im havarierten AKW Tschornobyl, das kurz nach Kriegsbeginn von russischen Truppen besetzt wurde. Nach ihrem Abzug reiste im Juli 2022 Greenpeace-Team in die Sperrzone um das AKW. Die Experten unternahmen unabhängige Messungen vor Ort und überprüften so die Aussagen der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) zur Lage in Tschornobyl. Das Ergebnis: Die IAEA verharmloste die radioaktiven Gefahren durch die russische Invasion.
Die Strahlenmessungen des Teams dokumentierten in der Region Radioaktivitätswerte, die den internationalen Grenzwert für Atommüll bis um das Vierfache überschreiten. Auf ihrer viertägigen Messtour analysierte das Greenpeace-Team 19 selbst genommene Proben aus dem Areal, in dem russische Soldaten Schützengräben ausgehoben und so radioaktiv verstrahlte Erde freigelegt haben. Die stark kontaminierte Probe übergaben sie den ukrainischen Behörden vor Ort.
Atomkraftwerke als Kriegswaffe
Das zweite atomare Risiko für die Ukraine liegt im Süden des Landes:
Das AKW Saporischschja steht seit dem russischen Einmarsch unter Kontrolle der Besatzungsmacht. Auch wenn die Wasserversorgung durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms nach offiziellen Angaben und Einschätzung von Greenpeace-Experten derzeit noch gesichert ist, gibt es zahlreiche Szenarien, die zu einem nuklearen Notfall in Saporischschja führen könnten und unter der aktuellen Besatzung besorgniserregend sind. So zeigt etwa ein Greenpeace-Report, dass russische Truppen das AKW als militärischen Schutzschild nutzen.
Greenpeace fordert, dass Russland all seine Truppen, militärische Ausrüstung und Sprengstoffe aus dem AKW Saporischschja entfernt. Außerdem muss das Kernkraftwerk wieder unter die Kontrolle des ukrainischen Betreibers und der ukrainischen Behörden gebracht werden.
Tschornobyl und Saporischschja zeigen die Gefahren, die von Atomkraftwerken ausgehen – generell und in der Ukraine im Besonderen. Atomkraft ist eine Technologie der Vergangenheit mit unkalkulierbaren Risiken. Die Zukunft der Ukraine liegt in Erneuerbaren Energien.
Rückblick: Demos, Hilfe & Proteste gegen Öl- und Gasimporte
In den ersten Tagen und Wochen nach Kriegsausbruch standen für Greenpeace erst mal Friedendemos im Fokus der Arbeit. Bereits vier Tage nach dem Angriff Russlands versammelten sich hunderttausende Menschen zur gemeinsamen Kundgebung mehrerer Organisationen – darunter auch Greenpeace – für Frieden in der Ukraine. Andere Kundgebungen folgten.
Danach liefen Hilfe für Geflüchtete und direkte Hilfen vor Ort an.
Ab März 2022 nahm sich Greenpeace dem Thema Öl- und Gasimporte aus Russland an. Denn nicht nur, dass diese fossilen Energieträger den Klimawandel anheizen. Der Import spült auch noch Milliarden in Putins Kriegskasse. Ein Zustand, den nicht nur Greenpeace unerträglich fand. Im Zuge dieser Kampagne geschah: Gegen den Import von Gas aus Russland protestierten Greenpeace-Aktive im März 2022 an der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 in Lubmin, ein Maßnahmenpaket “Kein Gas für Krieg” schlug sieben Sofortmaßnahmen im Bereich Gebäude- und Industriewärme vor. Gegen den Import von Öl waren Schwimmer:innen und Schlauchboote im Einsatz gegen Supertanker mit fossilen Brennstoffen; eine Studie führte auf, dass ein unmittelbares Öl-Embargo für Deutschland machbar war.
Gas und Öl tragen auf unterschiedliche Weise zu mehr Militarisierung und Konflikten bei. Um die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch zu verhindern, braucht es nicht nur den schnellstmöglichen Ausstieg aus fossilen Energien, sondern auch einen kritischen Blick auf europäische und nationale Außen- und Sicherheitspolitik sowie ein Ende der Finanzierung militärischen Schutzes fossiler Energieträger.