Krieg in der Ukraine: Den Menschen helfen
- Überblick
Noch vor wenigen Wochen war ein Krieg in Europa für die meisten von uns kaum vorstellbar. Doch die schrecklichen Bilder aus der Ukraine sind real; Menschen verbringen aus Angst vor russischen Raketenangriffen die Nächte in U-Bahnstationen. Sie fliehen nur mit dem Nötigsten ausgestattet aus ihrer Heimat und hoffen auf Schutz und Gastfreundschaft in ihren europäischen Nachbarländern.
Was können wir für diese Menschen tun? In den Sozialen Medien offenbart sich derzeit eine große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, auch auf den Kanälen von Greenpeace Deutschland. Ebenso zeigt sich Verunsicherung: Kommt meine Hilfe an? Was nützt den Betroffenen wirklich, und an wen kann ich mich wenden? Unser Social-Media-Team hat für Sie einige Informationen zusammengetragen.
Wie ist die rechtliche Situation geflüchteter Menschen?
Viele der wichtigsten Fragen für Einreisende beantwortet eine Seite des Bundesinnenministeriums, selbstverständlich auch auf Ukrainisch. Vielleicht die wichtigste Information: Ukrainische Bürger:innen sind für 90 Tage von der Visumpflicht befreit. Die Deutsche Bahn ermöglicht ihnen außerdem kostenlose Fahrten aus Polen nach Deutschland und Busfahrten innerhalb Deutschlands.
Ich will geflüchteten Menschen Unterkunft bieten. Wie mache ich das?
Die aktuell wichtigste Plattform für die private Vermittlung von Unterkünften findet sich hier: https://www.unterkunft-ukraine.de/. Außerdem gibt es ein europaweites Netzwerk zur Hilfe von aus Kriegen Flüchtenden, dort lassen sich auch Unterkünfte eintragen: https://warhelp.eu/places/
Hinzu kommen die lokalen Hilfsangebote: Viele Städte und Kommunen sowie Hilfsorganisationen organisieren Unterkünfte; deren Webseiten sind häufig bereits dahingehend aktualisiert. Wer in seinem Ort noch nichts findet, erhält telefonisch oder per Mail Auskunft bei den Behörden, beispielsweise beim jeweiligen Bürger:innenamt. Die Lokalzeitung ist ebenfalls eine gute Anlaufstelle, um in Kontakt mit Geflüchteten zu treten und Hilfe anzubieten.
Welche Spenden sind sinnvoll?
Nicht jede Sachspende wird wirklich benötigt: Mittlerweile raten viele Hilfsorganisationen ausdrücklich von Kleiderspenden ab – das ist nicht das, was gerade am dringendsten gebraucht wird. Bevor Sie eine Spendenlieferung abgeben, informieren Sie sich am besten direkt bei der Sammelstelle über den tatsächlichen Bedarf, zum Beispiel beim ortsansässigen Caritas-Verband: So stellen Sie sicher, dass das, was Sie zur Soforthilfe beitragen wollen, auch tatsächlich benötigt und verwendet wird. Auch ukrainische Vereine sammeln deutschlandweit Sachspenden, zum Beispiel: Ukraine-Hilfe Berlin e.V. und UKRAINE-Hilfe Lobetal (cura hominum e.V.).
Oftmals lässt sich die Hilfe allerdings bedarfsgerechter verteilen, wenn Geld gespendet wird: Was am dringendsten fehlt, kann sich von heute auf Morgen ändern, Hilfsorganisationen können dann flexibel reagieren. Geldspenden nehmen zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz, Unicef, die Diakonie und das Bündnis “Entwicklung hilft” an.
Was sich auch spenden lässt: Zeit und Kompetenz. Die Initiative Krisenchat sucht Psycholog:innen, die Russisch und Ukrainisch sprechen, um traumatisierten Menschen per Chat Unterstützung anzubieten.
Ich stoße auf widersprüchliche Informationen über das Kriegsgeschehen. Wie komme ich an zuverlässige Nachrichten?
Deutsche Medien arbeiten nach journalistischen Grundsätzen, sie prüfen sorgfältig ihre Quellen und äußern Zurückhaltung, wenn eine objektive Berichterstattung (wie oft bei Kriegshandlungen) nicht möglich ist. Doch die Nachrichtenlage ist zurzeit extrem dynamisch: Bis Sachverhalte unabhängig geprüft werden können, haben sich Gerüchte und Falschbehauptungen über Soziale Medien bereits verteilt. Bei besonders stark emotionalisierenden Nachrichten sollten Sie besonders aufmerksam sein und Posts nicht ohne eigene Recherche teilen.
Hilfe geben Internetportale wie mimikama.at, Correctiv, der #Faktenfuchs des Bayerischen Rundfunks oder der Faktenfinder der Tagesschau, die gezielt Fake News im Internet aufspüren und entkräften. (Wer seine Fähigkeit, Falschnachrichten im Netz zu erkennen, überprüfen will, findet hier einen aufschlussreichen Medienkompetenztest mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung.)
#StopptdenKrieg-Demos in Hamburg und Berlin am 13. März
Was nützen Demonstrationen den Menschen, die mitunter alles verloren haben?
Mit Plakaten gegen den Krieg zu demonstrieren, während Panzer auf Kiew zurollen, kann sich falsch und sinnlos anfühlen. Doch die Solidaritätsbekundungen, die in den vergangenen Tagen auf der ganzen Welt den Ukrainer:innen Mut zusprachen, sind nicht umsonst: Sie werden von den Betroffenen wahrgenommen und schaffen Hoffnung. Mehrere 100.000 Menschen waren am Sonntag den 13. März alleine in Berlin auf der Straße, um ihrem unbedingten Wunsch nach Frieden Ausdruck zu verleihen – ein starkes Symbol gegen Kriegstreibende, das es lange nicht mehr gab. Im Netz schaffen Hashtags wie #PrayForUkraine, #WeStandWithUkraine oder #StopWar Sichtbarkeit für die Ängste und Nöte der ukrainischen Bevölkerung.
Wir dürfen nicht vergessen, was für ein Privileg es ist, für unsere Überzeugungen lautstark eintreten zu können – umso mutiger sind die Kriegsgegner:innen in Russland, die gegen die russische Invasion der Ukraine auf die Straße gehen und dafür Gefängnisstrafen in Kauf nehmen. Nur mit anhaltendem Protest halten wir den Druck auf die Politik aufrecht, eine diplomatische Lösung zu finden, damit nicht noch mehr Menschen in einem sinnlosen Krieg sterben. Die Alternative wäre Gleichgültigkeit.
Ich bin von all dem überwältigt. Was ist, wenn ich selbst Hilfe brauche?
Zuallererst: Das ist vollkommen okay. Abstand zu nehmen, wenn einen die Nachrichtenlage überfordert, ist ein gesunder Selbstschutz. Grundsätzlich ist sogenanntes “Doomscrolling” (damit ist das immer tiefere Versinken in schlechte Nachrichten auf Twitter und Facebook gemeint) für niemanden gut. Feste Zeiten oder Pausen für den Nachrichtenkonsum können dagegen helfen, aber jede:r geht mit der Situation anders um: Finden Sie heraus, was für Sie am besten funktioniert.
Manchmal reicht das allerdings nicht. Wenn Sie mit der Situation nicht mehr zurechtkommen und Angst oder Panik verspüren, wenden Sie sich an diese kostenfreien Rufnummern der Deutschen Telefonseelsorge: 0800 / 111 0 111 0800, 0800 / 111 0 222 oder 116 123. Gespräche sind auch per Chat möglich: https://online.telefonseelsorge.de/. Studierende können sich auch an die psychologische Hilfe ihrer jeweiligen Universitäten wenden.
Das Wichtigste: Achten Sie auf sich und andere, und zeigen Sie Verständnis für ihre Mitmenschen. Wir alle reagieren unterschiedlich heftig auf die Nachrichten aus der Ukraine.