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Pärchen, auf der Handfläche die Welt als Herz
Sandra Hoyn / Greenpeace

Deutschland erreicht Erdüberlastungstag – früher als viele andere Länder

Kein neues Handy, kein neues Shirt – und streng betrachtet auch keine Schokolade, nicht mal ein kleines Stückchen. Zumindest in diesem Jahr. Denn Deutschland hat die ihm anteilig zustehenden Ressourcen für dieses Jahr am 2. Mai verbraucht. Nach nur gut vier Monaten. Rechnerisch versteht sich, denn sonst würde es ziemlich düster für die weitere Versorgung der Bevölkerung aussehen. Damit aber alles weiterlaufen kann, lebt das Land auf Pump.

Auszubaden haben das künftige Generationen und Menschen in gefährdeten Lebensräumen weltweit: überfischte Meere, abgeholzte Wälder, verdorrte Weiden, durch Überdüngung und Chemikalien aus Industrien verunreinigtes Grundwasser – die Liste ließe sich natürlich problemlos verlängern. Etwa um die hohen Treibhausgasemissionen. Sogar das Bundesverfassungsgericht sah das Wohl kommender Generationen gefährdet. Ihnen würde durch die fortschreitende Erderhitzung eine enorme Last aufgebürdet. In der Debatte ging es um das Recht auf Zukunft und um Generationengerechtigkeit. 

Über 90 Prozent des Verlustes biologischer Vielfalt und etwa 50 Prozent der Treibhausgasemissionen sind mit der Bereitstellung und Umwandlung von Ressourcen wie Sand oder Öl zu Produkten verbunden. Ziel von Politik und Wirtschaft sollte daher sein, die Verschwendung von Ressourcen zu reduzieren, etwa durch das Abschaffen von Einweg-Plastik. So verhandeln die UN über ein globales Plastikabkommen, das die Plastikflut stoppen könnte. Dazu müsste die Plastikneuproduktion drastisch reduziert werden: Greenpeace fordert 75 Prozent weniger neuen Kunststoff bis 2040.

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .

Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

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Auch die Überproduktion unserer schnelllebigen Kleidung belastet Umwelt wie Klima. Wie die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit gelingen kann, hat Greenpeace mit anderen Organisationen zusammengetragen.

Es geht auch um die Lebensgrundlagen anderer Länder

Würden alle so viel konsumieren wie wir, bräuchten wir drei Planeten. Den sogenannten Overshoot-Day ermittelt jährlich das Global Footprint Network. Bis 1970 lag der Verbrauch natürlicher Ressourcen innerhalb der planetaren Grenzen. Seitdem ist die Erdbevölkerung gewachsen – und der Pro-Kopf-Verbrauch an Rohstoffen. Weltweit wurde der Erdüberlastungstag im vergangenen Jahr am 02. August erreicht. Es gibt aber auch Staaten, die keinen Überlastungstag haben, weil sie nicht die Ressourcen verbrauchen, die ihnen rechnerisch zustehen.

Wie sich unser Konsum auf das Leben in anderen Erdteilen auswirkt, bleibt oft abstrakt. Die Dürre in vielen Ländern lässt sich nicht eins zu eins dem klimaschädlichen Autoverkehr in Deutschland zuordnen. Anders sah es allerdings bei einer Recherche in Kenia, Tansania und Ghana aus: Greenpeace hat vor Ort dokumentiert, wie viel unseres Plastik-Konsummülls in afrikanischen Ländern ankommt. Das Ergebnis: einiges!

Fast Fashion auf Mülldeponien

Nike, Gucci, Superdry oder H&M – auf riesigen Mülldeponien landet das, was in Ländern wie Deutschland aussortiert wird, weil der Kleiderschrank zuhause oder die Lager der Modeketten zu voll sind. Nach der erfolgreichen Detox-Kampagne  ist nicht mehr die umweltschädliche Produktion das Hauptproblem der Modeindustrie, sondern die Masse. Der Online-Textilhändler SHEIN etwa befeuert mit unglaublichen 6.000 manchmal sogar 9.000 neuen Artikeln pro Tag auf der Homepage und in den Social-Media-Kanälen den Durchlauf in den Kleiderschränken weltweit. Die Überproduktion von Kleidung vermüllt nicht nur die Umwelt, sie ist auch schlecht fürs Klima. Jede Tonne Kleidung verursacht in ihrem Lebenszyklus 15 bis 30 Tonnen CO2.

Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

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Zwar werben viele Fast-Fashion-Unternehmen mit Recycling, also Kreislaufwirtschaft, doch dahinter steckt oft Greenwashing: Lediglich ein Prozent der neu hergestellten Textilien besteht aus recycelten Textilfasern.

Gemeinsam mit Verbraucher:innen hat die Kampagne für nachhaltigen Konsum schon viel erreicht: Die Modebranche hat ihre Produktion entgiftet. Und seit Oktober 2020 gibt es immerhin ein Vernichtungsverbot für Neuwaren – die sogenannte Obhutspflicht.

Auf den Deponien fand ein Greenpeace-Team allerdings auch neue Ware. Ein Vernichtungsverbot für neue und gebrauchsfähige Waren sowie die Pflicht, transparent zu dokumentieren, was mit den Textilien passiert, haben Verbraucher:innen gemeinsam mit Greenpeace bereits durchgesetzt. An der Kontrolle und strafrechtlichen Ahndung hapert es aber noch. Das gilt übrigens nicht nur für die Modeindustrie. Auch Drucker, Handy oder Laptop müssen so gearbeitet sein, dass sie problemlos zu reparieren sind oder Ersatzteile ausgetauscht werden können.

Mitmachen: für mehr Ressourcenschutz

Unterstützen Sie auch unseren nächsten Schritt für mehr Ressourcenschutz: Die Vernichtung von Neuwaren ist zwar mittlerweile verboten, sie muss aber auch strafrechtlich verfolgt werden – nur so findet sie ein Ende. Fordern Sie gemeinsam mit Greenpeace, die im Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgeschriebene Obhutspflicht konsequent umzusetzen. Damit Unternehmen ihren Warenüberschuss nicht vernichten oder in den globalen Süden schieben können und verantwortlicher mit unser aller Ressourcen umgehen.

Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Doch auch jede und jeder Einzelne kann was tun: etwa Plastik reduzieren, unverpackt einkaufen und allgemein die Alternativen zum Neukaufen leben. Ob Kleidertauschpartys, Unverpacktläden, nachhaltige Textilien, Flohmärkte, Reparatur-Werkstätten: Inzwischen gibt es zahlreiche Angebote, die dabei helfen, Ressourcen zu schonen.

(Teile des Textes wurden am 5. Mai 2021 erstveröffentlicht und seitdem mehrfach aktualisiert)

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