Jetzt spenden
Surfer auf dem Meer hält ein Banner "Strong Plastics Treaty Now!"
© Noel Celis / Greenpeace

Ein globaler Plastik-Vertrag

Eine historische Chance unserer Generation, Menschen und den Planeten vor der Klima- und Plastikkrise zu schützen.

Petition für ein starkes UN-Plastikabkommen unterzeichnen

Eine historische Chance, für die in Nairobi bei der UN-Umweltversammlung im März 2022 die Weichen gestellt wurden: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

Anfang Dezember 2024 sollte das finale UN-Abkommen stehen, das die Verschmutzung durch Einwegplastik, Geisternetze und Mikroplastik eindämmen soll. Die fünfte und somit letzte Verhandlungsrunde fand im koreanischen Busan statt und war als das entscheidende Treffen geplant. Aus über 170 Ländern kamen Regierungsdelegierte zusammen. Mit vielen verbündeten Umweltschutzorganisationen war auch Greenpeace wieder vor Ort und forderte erneut, die Plastikproduktion durch das UN-Abkommen bis zum Jahr 2040 um 75 Prozent zu reduzieren. Die Welt schaute nach Busan, auch der Surfer von den Philippinen, die von der Plastikvermüllung stark betroffen sind. Allerdings bedrohte die Plastiklobby die Hoffnung auf ein erfolgreiches Ergebnis. Die Positionen der verhandelnden Länder lagen so weit auseinander, dass keine Einigung möglich war: Eine weitere Verhandlungsrunde in 2025 ist nun erforderlich.

Moritz Jäger-Roschko
Über hundert Länder, darunter Deutschland und die EU, setzen sich in den Verhandlungen für ein starkes Abkommen ein, um die weltweite Plastikvermüllung zu reduzieren. Sie widerstanden dem Druck der öl- und gasproduzierenden Länder sowie deren Lobby. Wir begrüßen, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden, statt sich unter Zeitdruck auf einen schwachen Abschluss zu einigen. Ein wirksames Abkommen muss verbindliche globale Ziele und Maßnahmen zur Senkung der Plastikproduktion enthalten. Zudem brauchen wir Verbote von vermeidbarem Einwegplastik, Mehrwegquoten und einen Finanzierungsplan für die Maßnahmen. Es besteht weiterhin die historische Chance auf ein Plastikabkommen, das Gesundheit, Umwelt und Klima vor den schädlichen Auswirkungen von Plastik schützt. Deutschland und die EU müssen sich wieder für ein starkes Abkommen einsetzen. Die Plastikindustrie darf mit ihren egoistischen Interessen auf Kosten von Menschen und Umwelt nicht durchkommen.

Moritz Jäger-Roschko

Experte für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace

Moritz Jäger-Roschko
Zitat
Über hundert Länder, darunter Deutschland und die EU, setzen sich in den Verhandlungen für ein starkes Abkommen ein, um die weltweite Plastikvermüllung zu reduzieren. Sie widerstanden dem Druck der öl- und gasproduzierenden Länder sowie deren Lobby. Wir begrüßen, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden, statt sich unter Zeitdruck auf einen schwachen Abschluss zu einigen. Ein wirksames Abkommen muss verbindliche globale Ziele und Maßnahmen zur Senkung der Plastikproduktion enthalten. Zudem brauchen wir Verbote von vermeidbarem Einwegplastik, Mehrwegquoten und einen Finanzierungsplan für die Maßnahmen. Es besteht weiterhin die historische Chance auf ein Plastikabkommen, das Gesundheit, Umwelt und Klima vor den schädlichen Auswirkungen von Plastik schützt. Deutschland und die EU müssen sich wieder für ein starkes Abkommen einsetzen. Die Plastikindustrie darf mit ihren egoistischen Interessen auf Kosten von Menschen und Umwelt nicht durchkommen.
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Moritz Jäger-Roschko
Position des Zitatinhabers
Experte für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace
Kreisförmiges Bild
Aus
Aktivist:innen halten in verschiedenen Sprachen Banner mit der Botschaft, Plastik zu reduzieren

Viele Sprachen, eine Botschaft: Zum Beginn der letzten Verhandlungsrunde in Busan am 25.11.2024 fordern Aktivist:innen aus verschiedenen Ländern wirkungsvolle Maßnahmen gegen die Plastikverschmutzung.

Bilanz der bisherigen Verhandlungen ernüchternd - trotz kleiner Lichtblicke

Die Verhandlungsrunde im Frühjahr 2024 endete in Kanada bereits mit einem Minimalkompromiss, die Fronten zwischen den Ländern sind verhärtet. Trotzdem sollten die Verhandlungen wie geplant im Dezember in Südkorea abgeschlossen werden. Immerhin konnten sich zuletzt die Länder zum ersten Mal auf technische Arbeitsgruppen einigen, die bis zur aktuellen Runde weiterarbeiteten. Greenpeace kritisiert die andauernde Blockade durch die Öl- und Plastik-Lobby.

Insbesondere Saudi-Arabien und China haben gemeinsam mit der petrochemischen Industrie alles daran gesetzt, ein wirksames globales Abkommen zu untergraben. Mehrere der Berichte, die als Grundlage für die Vertragsverhandlungen dienen sollen, stammen von einem Berater mit Verbindungen zur Öl- und Gasindustrie. Es wird für Recycling und Clean Ups lobbyiert, für Müllverbrennung und sogenanntes chemisches Recycling. Es wird versucht, den Fokus von verbindlichen Regeln zur Reduktion der Plastikproduktion wegzulenken. So kündigte Iran eine Koalition mit Saudi-Arabien, China, Russland und anderen Ländern mit großen petrochemischen Industrien an, um sich für einen Vertrag einzusetzen, der den Schwerpunkt auf die Abfallwirtschaft legt und nicht auf den gesamten Zyklus von Kunststoffen, wie es in der Resolution zum Abkommen heißt.  

43 Länder, darunter Deutschland und die EU, haben sich öffentlich zu einer Reduktion der Plastikproduktion bekannt. Peru und Ruanda fordern sogar konkret, dass bis 2040 insgesamt 40 Prozent weniger Plastik produziert werden soll. Greenpeace setzte sich bei den Verhandlungen erneut stark dafür ein, dass die Senkung der Plastikproduktion Teil des Abkommens wird.

  • Auf einem symbolischen Meer aus Menschen schwimmt das Abbild einer überdimensionierten Flaschenpost voller Plastikmüll.

    Vor dem Kanzleramt am 7. Mai 2023: Auf einem symbolischen Meer aus über 400 Menschen schwimmt das Abbild einer überdimensionierten Flaschenpost voller Plastikmüll.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Plastics Message Projected in Washington GP0STWB7B

    Weltweit fordern wir von Staats- und Regierungsoberhäuptern, sich für ein starkes UN-Plastikabkommen einzusetzen. Hier appelliert Greenpeace US am 15. Mai 2023 in Washington an Präsident Joe Biden.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Projektion Plastik London GP0STWFP4

    Greenpeace UK richten ihre Forderung in London am 23. Mai 2023 an Umweltministerin Therese Coffey.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Projektion Plastik Berlin GP0STWFYZ

    Greenpeace Deutschland fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am 24. Mai 2023 auf, sich gegen die Plastikflut einzusetzen und für ein starkes globales Abkommen zu sorgen.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Plastik Protest Paris GP0STWH0R

    Während der zweiten Verhandlungsrunde protestiert Greenpeace am 27. Mai 2023 in Paris...

    Überspringe die Bildergalerie
  • Kunstinstallation Paris Plastik Protest GP0STWH5A

    ...und präsentiert dabei die Kunstinstallation "#PerpetualPlastic Machine" vom kanadischen Künstler und Aktivisten Benjamin von Wong.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Installation: Aus einem überdimensionierten Wasserhahn tropft Plastik, davor Menschen mit einem Banner "Strong global plastic treaty now".

    Mit der Installation eines plastiktropfenden Wasserhahns protestieren Aktivist:innen vor den Verhandlungen in Ottawa am 21. April 2024 für ein starkes Plastikabkommen .

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Historische Chance eines Abkommens: die Bedeutung von Nairobi

“Auch, wenn die Verhandlungen bislang nicht zufriedenstellend laufen”, sagt Moritz Jäger-Roschko, “ist die Tatsache, dass überhaupt verhandelt wird, nicht selbstverständlich und ein Erfolg der globalen Umweltbewegung. Im März 2022 haben die Vereinten Nationen in Nairobi mit einer Resolution beschlossen, der globalen Plastikkrise gemeinsam ein Ende setzen zu wollen. Greenpeace und viele weitere Umweltschutzorganisationen haben seit Jahren auf einen solchen Moment hingearbeitet.”

Am 2. März 2022 verkündete die Umweltversammlung der Vereinten Nationen das Mandat, dass alle beteiligten Länder Verhandlungen über ein rechtsverbindliches globales Abkommen zur Plastikvermeidung aufnehmen, und zwar eines, das den gesamten Zyklus der Plastikverschmutzung abdeckt – von der Produktion bis zu Kunststoffabfällen in den Meeren. Zum ersten Mal sollte von einem Gremium der Vereinten Nationen das Plastikproblem insgesamt angegangen werden: Jeder Produktionsschritt soll dabei auf den Prüfstand kommen, ebenso die Entsorgung. Besonderes Augenmerk soll auf die Vermüllung der Meere liegen und wie man sie verhindern kann. Mögliche Gesundheitsschäden durch Kunststoffkontamination sollen zur Sprache kommen, denn wir nehmen mittlerweile Plastik mit der Nahrung und sogar mit der Atemluft auf. Eine echte Kreislaufwirtschaft wurde in Aussicht gestellt: Produkte und Materialien sollen von vornherein so gestaltet werden, dass sie wiederverwendet, wiederaufbereitet oder recycelt werden können.

Der Resolutionstext von 2022 klammert dabei nicht aus, dass die Vermüllung durch Plastik nicht bloß ein ökologisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem in vielen der ärmsten Länder der Erde ist. Die Rolle der “Wastepickers”, die dort anstelle eines staatlichen Recyclingsystems Plastikmüll sammeln, erfährt ebenfalls Anerkennung.

Die UN hatten erkannt, dass freiwillige Verpflichtungen der Industrie keine Wirkung zeigen. Auch Greenpeace hat dafür über Jahre Belege gefunden: Seien es illegale Müllhalden in Südostasien oder das Scheitern der freiwilligen Selbstverpflichtung von Kosmetikherstellern: Noch immer findet sich gesundheits- und umweltschädliches Plastik in den Produkten. 

Die Resolution enthält aber auch Schwächen, bleibt schwammig und lässt Platz für Auslegungen. Zudem ist klar: Dieser Text ist nicht das fertige Abkommen. Daran haben die Staaten die vergangenen Jahre in vier Verhandlungsrunden gearbeitet. Wie umfassend und gut das Abkommen sein wird, wird die nächste und letzte Verhandlungsrunde zeigen. 

Die Vorstellungen für ein ambitioniertes globales Plastikabkommen haben die Umweltverbände bereits gemeinsam veröffentlicht. In Deutschland fordert Greenpeace zum Beispiel eine umfassende und materialunabhängige Mehrwegpflicht vom Einzelhandel über die Gastronomie bis hin zum Onlinehandel, die Sie mit Ihrer Unterschrift hier unterstützen können.

Weltweite Umfrage: Menschen wollen weniger Plastik

Dass die Bevölkerung sich diesen Wandel wünscht, zeigt eine Umfrage. Im Februar dieses Jahres befragte das Meinungsforschungsinstitut Censuswide online im Auftrag von Greenpeace International insgesamt gut 19.000 Menschen in Deutschland und 18 weiteren Ländern, wie sie zur Plastikkrise stehen. Das Ergebnis der weltweiten Umfrage ist eindeutig: Vier von fünf Befragten wollen, dass künftig weniger Plastik produziert wird. 90 Prozent der Befragten sprechen sich zudem für die Umstellung von Einweg-Plastikverpackungen auf Mehrweg-Alternativen aus. 75 Prozent wollen sogar ein Verbot von Einweg-Plastikverpackungen. „Die Umfrage zeigt, dass die Menschen die Plastikkrise stoppen wollen”, sagt Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace. „Die Staats- und Regierungschefs sollten diesen gesellschaftlichen Rückenwind nutzen und ein verbindliches Reduktionsziel festlegen.” Gleichzeitig wird deutlich, dass in vielen Ländern breite Unterstützung für weniger Plastikproduktion besteht, die jeweiligen Regierungen aber keine entsprechende Position vertreten. 

Die weltweite Kunststoffproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren  verdoppelt und erreicht über 500 Millionen Tonnen pro Jahr. Ohne drastische politische Regulierungen wird sie sich im Vergleich zu 2019 bis 2050 voraussichtlich fast verdreifachen und bis dahin mindestens 13 Prozent unseres weltweit noch verbleibenden Kohlenstoffbudgets verbrauchen, wenn wir die Klimaerhitzung unter 1,5 °C halten wollen. 

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/plastik-abkommen

Für ein starkes UN-Plastikabkommen!

Plastik ist ein massives, globales Problem. Mit meiner Unterschrift unterstütze ich die Petition von Greenpeace an Umweltministerin Steffi Lemke, sich für ein starkes UN-Plastikabkommen einzusetzen.

Jetzt unterzeichnen!
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum

Die Produktion von Plastik verbraucht weltweit enorme Mengen endlicher Ressourcen und verschmutzt zunehmend die Welt. Jährlich werden nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit 400 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert, davon werden nur neun Prozent recycelt. Laut Alfred-Wegener-Institut landen jede Minute umgerechnet zwei LKW-Ladungen an Plastikmüll im Meer. Plastik gefährdet Ökosysteme und Lebewesen: Selbst in der Arktis, dem Regen, der Atemluft und menschlichen Organen wird Mikroplastik gefunden. Wissenschaftler:innen warnen bereits vor den dramatischen Folgen des gegenwärtigen Plastik-Zeitalters.

“Die Plastikvermüllung gefährdet jeden Winkel unseres Planeten, Plastik ist allgegenwärtig”, so Jäger-Roschko. “Es stellt schon jetzt ein massives Problem für die Umwelt und unsere Gesundheit dar. Nur wenn in Zukunft weniger Plastik produziert wird, können wir die Plastikkrise noch stoppen. Das Abkommen bietet eine historische Chance, gemeinsam die Plastikverschmutzung einzudämmen und für eine Welt einzustehen, die auch morgen noch lebenswert ist.”

(Der Artikel wurde am 7. März 2022 erstveröffentlicht und zuletzt am 02. Dezember 2024 aktualisiert.)

Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren

Mehr zum Thema

Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 25.11.2024

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren