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Zu diesem Urteil kommt der Energiefachmann Thiemo Nagel, der im Auftrag der grünen Bundestagsabgeordneten Bärbel Höhn eine Analyse der Energieversorgung in Deutschland durchgeführt hat. Seine Auswertung basiert auf den Daten der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E für die Jahre 2009 bis einschließlich 2011.
Deutschland hat 2011 zwar Strom importiert, aber das war auch in den Jahren davor schon der Fall. Stromimporte, so Nagel in seiner Auswertung, seien kein Zeichen von Knappheit gewesen, sondern folgten rein ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Demnach werde Strom dort produziert, wo er am günstigsten ist. Für Deutschland folgt daraus ein wiederkehrendes Schema, nach dem im Winter exportiert und im Sommer importiert wird.
Deutschland hat auch 2011 einen Überschuss produziert
Zunächst sah es zwar so aus, als ob sich die Befürchtung bestätigt, Deutschland müsse die AKW-Leistung nun durch Importe ausgleichen. Bereits im April begann Deutschland, Strom zu importieren - in einem Monat, der zuvor noch zum Exportzeitraum gehört hatte. Aber im Laufe des Jahres glich sich die Verlaufskurve immer mehr an die letzten beiden Jahre an und bereits im Oktober exportierte Deutschland wieder.
Über das ganze Jahr gerechnet hatte Deutschland mit einem Netto-Export von 6000 Gigawattstunden (GWh) sogar einen Stromüberschuss. Wie groß der Einfluss der ersten zweieinhalb Monate von 2011 auf diese positive Bilanz ist, könne erst mit der 12-Monatsbilanz von März bis März endgültig geklärt werden, so Nagel.
Laut der Auswertung musste nur die Leistung von 1,5 Atomkraftwerken durch Strom aus dem Ausland ausgeglichen werden. 4,5 AKWs wurden dagegen im Inland kompensiert. Zwei AKW, Brunsbüttel und Krümmel, hat Nagel aus dieser Rechnung ausgeklammert, da diese wegen Pannenserien seit 2007 ohnehin fast ständig außer Betrieb waren.
Atomnation Frankreich bekam Strom aus Deutschland
In diesem Zusammenhang ist eine Falschmeldung in ausländischen Medien aus dem Februar interessant. So kursierte in Frankreich, Russland und der Slowakei die Meldung, dass Deutschland aufgrund von Engpässen in der Stromversorgung fünf der abgeschalteten AKW wieder in Betrieb genommen habe. Grund für die Ente war vermutlich ein Übersetzungsfehler. Für viele schien diese Nachricht wohl nachvollziehbar, da genau die Situation eingetroffen war, die besonders für Kritiker der AKW-Abschaltung lange ein Argument war. Extreme Kälte, hoher Strombedarf, wenig Sonne und Wind und zudem Engpässe in der Gaslieferung aus Russland - wie soll Deutschland da ohne Atomstrom klarkommen?
Tatsächlich kam Deutschland ausgezeichnet mit dieser Herausforderung klar. Man kann es wohl als Ironie des Schicksals bezeichnen, dass ausgerechnet Frankreich - die Atomnation schlechthin - Strom aus Deutschland importieren musste. 80 Prozent des Bedarfs deckt Frankreich über Atomstrom. Die Bürger wurden in den kritischen Tagen zum Stromsparen aufgefordert und die Strompreise kletterten auf astronomische Höhen.
Die Abschaltung von acht Atomkraftwerken hat sich nicht nachteilig auf die Versorgungssicherheit ausgewirkt. Deutschland hat die Feuerprobe bestanden, sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. Viel schlechter war es um die Atomnation Frankreich bestellt, was für atomkraftfreundliche Köpfe schwer zu schlucken ist. Lieber glauben sie an Probleme in Deutschland und das Wiederanfahren von Atomkraftwerken. Doch es wäre gut, sich an die Fakten zu halten, denn Atomkraft ist verzichtbar.