Riskanter Rückfall nach Fukushima
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Japan kehrt zurück zur Atomkraft, mit Sendai II geht der zweite Meiler wieder ans Netz. Dabei zeigten dort die vergangenen zwei Jahre, dass Atomstrom ein Auslaufmodell ist.
Der Schock von Fukushima sitzt tief. Jedenfalls sollte man das meinen. Doch die Verdrängungsmechanismen der japanischen Regierung arbeiten auf Hochtouren. Obwohl die japanischen Atomkraftwerke unzählige Sicherheitsmängel aufweisen und eine breite Öffentlichkeit im Land gegen Atomenergie ist, geht heute wider jede Vernunft ein weiterer Reaktor ans Netz: Sendai 2 in der Präfektur Kagoshima folgt auf den ersten Meiler des Kraftwerks, der bereits im August wieder hochgefahren wurde.
Dass sich Japan wieder der Atomkraft zuwendet, entspricht keiner energiepolitischen Notwendigkeit. Nach der Fukushima-Katastrophe im März 2011 entschied die japanische Regierung, im darauffolgenden Jahr sämtliche kommerziellen Atomreaktoren abzuschalten – in den fast zwei Jahren danach kam Japan problemlos ohne Atomstrom aus.
Während die Regierung im Verbund mit der Internationalen Atomenergiebehörde die Folgen von Fukushima verharmlost, drängt im Hintergrund die Industrie auf ein Wiederanfahren ihrer Meiler. Die Nachwirkungen des Unglücks sind allerdings nach wie vor präsent, ganz gleich, wie sehr man sie in Japans Führungsriege zu ignorieren versucht. Noch immer ist der Bezirk Iitate in der Fukushima-Präfektur unbewohnbar, dennoch will die Regierung unter Premierminister Abe die ehemaligen Bewohner zurücksiedeln – in eine Gegend, die verstrahlter ist als das Sperrgebiet um Tschernobyl, so ergaben Greenpeace-Messungen.
Atomenergie hat in Japan keine Zukunft
Gehen die Atomreaktoren wieder ans Netz, ist Japan vor einer weiteren Katastrophe wie in Fukushima keinesfalls geschützt. Etliche der über 40 Reaktoren sind überaltert, nicht ausreichend erdbebensicher oder bergen andere Risiken: So liegt etwa Sendai nur 50 Kilometer entfernt von einem aktiven Vulkan.
Den Risiken zum Trotz will die japanische Regierung bis 2030 wieder 22 Prozent des landesweiten Energiebedarfs mit Atomstrom decken. Ein unerreichbares Ziel, wie eine Greenpeace-Analyse ergab: Realistisch sind zwei bis acht Prozent. Zu einem vielleicht sehr hohen Preis.
„Atomenergie wird keinen nennenswerten Beitrag zur japanischen Energieversorgung leisten – weder jetzt noch in absehbarer Zukunft“, sagt Mamoru Sekiguchi, Energie-Experte von Greenpeace Japan. Die Alternative sind Erneuerbare Energien, die in Japan gerade stark ausgebaut werden – und genau darum den Atomlobbyisten eine Heidenangst einjagen.
Die Bürger im Umland lassen sich den riskanten Rückfall in die Atomkraft nicht widerstandslos gefallen: „Das Wiederanfahren wird vor Gericht angefochten, die Berufungsverfahren sind im Gange“, so Sekiguchi. „Die Menschen aus der Region Kagoshima kämpfen für ihr Recht, frei von den Gefahren der Sendai-Reaktoren zu leben.“