IAEA-Bericht zu Atomkatastrophe mangelhaft
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Die Internationale Atomenergiebehörde unterstützt Japans Präsident Abe bei seinem strammen Kurs zurück in die Atomkraft. Gemeinsames Ziel: Die Katastrophe von Fukushima verharmlosen.
Der neue Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA „The Fukushima Daiichi Accident–Report by the Director General” will einen aktualisierten Überblick geben über Ursachen und Folgen der Atomkatastrophe in Fukushima; er ist Thema auf der jährlichen Generalkonferenz der IAEA in Wien. Greenpeace kritisiert den Bericht jedoch gemeinsam mit japanischen Bürgerinitiativen als unwissenschaftlich, mangel- und fehlerhaft. Die Kritik ergeht in einem offenen Brief an den Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano.
„Es wirkt, als wäre der Fukushima-Bericht der IAEA eher ein Propagandainstrument der Atomindustrie als eine zuverlässige und ausgewogene Bewertung der Fukushima-Katastrophe“, sagt Jan Haverkamp, Greenpeace-Experte für Atomenergie in Prag. „Die Wahrheit ist, dass niemand weiß, wieviel Strahlung die Bevölkerung in den Tagen nach dem Unfall ausgesetzt war. Wenn man die Dosis nicht kennt, kann man nicht behaupten, es gäbe keine Folgen. Das ist politische Rhetorik und keine Wissenschaft.“
Ohne vollständige Klarheit und auf Basis mangelhafter Daten zieht die IAEA dennoch eindeutige Schlüsse zu Ursache und Ausmaß der Atomkatastrophe. Dabei werden die gesundheitlichen Folgen für die Menschen heruntergespielt, Japans Atomkrise wird falsch dargestellt.
Bevölkerung soll zurück in gefährlich verstrahlte Gebiete
Die japanische Regierung will die Evakuierungsorder für die Menschen in der Region Fukushima im März 2017 auslaufen lassen. Diese Entscheidung versucht der IAEA-Bericht zu rechtfertigen. „Dabei ist die Strahlung in den Gebieten, in die die Menschen zurückkehren sollen, alles andere als normal“, so Haverkamp. Durch die Aufhebung der Evakuierung verlieren tausende Menschen zudem ihr Recht auf Entschädigungszahlungen. Viele Bewohner wären aufgrund mangelnder Alternative gezwungen, in gefährlich verstrahlte Gebiete zurückzukehren, wie Greenpeace mit eigenen Radioaktivitätsmessungen belegt hat. Greenpeace-Experten entdeckten vor zwei Monaten in den betreffenden Regionen stark erhöhte Werte.
„Der IAEA-Bericht gibt vor, es herrsche nach einer Atomkatastrophe wieder Normalität“, so Haverkamp. „Damit unterstützt er aktiv die Agenda der Regierung von Ministerpräsident Abe. Deren eindeutiges Ziel ist es, den noch kräftigen öffentlichen Widerstand gegen das Wiederanfahren einiger Atomkraftwerke zu beseitigen.“
Greenpeace verlangt eine unabhängige internationale Kommission, die Ursachen und Folgen des Unfalls untersucht. Erst dann werden die Menschen einen ausgewogenen Bericht auf Basis von Fakten erhalten. Doch Ministerpräsident Shinzo Abe und seine Regierung wollen das Land zurück zur Atomkraft führen. Derzeit ist von 43 Atomkraftwerken in Japan nur eines in Betrieb. Die japanische Regierung will in den kommenden Jahren jedoch mindestens 35 Reaktoren erneut wiederanfahren.