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Im Inneren des Morslebener Lagers für abgebrannte Brennstäbe, einem ehemaligen Salzbergwerk.
© Bernd Hoff / Greenpeace

Atommüll - strahlendes Erbe für tausende Generationen

Es gibt weltweit kein sicheres Endlager

Die Genehmigung von Atomkraftwerken ist an den Nachweis einer sicheren Endlagerung des strahlenden Mülls gebunden. Dieses Endlager gibt es bis heute nicht.

Über 400 Atomkraftwerke weltweit produzieren jedes Jahr tausende Tonnen hoch radioaktiven Müll. Aber auch 60 Jahre nach Beginn der „zivilen“ Nutzung der Atomkraft existiert in keinem Land der Erde ein betriebsbereites Endlager für diese strahlenden und giftigen Abfälle.

Auch in Deutschland wächst die Menge des besonders gefährlichen Mülls – trotz Atomausstieg – jährlich weiter. Wenn im Jahr 2022 das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz geht, werden die Atomkonzerne rund 15.000 Tonnen hochradioaktiven Müll angehäuft haben.

Würde es nur um das Volumen dieser Abfälle gehen, wäre deren Entsorgung kein Problem: Die rund 29.000 Kubikmeter würden in drei große Sporthallen passen. Doch dieser gefährliche und hochgiftige Müll muss bis zu einer Million Jahre sicher von der Biosphäre isoliert werden. Denn er enthält beispielsweise Plutonium, das für Hunderttausende von Jahren ein tödliches Umweltgift ist. Wer nur ein millionstel Gramm davon einatmet, kann an Lungenkrebs erkranken. Weil jedes weitere Gramm Atommüll und jeder weitere Tag Laufzeit das Risiko durch Atomkraftwerke steigen lässt, kämpft Greenpeace auch weiterhin für einen beschleunigten Atomausstieg innerhalb der nächsten zwei Jahre.

Deutschlands verfehlte Atommüll-Politik

Ende der 70er Jahre wurde es in Deutschland eng für die Zukunftspläne der Atomindustrie. Denn der Betrieb der Atomkraftwerke ist an den Nachweis einer sicheren Entsorgung gebunden: Mangels Endlager wäre eigentlich schon damals Schluss gewesen mit dem Betrieb von Atomreaktoren in Deutschland - Neubauten wären gleich völlig unmöglich gewesen.

Doch die Atomindustrie sorgte mit Unterstützung der Politik über Jahrzehnte dafür, dass sie künstlich am Leben erhalten wurde. Immer wieder entwickelten die Atomkonzerne neue Kniffe, wie der Nachweis eines sicheren Endlagers umgangen werden konnte. Die jeweils verantwortlichen Politiker gossen diese Tricks der Atomkonzerne dann in die passenden Gesetze.

Trick 1: Wiederaufarbeitung in Deutschland

1981 verkündet die bayerische Staatsregierung unter Franz-Josef Strauß erste Pläne für eine so genannte Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im oberpfälzischen Wackersdorf. Entstehen soll dort die weltweit größte WAA für abgebrannte Brennstäbe. Die Atomindustrie verkauft die dort geplante Behandlung von jährlich rund 500 Tonnen Atommüll und deren Weiterverarbeitung zu neuen Brennelementen als eine Art Atommüllrecycling. Im April 1989 wird das Projekt Wackersdorf gekippt.

Trick 2: Wiederaufarbeitung im Ausland

Wackersdorf ist weg - die Lüge vom Brennstoffkreislauf bleibt. Nun lassen die Atomkonzerne den Müll in den Wiederaufarbeitungsanlagen im französischen La Hague und im britischen Sellafield behandeln. Rund die Hälfte der bis heute angefallenen abgebrannten Brennelemente aus deutschen Reaktoren wird in der Zeit von 1989 bis 2005 ins Ausland gebracht. Der Stopp kommt erst nach vielen Protesten im Zuge der Vereinbarungen des rot-grünen Atomkonsens.

Arbeitsplattform mit Kran über einem Abflussrohr der Wiederaufbereitungsanlage Cogema bei La Hague, Mai 1999

Als Wiederaufarbeitung wird die physikalische und chemische Bearbeitung von abgebrannten Brennstäben aus Atomkraftwerken in sogenannten Wiederaufarbeitungsanlagen (WAA) bezeichnet.

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Trick 3: Zwischenlagerung

Seitdem werden abgebrannte Brennelemente in Zwischenlagern an den Atomkraftwerken deponiert. Doch die Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in La Hague, die seit 1996 zurück nach Deutschland kommen, landen nicht wieder an den AKW-Standorten, aus denen der Müll stammt. Sie werden ins zentrale Zwischenlager nach Gorleben transportiert, das über dem gleichnamigen Salzstock steht. Dort sollen mit jedem Castorbehälter Fakten für einen Endlagerstandort Gorleben geschaffen werden.

Trick 4: Endlagerstandort Gorleben

Gorleben war Jahrzehnte lang der Alibi-Endlagerstandort der AKW-Betreiber. Doch der Salzstock in Niedersachsen ist für diesen Zweck denkbar ungeeignet. Statt eine wissenschaftlich seriöse Suche nach der bestgeeigneten Gesteinsformation zu starten, bestimmten die verantwortlichen Politiker 1977 den Salzstock im Landkreis Lüchow-Dannenberg zum Standort für ein Endlager - ohne eine einzige unterirdische Untersuchung. Diverse geologische Untersuchungen zeigten in den Folgejahren deutlich, dass der Salzstock zur Aufnahme hoch radioaktiven Mülls nicht geeignet ist. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes waren rein politische Gründe, wie die damalige Grenznähe, die geringe Bevölkerungsdichte und der Wunsch, zügig eine Lösung für das drängende Atommüllproblem präsentieren zu können. Erst 2020 kam es zu dem so lange geforderten echten Neustart bei der Endlagersuche: ergebnisoffen, vergleichend und bundesweit - unter Ausschluss des Standorts Gorleben.

Gescheiterte Endlager-Versuche

Wie schwierig die Suche nach einem geeigneten Endlagerstandort ist, zeigt der Umgang mit der Entsorgung schwach und mittel radioaktiver Abfälle. Deren Volumen wird nach Prognosen des Bundesamts für Strahlenschutz bis zum Jahr 2040 rund 280.000 Kubikmeter betragen – also knapp das Zehnfache des hochradioaktiven Abfalls. Hinzu kommen die radioaktiven Abfälle aus der Brennstoffkette, zum Beispiel aus dem Anreicherungsprozess und dem Abraum der Uranminen.

An zwei Orten in Deutschland wurden bereits schwach und mittel radioaktive Abfälle unterirdisch entsorgt, ein dritter ist dafür genehmigt. Nach nur drei Jahrzehnten stellte sich heraus, dass die Experten mit ihren Sicherheitsprognosen bei den ersten beiden Standorten völlig falsch lagen: Die „sicheren Endlager“ saufen ab oder brechen zusammen.

Asse II: In Westdeutschland wurde 1967 ein sogenanntes Versuchsendlager im ehemaligen Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel in Betrieb genommen. Bis 1978 wurden hier rund 126.000 Fässer und Gebinde mit Abfällen abgekippt und mit Salz bedeckt. Nur knapp 30 Jahre später muss die Betreibergesellschaft zugeben: Asse säuft ab. Tag für Tag fließen rund zwölf Kubikmeter Lauge ins Bergwerk. Dadurch könnte langfristig Radioaktivität ins Grundwasser gelangen. 2012 wird beschlossen, das radioaktive Material zu bergen. Ob damit 2022 oder erst 2036 begonnen werden kann, ist noch ungewiss. Die zu erwartenden Kosten für die Sanierung der Asse werden auf vier bis sechs Milliarden Euro geschätzt.

Morsleben: Das ehemalige Salzbergwerk in Sachsen-Anhalt wurde von der DDR ab 1971 als Endlager genutzt und nach der Wiedervereinigung weiterbetrieben. 1998 wurde die Einlagerung von schwach und mittel radioaktiven Abfällen per Gerichtsbeschluss gestoppt. 2001 stürzte der erste rund 5000 Tonnen schwere Gesteinsbrocken von der Grubendecke. Die Kosten der Schließung werden in die Milliarden gehen.

Schacht Konrad: Die ehemalige Eisenerzgrube nahe Salzgitter wurde im Jahr 2002 von der SPD-Landesregierung in Niedersachsen als Endlager genehmigt. Auch hier wird ein bestehendes Bergwerk genommen und soll als Endlager genutzt werden – ein Konzept, dass bereits in der Asse II und Morsleben versagt hat. Die Inbetriebnahme - ursprünglich für 2019 geplant - wurde mittlerweile auf 2027 verschoben.

Fakt: Atommüll ist extrem gefährlich und schwer zu lagern

Die radioaktiven Abfälle werden oft verharmlost. Atommüll muss 1 Million Jahre sicher, das heißt von der Biosphäre getrennt, gelagert werden, denn der Müll ist höchst toxisch für den Menschen (1 mg Plutonium ist tödlich). Dafür wird momentan ein geeignetes Endlager gesucht. Die Menschen haben schon genug Abfall produziert, braucht die Erde wirklich mehr?

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