Fünf Tipps für nachhaltiges Reisen
- Kurz und Knapp
Viele zieht es im Urlaub in die Sonne, um endlich mal wieder zu entspannen. Fünf Tipps für einen nachhaltigen Urlaub, wie wir beim Reisen Umwelt und das Klima schonen können.
1. Das Gute liegt so nah
Beim Urlaub zählt der gefühlte Abstand zum Alltag. Der ergibt sich aus der Reisezeit und nicht aus der Entfernung. Außerdem: Je näher das Urlaubsziel, desto kürzer die Anreise – umso mehr Zeit bleibt für die Erholung!
Warum also nicht mal Kitesurfen an der Ostsee statt in Marokko? Oder bei einer Radtour Deutschland erkunden? Der ADFC und mehrere Bundesländer haben besonders schöne Radstrecken zusammengestellt. Wer lieber mit dem E-Bike unterwegs ist, findet hier zahlreiche Verleihstationen. Umweltfreundlich ist auch ein Segeltörn mit einem gecharterten Boot auf der Ostsee, dabei kann eine Bordsolaranlage einen Teil des Stroms besonders nachhaltig erzeugen.
2. Klimafreundlich anreisen
Kurzstreckenflüge sollten grundsätzlich vermieden werden, weil sie das Klima und die Umwelt unverhältnismäßig stark mit CO2 und den noch schädlicheren Emissionen aus Stickoxiden, Ruß und Wasserdampf belasten. Ein Greenpeace-Report aus dem Jahr 2021 zeigt: Ein Drittel der Kurzstreckenflüge innerhalb Europas lassen sich bequem durch Bahnfahrten ersetzen, in weniger als sechs Stunden Fahrzeit. Urlaub mit dem Auto auf weiten Strecken ist ebenfalls sehr klimaschädlich.
Ein Beispiel: Eine Bahnfahrt von Hamburg nach Bordeaux und zurück erzeugt pro Kopf zwischen 0,01 und 0,11 Tonnen CO2 (je nach Verbindung). Mit dem Flugzeug wären es 0,48 Tonnen CO2 und mit dem Auto sogar etwa 0,65 Tonnen (wie gesagt: pro Kopf, die Rechnung gilt also für eine Einzelperson, die in den Urlaub fährt – bei einer vierköpfigen Familie fallen mit etwa 0,16 Tonnen pro Person deutlich weniger Emissionen an). Der CO2-Ausstoß mit dem Fernbus ist pro Kopf ähnlich hoch wie beim Bahnfahren, in unserem Beispiel liegen die Emissionen bei 0,09 Tonnen CO2 pro Person. Mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes lassen sich die CO2-Emissionen für verschiedene Verkehrsmittel sowie für andere Bereiche des alltäglichen Lebens wie Wohnen, Energie und Ernährung ausrechnen.
Am klimafreundlichsten reist man längere Strecken mit dem Fernbus und per Fern- oder Nachtzug. Auch der Geldbeutel wird geschont. Im deutschen Nahverkehr ermöglicht das Deutschlandticket kostengünstige Reisen mit Regionalbahn und Regionalexpress sowie im ÖPNV in den Städten. Für europäische Ziele gibt es oft spezielle Angebote für Kulturreisen oder Städtetrips. Ebenfalls können sich Gruppentarife oder der europäische Bahnpass Interrail lohnen.
Wenn es doch das Auto sein muss, fährt klimafreundlicher, wer ein Elektroauto besitzt und mit grünem Strom fährt. Wer keines besitzt, kann sich für den nachhaltigen Urlaub einen Elektrowagen mieten. Auch mit einem Verbrenner können wir das Autofahren zumindest in einem gewissen Umfang klimafreundlicher gestalten, wenn wir das Gaspedal nicht bis zum Anschlag durchdrücken und stattdessen eine Geschwindigkeit von 100 km/h einhalten. Bei einem E-Auto erhöht langsames Fahren außerdem die Reichweite. Auch weniger Gepäck spart Gewicht und beim Verbrenner Treibstoff. Es gibt noch weitere Tipps, um beim Autofahren bis zu 30 Prozent Sprit zu sparen. Das schont Urlaubskasse und Klima gleichzeitig.
Wenn es trotzdem ein Flug sein soll, können wir alle versuchen, die CO2-Emissionen möglichst gering zu halten. Dazu empfiehlt es sich, Direktflüge zu bevorzugen, da Starts und Landung besonders viel CO2 verursachen. Außerdem trägt weniger Gepäck zu einem niedrigeren Kerosinverbrauch bei und wer veganes Essen vorbestellt, hat bei der Verpflegung einen geringeren CO2-Fußabdruck. Fluggesellschaften rund um den Globus wetteifern miteinander, wer die grünsten und nachhaltigsten Ankündigungen gemacht hat. Ein Report von Greenpeace-Österreich zeigt aber, dass viele Airlines Greenwashing betreiben und die weltweiten Treibhausgasemissionen der Flugbranche in den letzten Jahren sogar um 3,4 Prozent gestiegen sind. Für das Klima lohnt es sich daher am meisten, auf Fernreisen per Flugzeug möglichst zu verzichten oder sie nur sehr selten zu unternehmen.
Ein Beispiel: Die Emissionen etwa auf der Strecke Berlin – Gran Canaria und zurück betragen durchschnittlich 1,35 Tonnen CO2 – pro Person! Damit ist mit einem Hin- und Rückflug fast das gesamte klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen von 1,5 Tonnen CO2 erreicht. Mit dem restlichen CO2-Ausstoß durch Autofahren, Ernährung, Energie und in allen anderen Lebensbereichen wird das Budget um ein Vielfaches überstiegen.
Wer auf weite Reisen außerhalb Europas nicht verzichten möchte, findet auch umweltfreundlichere Alternativen wie Fernreisen mit dem Zug. Auch Segelkreuzfahrten bieten sich an, um fernere Ziele zu entdecken und sind dabei viel umweltschonender als herkömmliche Kreuzfahrten.
3. Ökologisch unterkommen
Bei der Wahl der Unterkunft gibt es für jede Vorliebe eine ökologische Alternative. Ferien auf einem Biohof bieten sich für Familien mit Kindern an, die einen Ausgleich zum Stadtleben suchen. Auch Camping mit dem Zelt ist nachhaltig und eignet sich sowohl für Familien- als auch Abenteuerurlaub. Personen, die allein reisen und ein schmales Budget haben, können auf Biohöfen bei Mithilfe gegen Kost und Logis wohnen. Wer mag, kann beim Couchsurfing gratis in jedem Land der Welt bei Menschen unterkommen. Dabei lernt man Land und Leute weitaus besser kennen als in einem Hotel!
Geld- und ressourcenschonend ist auch die Variante, Wohnungen oder gleich ganze Häuser mit anderen Menschen zu tauschen. Aber auch klassische Hotels und Ferienhäuser oder Campingplätze gibt es in der umweltschonenden Variante.
Darauf können wir bei der Wahl der Unterkunft achten:
- gute Anbindung an den Nahverkehr oder Fahrradverleih
- gesundes Angebot an Bio-Kost
- Beachtung der Mülltrennung & Plastikvermeidung
- bewusster Umgang mit Wasser und Energie: keine Mini-Bars auf den Zimmern, kein Pool, kein Golfplatz, Öko-Strom
4. Nachhaltig essen
Im Prinzip gilt hier nichts anderes als das, was wir auch zu Hause beachten können: Am besten zu regionalen Bio- und Fairtrade-Produkten greifen. Sofern vorhanden, viel vegetarisch oder, noch besser, vegan essen sowie darauf schauen, dass die Produkte wenig verarbeitet sind und zurzeit Saison haben. Mit dem Restaurantführer HappyCow lassen sich an vielen Urlaubsorten gesunde vegane Restaurants aufspüren. Mehr Tipps für eine nachhaltige Ernährung haben wir hier zusammengestellt.
Und einfach regionale Spezialitäten bevorzugen – Wer braucht schon Steak in Spanien? Dann doch lieber leckere Tapas aus frischen Zutaten.
5. Naturschonendes Verhalten im nachhaltigen Urlaub
“Ich packe meinen Koffer…” - Schon vor der Reise können wir Klima und Ressourcen schonen, indem wir Kleidung und Ausrüstung gebraucht kaufen oder leihen. Camping- oder Skiausrüstung und Badezubehör wie Schnorchel und Flossen benötigen wir oft nur einmal im Jahr, danach sind sie regelrechte Platzfresser im Keller. In den Schrank schauen: Strandmatte, Badeschuhe und Sonnenhut brauchen wir nicht mehrfach. Daher möglichst in Ruhe packen, so dass wir vor Ort nichts zum zweiten Mal kaufen müssen.
Auch am Urlaubsziel lassen sich der Ausstoß von Treibhausgasen und Schäden an der Umwelt verringern. Besonders klimafreundlich sind Wander- und Radurlaube oder Kanutouren. Ansonsten lohnt es sich, ein Reiseziel mit gutem öffentlichem Nahverkehr zu wählen. Besser als ein kompletter Urlaub mit dem Auto ist die Anreise per Bahn, vor Ort lässt sich dann häufig ein Fahrrad ausleihen oder Carsharing nutzen. Wer darauf achtet, dass die Ferienwohnung zentral gelegen ist, kann Restaurants, Sehenswürdigkeiten und den Strand auch oft zu Fuß erreichen.
Viele kleine Schritte helfen dabei, die Umwelt und das Klima zu schonen. In der Unterkunft können wir selbst darauf achten, im Wasser zu sparen und nicht mehr Wasser zu verbrauchen als die Bevölkerung vor Ort. Die Handtücher müssen nicht jeden Tag gewechselt werden. Außerdem: Licht und Fernseher ausschalten, wenn man das Zimmer verlässt. Wer die Klimaanlage ausgeschaltet lässt, spart zusätzlich Energie. Mehr Tipps für einen klimafreundlicheren Alltag finden sich hier.
Bei Ausflügen sollten wir Natur respektieren, das heißt auf markierten Wegen bleiben, um die Tiere in den umliegenden Lebensräumen nicht zu stören und keinen Müll liegen lassen. Leider landet an beliebten Urlaubsorten immer wieder tonnenweise Plastik am Strand und somit im Meer. Wer dem entgegenwirken möchte, kann im Urlaub an einer Clean-up-Aktion teilnehmen. Wer vor dem Baden herumliegende Plastiktüten und Flaschen einsammelt und bei Instagram beispielsweise mit dem Hashtag #5thingsclean postet, inspiriert vielleicht gleich noch ein paar Follower:innen. Und an einem sauberen Strand ist es viel schöner, das Handtuch auszubreiten.
Um nachhaltig im Urlaub unterwegs zu sein, sollten wir Müll vermeiden, da Mülltrennung und Recycling je nach Urlaubsziel unterschiedlich gut funktionieren. Unverpackt oder Mehrweg sind die besten Alternativen, mehr Tipps für weniger Plastik gibt es hier. Auf dem Markt oder im Bioladen können wir mit eigenem Stoffbeutel einkaufen und Trinkflaschen mit Leitungswasser auffüllen, sofern das Wasser aus dem Hahn trinkbar ist, ansonsten hilft auch ein Wasserfilter. In einigen Städten wie Rom gibt es sogar an jeder Straßenecke eine Zapfsäule mit frischem Quellwasser.
Für viele Urlaubsaktivitäten kommen umweltfreundliche Alternativen infrage. Surfen, Klettern, Mountainbiking oder Langlauf statt Speedboat oder Abfahrtski fahren. Wer im Meer schwimmen will, sollte bei der Wahl der Sonnencreme darauf achten, dass sie korallenfreundlich ist oder sich am besten erst nach dem Baden eincremen.
Und schließlich: bevor es zurück nach Hause geht als Souvenirs keine seltenen Pflanzen- oder Tierprodukte kaufen – besser zu lokalen Erzeugnissen greifen wie Wein aus der Pfalz, spanischem Olivenöl oder französischen Macarons.
Mehr Tipps für den Alltag:
Auf Greenwire gibt es noch weitere Tipps für einen nachhaltigeren Alltag, Möglichkeiten sich zu vernetzen sowie Hinweise auf spannende Veranstaltungen in der Nähe. Außerdem haben wir hier weitere Tipps zusammengestellt, um Plastik und Müll zu vermeiden, sich umwelt- und klimafreundlich zu ernähren und und und ... :