Jetzt spenden
Protestierende mit Googlemaps-Pin vor Amazon Konzernzentrale am Black Friday
© Matthias Balk / Greenpeace

Black Friday: Amazon befeuert Klima- und Artenkrise

Naturzerstörung als Geschäftsmodell – das ist Amazons Motto. Am Black Friday, dem Symbol und Höhepunkt des Konsum-Irrsins, protestieren Greenpeace-Aktivist:innen dagegen.

Vor der Amazon-Zentrale in München bleiben Menschen interessiert stehen. Ein riesiger, roter Google-Maps-Pin ist dort aufgebaut. Seine Aufschrift lautet “Artensterben beginnt hier”. Die vernichtende Bewertung: 0 von 5 Sternen. Doch warum beginnt hier das Artensterben, was hat Amazon damit zu tun?

“Eine ganze Menge”, sagt Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft. Denn Amazon treibe den Trend nach immer schnelleren Lieferungen voran, wodurch der Verpackungsmüll wachse. Kamen vor wenigen Jahren noch zwei oder drei Produkte in einem Karton, wird inzwischen fast jedes Produkt einzeln verpackt und geschickt. Die Folge: Wälder werden abgeholzt, Lebensräume verschwinden – Tier- und Pflanzenarten leiden. Allein mit den Luftkissen von Amazon-Verpackungsmüll aus dem Jahr 2010 könnte man den Planeten 600 Mal umwickeln – und bis zu 10,7 Millionen Kilogramm der Plastikverpackungen landen weltweit in Gewässern und Ozeanen.  Das entspricht dem Äquivalent einer Lieferwagenladung alle 67 Minuten. Nicht zuletzt für das Klima ist der Effekt ebenfalls fatal, etwa durch den CO2-Ausstoß bei den Lieferungen. „Die Amazonisierung des Alltags ist ein Brandbeschleuniger für Naturzerstörung und Artensterben”, so Wohlgemuth daher. 

Viola Wohlgemuth
Amazon befeuert die radikale Zerstörung unseres Planeten und muss gestoppt werden.

Viola Wohlgemuth

Greenpeace-Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft

Viola Wohlgemuth
Zitat
Amazon befeuert die radikale Zerstörung unseres Planeten und muss gestoppt werden.
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Viola Wohlgemuth
Position des Zitatinhabers
Greenpeace-Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft

Gerade in dieser so genannten Black Week mit dem “Höhepunkt” des Black Friday sticht ins Auge, wie sehr sich das Amazon-Geschäftsmodell in den Alltag übertragen hat. Schon seit Tagen sind alle Werbekanäle voll mit verschiedensten Rabatt-Anzeigen. Amazon hat in Deutschland marktbeherrschende Stellung, rund 56 Prozent des deutschen Onlinehandels wurden 2021 bereits über den Konzern abgewickelt. Und: Schon 10 Prozent der Amazon-Kunden kaufen online nirgendwo anders mehr ein als bei dem generalistischen Konzern. Auch als Informationsportal spielt er eine entscheidende Rolle - fast zwei Drittel der für eine Studie befragten Konsument:innen recherchieren bei Amazon, auch wenn sie hinterher woanders kaufen.

25 Greenpeace-Aktive wollen daher auf die Folgen des Konsumwahns aufmerksam machen und protestieren seit dem Morgen gegen das Geschäftsmodell des Konzerns. Neben dem Google-Maps-Pin haben sie auch das Firmenlogo “angepasst”. Dort steht nun deutlich zu lesen “amazon crime”. Zudem hängt ein großes Banner mit der Aufschrift “Black Friday: Naturzerstörung als Geschäftsmodell” an der Glasfassade von Amazon. 

Der Protest geht auch im Internet weiter: User:innen haben schon morgens begonnen, auf Google Maps die Amazon-Bewertungen mit mehr Wahrheit zu unterfüttern – Wahrheit darüber, was der irrsinnige Umgang mit Ressourcen für Folgen hat. "Amazon Crime. Hier beginnt die Naturzerstörung", hat etwa eine Userin geschrieben, "Habe versucht eine intakte Umwelt zu bestellen, ist aber zur Zeit nicht verfügbar..." ein anderer (Update 28.11.: Inzwischen sind die neuen Bewertungen gelöscht worden). Einen Livestream zu der ganzen Aktion schaltet die Influencerin freiraumreh auf der Plattform Twitch.

Protest against Waste of Resources at Amazon Munich

Kletternde Aktive bringen die Protestbanner am Gebäude an

Was Black Friday und Ressourcenverbrauch anrichten

Den Black Friday brachte Amazon erst 2008 nach Europa, in diesem Jahr wollen laut Prognosen der Black Friday GmbH die Deutschen im Schnitt schon 300 Euro an diesem Tag ausgeben. Schwer vorstellbar, dass es sich ausschließlich um dringend benötigte Produkte handelt. 

Doch solch exzessiver Konsum und der damit einhergehende Ressourcenverbrauch haben massive Kehrseiten, und dazu gehört nicht nur der wachsende Berg aus Verpackungsmüll. Auch die Zahl der Retouren steigt bei unüberlegtem Shopping-Rausch, und was mit diesen geschieht, ist leider alles andere als berauschend: Amazon zerstört seit Jahren illegal Retouren und auch unverkaufte Neuwaren, wie Greenpeace-Recherchen belegen. Ressourcen für die Tonne. 

Abgeholzte Baumstämme

Biodiversitätsverluste sind eine Folge der Klimakrise. Aber auch unser Hunger nach Ressourcen ist eine der Ursachen für das weltweite Artensterben.

mehr erfahren

Nach Berechnungen des Weltressourcenrates sind mit der Ausbeutung und Verarbeitung von Ressourcen bereits jetzt über 90 Prozent des Verlustes der Artenvielfalt verbunden. Auch etwa die Hälfte der Treibhausgasemissionen hängen damit zusammen, ein weiteres unterschätztes Problem – alleine durch den Transport der Pakete zu Lagern und Geschäften in Europa während der Black Week werden laut Prognosen 1,2 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Das sind 94 Prozent mehr als in einer durchschnittlichen Woche – und entspricht 3.500 Hin- und Rückflügen von Paris nach New York. 

Gerade erst betonte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) bei der COP27, dass es die Klimarettung nur mit einer Ressourcenwende geben werde. Wohlgemuth ergänzt, dass dieses für den Artenschutz ebenso gilt: „Um dem Artensterben und der Klimakrise noch rechtzeitig zu begegnen, ist der Ressourcenverbrauch drastisch zu senken. Das geht nur mit einer grundsätzlichen Neuorientierung unseres auf permanentes Wachstum ausgerichteten Wirtschafts- und Konsummodells. Wir brauchen ein Ressourcenschutzgesetz mit absoluten Grenzwerten für den Ressourcenverbrauch in Deutschland.” 

Und: Geschäftsmodelle wie das von Amazon können wir uns nicht länger leisten. Im Kleinen können wir den Wandel alle schon leben. Greenpeace veranstaltet gemeinsam mit Partner:innen schon seit 2017 einen Gegenentwurf zur Black Week - die MAKE SMTHNG Week, in der sich Veranstaltungen in ganz Deutschland um  ein anderes Wirtschaften und nachhaltiges Leben drehen. Mehr dazu sowie Tipps für klugen Konsum in den folgenden Links.

Was wir alle selber tun können

Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren
Datum

Mehr zum Thema

Surfer auf dem Meer hält ein Banner "Strong Plastics Treaty Now!"
  • 02.12.2024

Die Verhandlung zum UN-Plastikabkommen endete ohne finales Abkommen. Die Positionen lagen so weit auseinander, dass keine Einigung möglich war. Eine weitere Verhandlungsrunde ist nun erforderlich.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 25.11.2024

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren