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Kuh mit Kalb auch einer Weide
© Maria Feck / Greenpeace

11 Fakten über Milchkühe

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“Mama Muh will rutschen”, wer das Kinderbuch kennt, weiß um die ungewöhnliche Lebensweise dieses Wiederkäuers. Außerhalb der Bilderbuchwelt sind die Wünsche der Kuh bescheidener. Welche das sind und was es mit dem Ausspruch “Das geht auf keine Kuhhaut” auf sich hat, zeigen unsere Fakten rund um die Milchkuh.

1. Das geht auf keine Kuhhaut

Der Ursprung dieser Redewendung, die sowas wie eine bodenlose Frechheit ausdrücken soll, liegt Jahre zurück: Im Mittelalter war man der Auffassung, dass der Teufel die menschlichen Sünden niederschreibt – auf Pergament, hergestellt etwa aus Kuhhaut. Im Vergleich zu Ziegen- oder Schafhaut ist die der Kuh zwar größer, ein langes Sündenregister passt aber auch auf keine Kuhhaut. 

2. Wie Kühe kommunizieren: mit Muh und Horn

“Du dumme Kuh” – noch so ein Sprichwort – tut der Kuh unrecht. Die Tiere sind neugierig, intelligent und verfügen über eine Sprache. Sie können Artgenossinnen an ihrem Muhen erkennen und tauschen sich über Erfahrungen aus – gute wie schlechte. 

Kühe sind sowieso soziale Tiere, sie gehen innerhalb einer Rinderherde oftmals langanhaltende Freundschaften ein. Um sich wohl zu fühlen, brauchen sie jedoch auch Abstand zu anderen Tieren – bis zu mehreren Metern. In herkömmlichen Ställen ist ihnen diese Möglichkeit verwehrt. Wenn Kühe sich jahrelang kennen und einschätzen können, ist auch Nähe gestattet. Ob und unter welchen Bedingungen eine Kuh sich der anderen nähern darf, klären die Tiere rasch über die Stellung der Hörner zum Körper. Die Hörner sind also keine Waffen, wie häufig angenommen wird, sondern dienen der Verständigung – die ihnen genommen wird: Im Alter von maximal sechs Wochen veröden Landwirt:innen in der Regel die Hornansätze der Kälber –  bis jetzt noch ohne Betäubung.

3. Der Kuhfladen: ein Hotspot der Artenvielfalt

Ein Kuhfladen hat im Schnitt einen Durchmesser von 30 Zentimetern, ist zwei Zentimeter hoch und zwei Kilogramm schwer – und dient Insekten als Nahrungsquelle und Lebensraum. Doch mit den Kühen auf der Wiese verschwinden auch ihre Hinterlassenschaften, denn die meisten Milchkühe stehen im Stall. Dabei würde ein Rind gut zehn dieser Rundstücke pro Tag auf der Weide verteilen. Im Monat produziert es somit bis zu einer Tonne Dung. Daraus entstehen 20 Kilogramm Insekten, wovon sich drei Störche oder 30 Stare ernähren können. Ein Weiderind versorgt im Jahr rund zwei Millionen Fliegen und Käfer – das entspricht einer Vierteltonne Insektenbiomasse. Mehr Wissenswertes zum Kuhdung gibt es in der “Ode an den Fladen”. Die im Überfluss ausgebrachte Gülle hingegen ist etwas anderes – sie führt zu Problemen auf dem Acker. 

4. Wie alt werden Kühe?

Eine Kuh kann bis zu 25 Jahre alt werden. Als Milchkühe werden sie jedoch bereits nach etwa fünf bis sechs Jahren wegen Krankheiten, Unfruchtbarkeit oder zu geringer Leistung aussortiert und durch jüngere ersetzt. Landwirt:innen wollen so Kosten durch Ausfälle oder Krankheiten vermeiden. Denn die einseitige Zucht auf maximale Milchleistung belastet die Gesundheit. Die ausgemusterten Tiere landen beim Schlachter und werden meist zu Hackfleisch verarbeitet.

5. Was ist der Unterschied zwischen Kuh und Rind?

Die Kuh ist ein Rind, ebenso wie ihre männlichen Artgenossen – das Wort Rind ist also ein Oberbegriff. Im ersten Lebensjahr werden die männlichen und weiblichen Tiere Jungrinder genannt. Danach ist das weibliche Rind eine Färse, nach der Geburt des ersten Kalbes nennt man sie Kuh.

6. Was macht die Kuh den ganzen Tag?

In erster Linie Gras fressen – und zwar bis zu zwölf Stunden am Tag: Gemächlich vorwärts schreitend umschlingen Kühe die Gräser mit der Zunge und reißen sie ab. Dass die Kühe beim Gehen fressen, hat einen Grund: Sie kommen durch die versetzte Vorderbeinstellung 15 Zentimeter tiefer Richtung Boden. So legen sie auf der Weide Strecken von etwa 13 Kilometern zurück. Stehen sie hingegen im Stall, schlimmstenfalls in Anbindehaltung, können sie sich gar nicht bewegen. Das Futter wird ihnen vorgesetzt und die Fresszeit verkürzt sich auf vier bis sieben Stunden.

Aber auch das Ruhen gehört zu den Grundbedürfnissen von Kühen. Sie liegen etwa sieben bis zwölf Stunden am Tag, diese Zeit nutzen sie auch zum Wiederkäuen. Zum Schlafen legen sie den Kopf gerne auf den eigenen Körper. Zudem verbringen Kühe Zeit mit der Pflege ihres Körpers. Dazu nutzen sie Zunge, Hörner und auch Klauen. Wenn die Haltungsbedingungen es ermöglichen, scheuern sich Rinder gerne an Bäumen, Sträuchern und Pfosten.

7. Wieviel Milch gibt eine Kuh?

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die durchschnittliche jährliche Milchleistung durch Zucht und Fütterung von 4700 Liter auf 8500 fast verdoppelt. Um das leisten zu können, kann sich die Kuh nicht mehr allein von Gras ernähren – sie würde hungern: Die Milchproduktion ringt der Kuh mehr Energie ab, als sie über das Gras täglich zuführen könnte. Der Tag ist quasi zu kurz, um ausreichend Gras fressen zu können. Bis zu 80 Kilogramm Futter muss die Milchkuh täglich zu sich nehmen, damit sie ihren gewaltigen Energiebedarf von 40.000 bis 50.000 Kalorien decken kann. Vor allem Mais- und Grassilage, Getreide, Sojaschrot und Raps. Eigentlich jedoch könnte die Kuh als Steppentier hervorragend von Gras leben. Als hochgezüchtete Turbokuh hingegen benötigt sie Kraftfutter. 

8. Muttergefühle: die Bindung zwischen Kuh und Kalb

Die wichtigste soziale Beziehung innerhalb der Kuhherde ist diejenige zwischen einer Kuh und ihrem Kalb. Unter natürlichen Umständen sondert sich die Kuh zum Gebären ihres Kalbes von der Herde ab. Dafür sucht sie einen geschützten Ort auf – etwa hinter einem Felsen oder in hohem Gras, bleibt dabei jedoch akustisch mit der Herde verbunden. Direkt nach der Geburt leckt die Kuh ihr Kalb intensiv ab, was eine starke Bindung zwischen beiden aufbaut, aber auch die Vitalität des Kalbes steigert. Entscheidend für die innige Beziehung ist nicht allein das Säugen, sondern vielmehr die Zeit, die Kuh und Kalb miteinander verbringen. Eine Trennung führt bei beiden zu hohem psychischem Stress. Auf einigen Bio-Höfen bleiben Kuh und Kälbchen bis zu 30 Wochen zusammen. In der konventionellen Landwirtschaft werden Kälber sofort von der Mutter getrennt und in eigene Boxen verfrachtet. Die im Euter der Kuh produzierte Milch – biologisch für die Versorgung des Nachwuchses vorgesehen – landet in Milchtüten verpackt in Supermärkten. Kühe geben nur dann Milch, wenn sie Kälber gebären. Daher bekommen sie Jahr für Jahr ein Kalb. 

9. Wie werden Kühe gehalten?

Die meisten Kühe stehen inzwischen in Deutschland das ganze Jahr im Stall, nur etwa ein Drittel der Rinder und nur jede fünfte Kuh kommt im Sommer noch auf die Weide. Zehn Prozent der Rinder werden in den Ställen sogar immer noch in der Anbindehaltung gehalten. Dort stehen sie mit Ketten oder anderen Vorrichtungen am Hals fixiert in Reihen eng nebeneinander. Vor ihnen der Futtertrog, hinter ihnen die Kotrinne. Oft sind die Flächen so knapp bemessen, dass die Tiere mit den Hinterbeinen in Fäkalien stehen. Sie können sich lediglich hinlegen und wieder aufstehen, wobei Letzteres beschwerlich ist, da Kühe beim Aufstehen Schwung holen und Platz nach vorne benötigen – den sie nicht haben. Sie können sich weder ihren Bedürfnissen entsprechend kratzen noch säubern, geschweige denn sich umdrehen oder ein paar Schritte gehen. Mit einem Gutachten hat Greenpeace belegt, dass diese Form der Tierhaltung gegen den Tierschutz verstößt.

10. Wieviel Milchkühe gibt es in Deutschland?

Im Jahr 2023 lebten in Deutschland etwa 3,8 Millionen Milchkühe. Die Menge der Milchkühe in Deutschland nimmt stetig ab – ebenso die Anzahl der Milchbauern. Die Milchmenge ist aber keineswegs rückläufig, da Zucht und Fütterung auf Milchleistung optimiert sind.

11. Was kann ich für Milchkühe tun?

Kühe gehören auf die Weide, nur dort können sie arttypische Verhaltensweisen ausleben. Mit einer Weidhaltung würde sich die Milchmenge allerdings deutlich verringern, wie eine Greenpeace-Studie zeigt. In Deutschland ist der Fleisch- und Milchkonsum rückläufig. Probieren auch Sie es aus und ersetzen Sie hier und da Kuhmilch durch pflanzliche Produkte wie Hafermilch oder den Yoghurt durch Sojaghurt. Vieles ist Gewöhnung. Und wenn Sie Milch kaufen, dann Weidemilch möglichst in Bio-Qualität. Weidemilch ist nicht nur gut fürs Tierwohl: Sie ist gesünder und schont Klima und Artenvielfalt. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, weniger Milchprodukte zu konsumieren und dafür mehr pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nüsse. Wer Fragen zur veganen Ernährung hat, wird hier fündig: “Vegane Ernährung ist weder ungesund noch kompliziert”.

>>> Unterzeichnen Sie unsere Petition "Das Rind muss an die frische Luft und fordern Sie Bundeslandwirtschaftsminister auf, die Weidehaltung zu fördern.

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