Klimagipfel COP 24 in Kattowitz
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Die Erde ist rund 4,6 Milliarden Jahre alt, den Menschen gibt es seit ungefähr 300.000 Jahren. Globale Maßstäbe sind vor allem eines: groß. Oder zumindest waren sie das. Wenn wir heute über die Zukunft unseres Planeten sprechen, reden wir über kleine Zahlen. 1,5 Grad Celsius. Und nur wenige Jahre Zeit, um die Erderhitzung unterhalb dieser kritischen Erhöhung zu stabilisieren. Im globalen Maßstab ein Wimpernschlag.
Ein knappes Jahrhundert benötigte der Mensch, um das Klima der Erde und seine Lebensgrundlagen tiefgreifend zu verändern. Die Industrialisierung brachte mit der Verbrennung von Öl und Kohle unvorstellbare Mengen von Treibhausgasen, insbesondere Kohlenstoffdioxid, in die Atmosphäre. Seit Jahrzehnten wird die Erde darum immer wärmer: 2018 wird voraussichtlich das viertwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, im Mittel steigt die Temperaturkurve unerbittlich an. Die UN-Klimakonferenz, die derzeit im polnischen Kattowitz stattfindet, ist ein Mittel, mit dem sich die Menschheit gegen die Erderhitzung zur Wehr setzt. Ob es wirkungsvoll ist, zeigt sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Handeln muss sie aber jetzt.
Ein historischer erster Schritt
Was umgangssprachlich Klimagipfel genannt wird, ist die 24. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention, kurz auch COP 24 (für Conference Of The Parties). Ihr kommt eine hohe Bedeutung zu, denn sie ist das einzige völkerrechtlich verbindliche Instrument der Klimaschutzpolitik. „Ein Problem dabei ist“, sagt der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer in einem aktuellen Interview im Greenpeace-Magazin, „dass eine politische Handlungsebene aufgerufen ist, die bisher nur theoretisch existiert: die Menschheit.“ Immerhin: Mit dem Klimaabkommen von Paris haben die Vereinten Nationen 2015 einen historischen Schritt für die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die Erderhitzung geleistet.
Doch so einig erwies sich die Staatengemeinschaft kurz darauf nicht: Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten widerriefen die Vereinigten Staaten ihre Zusage, auch Brasilien zeigt sich nach dem Regierungswechsel uninteressiert an Klimaschutz. Das erschwert die Aufgabe, die vor uns liegt. Doch sie ist zu schaffen. Sie wird nur noch größere Mühe und Kraft kosten als angenommen.
Nur noch zwölf Jahre Zeit
Der letzte Sonderbericht des Weltklimarats IPCC gibt die Richtung vor. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen des gesamten Planeten bis 2030 halbiert werden. Wir sind keinesfalls auf einem guten Weg dahin: Statt zu sinken, steigen die Werte nach wie vor. Gibt es keine entscheidende Kursänderung, wird das 1,5-Grad-Ziel zwischen 2030 und 2052 gerissen – mit katastrophalen Folgen für das Weltklima. Überflutungen, Dürren und Stürme drohen, sowie Folgen, die wir nicht einmal abschätzen können.
Die Empfehlungen des Weltklimarats gehen noch weiter: Bis Mitte des Jahrtausends muss der Kohlenstoffdioxidausstoß bei null liegen, um die Klimaziele einzuhalten. Das geht nur durch eine Ausgleichsrechnung: Unvermeidliche Treibhausgasemissionen werden durch CO2-bindende Maßnahmen ausgeglichen. Zum Beispiel, indem man neue Wälder heranzieht – und die bestehenden schützt.
Kein Klimavorreiter in Sicht
Wenn die UN-Klimakonferenz 2015 in Paris ein Meilenstein war, werden in Kattowitz dieser Tage die Wegweiser aufgestellt. Bei dem Treffen geht es um die Formulierung eines Regelwerks für den Klimavertrag – erst kam das Was, nun folgt das Wie. Greenpeace fordert außerdem starke nationale Aktionspläne bis 2020, wie die Länder ihren Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten wollen, und finanzielle Unterstützung für arme und in der Klimakrise besonders schutzbedürftige Länder, zum Beispiel die Inselstaaten im Pazifik. Nach der ersten Woche zog Greenpeace-Sprecher Stefan Krug ein enttäuschtes Zwischenfazit: „Es ist beunruhigend, dass hier kein Klimavorreiter in Sicht ist, auch die EU und Deutschland nicht.“ Der vielbeachtete IPCC-Bericht des Weltklimarats zeige bei dem Treffen in Kattowitz keine Wirkung.
Eines steht über allem: Klimaschutz und Kohle sind nicht vereinbar. Wohin der verschleppte Kohleausstieg führt, sieht man am Beispiel Deutschlands: Der Kohlenstoffdioxidausstoß des Landes stagniert seit 2009, die selbstgesetzten Klimaziele der Bundesregierung für 2020 hat die Große Koalition dieses Jahr aufgegeben. Und das, obwohl sie zu erreichen wären. Internationale Nichtregierungsorganisationen verliehen Deutschland dafür im Rahmen der Klimakonferenz das „Fossil des Tages“ – eine Auszeichnung für besonders rückständige, wirklich nicht preisverdächtige Klimapolitik.