Greenpeace-Report zeigt den enormen Wasserverbrauch der Kohleindustrie
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Rund 8400 Kohlekraftwerke schaden weltweit dem Klima und unserer Gesundheit. Nun zeigt ein neuer Greenpeace-Report erstmals, in welchem Ausmaß die Kohleindustrie den Menschen auch das Trinkwasser abgräbt. Denn um aus Kohle Strom zu machen, braucht man enorme Mengen Wasser: um die Kraftwerke zu kühlen, die Kohle zu waschen, die Aschedeponien zu besprühen, aber auch in den Kohleminen.
Besonders kritisch wirkt sich dieser Verbrauch in Regionen aus, die ohnehin schon unter Wassermangel leiden, vor allem China und Indien. Ausgerechnet dort sind viele weitere Kraftwerke geplant, die den Mangel noch verschärfen werden.
China: Reich an Kohle, arm an Wasser
China etwa will seinen steigenden Energiehunger auch künftig mit vielen weiteren Kohlekraftwerken decken. Gewaltige 237 Gigawatt an zusätzlichen Kohlekapazitäten sollen dort gebaut werden. Der Plan zeigt das Dilemma: Zusätzliche Kohlekraftwerke sollen oft in Regionen entstehen, die schon jetzt unter Wassermangel leiden, beispielsweise im oberen und mittleren Einzugsbereich des Jangtse-Flusses. Ein Nebenfluss des Jangtse ist der Kuye. An seinem Oberlauf, in den Provinzen von Shanxii und der Inneren Mongolei, liegt das größte Kohlevorkommen Chinas, das Shenfu-Dongsheng-Feld.
Zwischen 1997 und 2006 wurden im Shenfu-Dongsheng jährlich rund 55 Millionen Tonnen Kohle abgebaut. 2011 waren es 173 Millionen Tonnen. Gleichzeitig wird das Wasser immer knapper. Bis 2030, so die Schätzungen, kann die Region nur noch knapp die Hälfte ihres prognostizierten Bedarfs an Wasser und Trinkwasser decken.
Indien: Wettstreit um Wasser
Indien ist auf dem Weg, das bevölkerungsreichste Land der Erde zu werden. Bis 2050 dürften dort schätzungsweise 1,6 Milliarden Menschen leben. Gleichzeitig verfügt das Land nur über vier Prozent der weltweiten Wasservorräte. Um das knappe Gut wetteifern Industrie, Landwirtschaft und Haushalte – es reicht längst nicht für alle.
Trotz dieser alarmierenden Situation setzt Indiens Energiewirtschaft weiter auf Kohle. Im Dezember 2015 waren neue Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 75 Gigawatt im Bau. Wie hoch ihr Wasserverbrauch sein wird, welche Folgen dieser zum Beispiel für die Landwirtschaft haben wird, ob es überhaupt auch nur annähernd genug Wasser geben wird – alles offen. Indien verwaltet den Mangel eher schlecht als recht, genaue Daten gibt es nicht.
Wasser: Ein Gemeingut geht für Kohle drauf
Der Greenpeace-Report listet weitere Regionen auf, deren ohnehin knappe Wasserressourcen durch die Kohlenutzung zusätzlich gefährdet sind, darunter Polen, wo die Kohleindustrie für weltweit einzigartige 70 Prozent der Wasserentnahme im Land verantwortlich ist.
Auf dem Spiel stehen Ernährung und Gesundheit. Schon beim Abbau der Kohle werden enorme Wassermengen benötigt: Grundwasser wird abgepumpt, um an den Rohstoff heranzukommen, und durch Kohleschlamm verunreinigt. Im nächsten Schritt wird die Kohle gewaschen. Während dieses Prozesses gelangen oft giftige Chemikalien in die Gewässer.
In den Kraftwerken dient Wasser unter anderem zum Kühlen. Ein 500-Megawatt-Kraftwerk kann alle drei Minuten eine Wassermenge verbrauchen, die ein Olympia-Schwimmbecken füllt – rund 2,5 Millionen Liter. Auf den Aschedeponien schließlich wird Wasser eingesetzt, um den gesundheitsschädlichen Staub zu binden.
„Kohlekraftwerke befeuern nicht nur den Klimawandel, sie rauben uns auch die wertvollste Ressource – das Wasser“, sagt Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Energie. „In Zeiten günstiger und sauberer Erneuerbarer Energien sind weitere Kohlekraftwerke nicht mehr zu verantworten. Deutschland muss der Welt mit dem Kohleausstieg zeigen, dass ein Industrieland auch ohne diese schmutzige Energieform auskommt.“