Protest vor RW-Zentrale: Greenpeace fordert Moratorium für Hambi und Dörfer
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Sie sind gekommen, um zu bleiben: 60 Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten. Deshalb haben sie einen Wohncontainer mitgebracht, ausgestattet mit allem, was sie brauchen. Der steht jetzt direkt vor dem Haupteingang der Zentrale von RWE. Denn das Anliegen ist ernst: Der Energiekonzern muss endlich seine Braunkohlebagger stoppen. Zum Schutz des Klimas müssen im Rheinischen Revier noch dieses Jahr die ersten Blöcke der Kraftwerke Niederaußem und Neurath stillgelegt werden, ein großer Teil der Kohle in den Gruben Hambach und Garzweiler muss im Boden bleiben. So hat es auch die Kohlekommission in ihrem Abschlussbericht vorgesehen.
Aber RWE will das nicht umsetzten und baggert weiter, als sei nix gewesen. Weil so der Hambacher Wald und die umliegenden Dörfer in Gefahr geraten, fordern die Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten jetzt ein Moratorium: RWE soll sich verpflichten, seine Braunkohlebagger von der Kante des Hambacher Waldes abzuziehen und die von der Abbaggerung bedrohten Dörfer wie Keyenberg und Kuckum zu erhalten. Das Moratorium soll gelten, bis über die Umsetzung des deutschen Kohleausstiegs entschieden ist. Und solange Konzernchef Rolf Martin Schmitz dieses Moratorium nicht unterzeichnet hat, wollen die Umweltschützer nicht abrücken.
Kohleausstieg beginnt in Neurath und Niederaußem
RWE ist Deutschlands größter Stromerzeuger und Europas Klimakiller Nr. 1. Seit Jahrzehnten verfeuert der Energieriese die Braunkohle, als gäbe es keine Klimakrise. Und auch jetzt ist bei RWE noch nicht so richtig angekommen, dass das mit dem Klimaschutz wirklich ernst ist. Dabei steht im Abschlussbericht der Kohlekommission, dass von 2019 bis 2022 eine erste Reihe von Kohlekraftwerken stillgelegt werden muss. Genauer: 3,1 Gigawatt Braunkohlekapazitäten im Rheinland.
Bis zum Jahr 2022 müssen im RWE-Kohlekraftwerk Niederaußem die Kraftwerksblöcke C, D und G vom Netz, in Neurath die Blöcke A, B, D und E. Mit Abschaltungen dieser Größenordnung können sowohl der Hambacher Wald als auch die Dörfer problemlos erhalten bleiben. In welcher Reihenfolge die Kraftwerke abgeschaltet werden können und wie das Ganze rechtlich gestaltet werden kann, hat Greenpeace in einem Entwurf für ein Kohleausstiegsgesetz vorgestellt.
Mehrheit steht hinter den Greenpeace-Aktivistinnen
Trotzdem graben sich RWEs Kohlebagger täglich näher an den Wald heran und gefährden so dessen Wasserversorgung. Eine von Greenpeace vorgenommene Auswertung von Satellitenbildern zeigt, dass sich der Abstand der Tagbaukante zum Wald seit Herbst letzten Jahres um rund 250 Meter verringert hat. Gleichzeitig setzt der Kohlekonzern Bewohnerinnen und Bewohner der vom RWE-Tagebau Garzweiler II bedrohten Dörfer mit voreiligen Baumaßnahmen unter Druck und drängt sie zur Umsiedlung.
Das widerstrebt auch der Mehrheit der Deutschen, wie eine letzte Woche von Greenpeace veröffentlichte Umfrage zeigt. Darin hatten 83 Prozent erklärt, sie erwarten von Politik und RWE, dass der Hambacher Wald erhalten bleibt. Knapp drei Viertel (72 Prozent) erwarten zudem, dass keine weiteren Dörfer wie Keyenberg und Kuckum den Braunkohlebaggern weichen müssen.
RWE blockiert die Energiewende
Das Kerngeschäft von RWE ist die Braunkohleverstromung, nur knapp 0,6 Prozent der Stromerzeugung stammen aus Erneuerbaren Energien. Auf seiner Bilanzpressekonferenz im April erklärte der Konzern, dass er in Deutschland auch künftig nicht stärker in Erneuerbare Energien investieren wird. Damit blockiert RWE auch die notwendige Neuausrichtung von Arbeitsplätzen in seinem Stammland Nordrhein-Westfalen. Keiner erwartet, dass der Strukturwandel im Rheinischen Revier leicht wird. Wichtig ist aber, dass der Konzern sich den Herausforderungen der Zeit stellt, statt weiter den Kopf in die Kohle zu stecken. Wenn Konzernchef Rolf Martin Schmitz oder andere dazu mal ins Gespräch kommen wollen: Die Aktivistinnen und Aktivisten im Container stehen ihnen gerne zur Verfügung.