Greenpeace-Aktivisten protestieren am „Immerather Dom“ für Kohleausstieg
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Manchmal hat Denkmalschutz mit Klimaschutz zu tun. In den Worten der 40 Greenpeace-Aktivisten, die heute im nordrhein-westfälischen Immerath gegen den Abriss der St.-Lambertus-Kirche dort protestierten: „Wer Kultur zerstört, zerstört auch Menschen.“ Der Spruch war gut über dem Eingang der Kirche zu lesen, auf einem Banner, das die Klimaschützer am Vormittag anbrachten. Der im 19. Jahrhundert erbaute „Immerather Dom“, wie er im Volksmund heißt, ist ein Baudenkmal und steht entsprechend unter Schutz. Eigentlich. Er soll aber weg – genau wie der gesamte Ort: Bis hierher wuchert der Tagebau Garzweiler, in dem der Kohlekonzern RWE noch bis zum Jahr 2045 klimaschädliche Braunkohle abbauen will.
Ob die Kohle aus Garzweiler überhaupt benötigt wird, ist eine Frage, die sich RWE nicht stellt. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Für die deutsche Energieversorgung ist die Kohle nicht notwendig. Eine Kurzanalyse im Auftrag von Greenpeace aus dem vergangenen Jahr belegt, dass ein Drittel der Kohlekraftwerke in Deutschland in den kommenden drei Jahren vom Netz gehen könnte, ohne Folgen für die Versorgungssicherheit.
Energiepolitik aus dem vergangenen Jahrhundert
Für dieses Szenario braucht es nicht viel Fantasie. Denn Fakt ist: Deutschland exportiert seit Jahren große Mengen Kohlestrom ins Ausland. Vor einer Woche mussten deutsche Stromerzeuger laut Medienberichten sogar draufzahlen, um das Überangebot an Kohlestrom im Ausland abgeben zu können.
Der Abriss der Kirche in Immerath ist das Symbol einer Energiepolitik, die längst überholt ist - dabei wird gleichzeitig bei den Sondierungsgesprächen zwischen CDU und SPD in Berlin der Kohleausstieg verhandelt. „RWE baggert Menschen Haus und Hof weg“, sagt Anike Peters, Greenpeace-Expertin für Energie. „Dabei ist klar: Das Klima muss geschützt werden, und ein Kohleausstieg ist dafür unvermeidbar.“
Das deutsche Klimaziel ist noch zu schaffen
Deutschland hat das erklärte Ziel, seinen Kohlenstoffdioxidausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern – eine Absicht, die Bundeskanzlerin Merkel im Wahlkampf bekräftigte. Doch einen Plan, wie das gelingen soll, bleibt sie bislang schuldig. In den Sondierungsgesprächen zur Jamaika-Koalition stellte die CDU eine Abschaltung von sieben Gigawatt Kohlekapazität zur Debatte, zu wenig für eine spürbare Verbesserung. Machbar sind laut der Greenpeace-Analyse 17 Gigawatt, gleichbedeutend mit einer Einsparung von 88 Millionen Tonnen CO2 bis 2020. Anders gesagt: Das deutsche Klimaziel wäre erreicht.
„Es ist unglaublich, dass ausgerechnet eine CDU-geführte Landesregierung die Zerstörung von Kirchen für den Kohleabbau zulässt, während sie zugleich in Berlin über den Kohleausstieg verhandelt“, sagt Peters. Greenpeace fordert einen schrittweisen, sozialverträglichen Kohleausstieg bis zum Jahr 2030. Er ist machbar – CDU und SPD müssen ihn nur wollen.