Jetzt spenden
Morbacher Energielandschaft auf dem Gelände eines ehemaligen US Munitionslagers, Mai 2008
Paul Langrock / Zenit / Greenpeace

Was bringt das EEG?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist eines der erfolgreichsten und gleichzeitig höchst umstritten. Wind und Sonne erzeugen immer mehr und immer günstiger unseren Strom. Dennoch werden die Erneuerbaren Energien als Hauptverursacher steigender Strompreise verleumdet. Kern der Kritik sind zumeist die Förderbedingungen für die Erneuerbaren Energien im EEG. Hinter den Kulissen der aktuellen Koalitionsverhandlungen kursieren viele Denkmodelle, die das EEG ersetzen oder umgestalten wollen. Einer dieser Vorschläge kommt von der Agora Energiewende, einem "Think Tank" für die Energiepolitik.

Die Agora Energiewende propagiert mit ihrem Vorschlag einheitliche maximale Vergütungssätze für nachhaltig erzeugten Strom. Bislang sieht das EEG unterschiedliche Vergütungssätze je nach Technologie und Region vor. Diese spezifischen Sätze sind eines der Kernelemente der Regelung.

Was würde eine Änderung des EEG hin zu maximal gezahlten Vergütungssätzen aber bedeuten und welche Erneuerbaren Energien würden unter diesen Bedingungen weiter ausgebaut? Die Prognos AG hat dafür den von der Agora Energiewende vorgebrachten Vorschlag einer Vergütung von maximal 8,9 Cent pro Kilowattstunde mit ihrer im Oktober 2013 veröffentlichten Studie "Entwicklung der Stromproduktionskosten" abgeglichen.

Ihr Fazit: Die verschiedenen Erneuerbare-Energien-Technologien reagieren sehr sensibel auf Veränderungen bei den Vergütungssätzen. Bereits geringfügige Absenkungen der Vergütungen können ganze Anlagensegmente unwirtschaftlich machen.

Zudem spiegelt ein einheitlicher Vergütungssatz nicht die standortabhängig sehr unterschiedlichen Kosten von Wind- und Solaranlagen wider. Durch einheitliche Vergütungssätze drohen somit auch Über- oder Unterförderungen.

Dagegen bietet ein energieträgerspezifischer Vergütungssatz in verschiedenen Regionen den Vorteil, dass recht individuell auf die Kostenentwicklung der jeweiligen Technik reagiert werden kann.

Zwei konkrete Resultate aus der Studie zeigen die Auswirkungen des Modells:

1. Ein einheitlicher maximaler Vergütungssatz von 8,9 Cent pro Kilowattstunde ab dem Jahr 2015 reicht für die meisten Erneuerbaren Energien nicht aus. Diese können nicht flächendeckend und dabei wirtschaftlich in Deutschland betrieben werden.

2. Technologien wie etwa die Geothermie, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen und daher kostspieliger sind, würden gänzlich aus dem Anlagenportfolio verschwinden.

Konkret: Der Vorschlag der Agora Energiewende führt beispielsweise dazu, dass sich der Windausbau in Baden-Württemberg oder Hessen oder die weitere Nutzung der Solarenergie in Nord- und Mitteldeutschland nicht mehr lohnen würden.

"Das Modell würde den Ausbau der Erneuerbaren in weiten Teilen Deutschlands stoppen und mehr Netzausbau erfordern", sagt Greenpeace-Sprecher Tobias Austrup. "Dadurch wird die Energiewende nicht günstiger, sondern in den betroffenen Regionen wird die Schaffung neuer zukunftsfähiger Arbeitsplätze verhindert. Dies gilt leider auch für die unsinnige Begrenzung der Energiewende auf wenige Standorte, die Peter Altmaier im Koalitionsvertrag festhalten will."

Konzentriert sich Deutschland auf den Ausbau einiger weniger Technologien an nur wenigen Standorten führte dies zu weiteren Problemen, die mit einem breiten Portfolio an Erneuerbaren Energieträgern erst später und weniger drängend akut werden. Eine alleinige Konzentration auf die Windkraft an Land führt etwa dazu, dass deutlich früher und wohl auch deutlich kostenintensiver Stromspeicher benötigt werden. Denn Wind und Sonne würden sich nicht mehr gegenseitig ergänzen oder ersetzen können, wie es durch eine Verteilung der erneuerbaren Stromerzeugung auf ganz Deutschland der Fall ist.

Datum

Mehr zum Thema

Wärmepumpe
  • 26.09.2024

Wärmepumpen sind das A und O, um Heizen klimaneutral zu bekommen. Aber wie geht der Einbau? Was kostet das? Und ist so eine Wärmepumpe nicht laut? Hier finden Sie Antworten auf gängige Fragen.

mehr erfahren
Windpark at Haarberg
  • 17.07.2024

Bayern ist bei der Windenergie weiter Schlusslicht. Warum es so wenig Windkraft in Bayern gibt, weshalb und wo sie sinnvoll ist und wie Greenpeace Bayern Söder und Aiwanger auf die Finger schaut.

mehr erfahren
Sonnenblume und Windmühle in der Nähe von Wismar in Brandenburg.
  • 04.07.2024

Wie finde ich den richtigen Stromanbieter? Diese Frage stellen sich viele. Denn Stromgewinnung aus fossiler Energie schädigt das Klima und die Umwelt.

mehr erfahren
Aktive protestieren mit Windrädern gegen zu wenig Windkraftausbau in Bayern
  • 29.08.2023

Klimaneutralität bis 2040 – das hat sich die bayerische Landesregierung auf die Fahne geschrieben. Passiert ist bisher viel zu wenig, deshalb hijacken Greenpeace-Aktive ihre Fahne jetzt.

mehr erfahren
Flutwohnung Berlin, zerstörter Küchenschrank
  • 19.07.2023

Während die Politik lang und breit über Klimaschutz debattiert, zeigen Greenpeace-Aktive mit einer Flut-Installation, was Klimakrise in Deutschland bedeutet. Erst in Berlin, und nun in Hamburg.

mehr erfahren
Renewable Energy Farm in Germany
  • 05.07.2023

Die Energiewende könnte Bayern günstigen und klimafreundlichen Strom bringen und den Wirtschaftsstandort sichern. Doch seit Jahren arbeitet die Staatsregierung gegen den Ausbau der Windkraft.

mehr erfahren