Jetzt spenden
CO2-Schuldenuhr vor dem Berliner Verkehrsministerium
Kevin McElvaney / Greenpeace

Greenpeace-Aktivisten demonstrieren in Berlin gegen klimaschädliche Verkehrspolitik

Die Uhr tickt für Verkehrsminister Scheuer. Greenpeace-Aktivisten erinnern den CSU-Politiker heute mit Bühnennebel und schmerzhaften Zahlen an seine Verantwortung fürs Klima.

Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre trägt zur Erderhitzung bei, so einfach ist das. Ebenso nachvollziehbar ist die Lösung für das drängendste Problem der Menschheit. Die Weltbevölkerung muss weniger klimaschädliches CO2 produzieren, viel weniger: Bis 2030 rund die Hälfte dessen, was sie derzeit in die Luft bläst. Der lange verschobene Kohleausstieg ist immerhin beschlossene Sache, aber ein wichtiger Verursacher von Klimagasen tritt in Deutschland seit Jahrzehnten auf der Stelle: der Verkehr.

Ohne Aussicht auf schnelle Abhilfe: Der aktuelle Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) reiht sich in eine recht ruhmlose Reihe von Amtsvorgängern ein und macht nichts besser. Greenpeace-Aktivisten bauten darum heute vor seinem Ministerium eine beeindruckende Installation auf: ein Treibhaus, das von einem SUV symbolisch mit Abgasen vollgepumpt wird – sinnbildlich für eine Welt, die am Auspuff hängt. Darüber tickt die „Schuldenuhr“ des Verkehrsministers. Seit Scheuers Amtsantritt im März 2018 hat der bundesweite Verkehr rund 190 Millionen Tonnen CO2 emittiert – das ist ungefähr ein Fünftel dessen, was Deutschland insgesamt in derselben Zeit an Kohlenstoffdioxid ausgestoßen hat. Mit jedem Sekundentick steigt das Volumen um fünf weitere Tonnen.

Der Druck auf Scheuer wächst

Niemand in der Bundesregierung stellt in Frage, dass der menschengemachte Anstieg von CO2 in der Atmosphäre die Klimakrise anfacht. Aber nur erschreckend langsam leitet die Bundesregierung Handlungen daraus ab. Im Verkehrssektor so gut wie gar nicht: Nach vorläufigen Zahlen des Umweltbundesamtes verursachte der Verkehr 2018 einen CO2-Ausstoß von 161 Millionen Tonnen, das ist immer noch etwa genau so viel wie 1990.

Darum wächst der Druck auf Scheuer – auch aus den Reihen der Regierung. Bis kommenden Mittwoch muss er ein Maßnahmenpaket vorlegen, welchen Beitrag sein Verkehrsministerium leisten wird, um das Klimaziel für das Jahr 2030 zu erreichen. Dann berät das Klimakabinett der Bundesregierung erstmals über die Vorschläge der Fachminister. Was in den vergangenen 30 Jahren versäumt wurde, fällt dem Ministerium jetzt auf die Füße: Die Emissionen aus dem Verkehrssektor müssen in den kommenden zehn Jahren um mindestens 40 Prozent zurückgehen, damit Deutschland seine europäischen und nationalen Klimaziele einhält. Das ist nicht bloß eine ökologische und moralische Notwendigkeit: Deutschland drohen ansonsten Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

Der Verbrennungsmotor hat keine Zukunft

Doch die notwendigen ehrgeizigen Ziele erreicht Scheuer nicht mit zaghaften Nachbesserungen. Und auch nicht, indem er weiterhin einer Automobilindustrie den Rücken stärkt, die weiter wirtschaftet als gäbe es keine Klimakrise. „Minister Scheuer drückt sich vor der schlichten Wahrheit: Der Verbrennungsmotor hat keine Zukunft“, sagt Benjamin Stephan, Greenpeace-Experte für Verkehr. Womit der Minister seine Klimabilanz schönfärben will, sind synthetische Kraftstoffe, die unter Einsatz großer Strommengen, produziert werden sollen. Das ist Augenwischerei. „Nur ein verbindliches Datum, ab dem nur noch abgasfreie Autos verkauft werden oder eine E-Auto-Quote bieten verlässlichen Klimaschutz und Planbarkeit für Hersteller und Autokäufer.“

Ein solches Datum hat Greenpeace bereits vorgeschlagen: Damit der Verkehr dazu beiträgt, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürfen ab dem Jahr 2025 keine weiteren Diesel und Benziner neu zugelassen werden. Bis zum Jahr 2035 muss der Verkehrssektor in Deutschland klimaneutral sein. Die Zeit läuft.

  • Überspringe die Bildergalerie
  • Installation vor dem Verkehrsministerium mit CO"-Schuldenuhr

    Die Emissionen müssen runter: um 40 Prozent in zehn Jahren

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Studie: Verkehrswende für Deutschland (Kurzfassung)

Studie: Verkehrswende für Deutschland (Kurzfassung)

Anzahl Seiten: 7

Dateigröße: 3.74 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/deutschlandticket-retten

Deutschlandticket retten!

Friedrich Merz und die CDU/CSU drohen mit dem Aus des Deutschlandtickets – dabei entlastet der Fahrschein Millionen von Menschen und schützt das Klima. Diesen Fortschritt für bezahlbaren Klimaschutz dürfen wir nicht aufgeben. Unterzeichnen Sie, um das Deutschlandticket zu retten!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Bus fährt am Bundestag vorbei mit Schriftzug "Deutschlandticket retten"

Mehr zum Thema

Gelbe Bahn überquert Brücke, im Hintergrund Häuser und Straßenverkehr

Städteranking: ÖPNV-Vergleich zeigt Stillstand

In Städten sind Bus und Bahn das effizienteste Verkehrsmittel. Klimafreundlich sind sie auch. Doch jetzt zeigt ein Greenpeace-Vergleich: Der Nahverkehr-Ausbau kommt kaum voran.

mehr erfahren über Städteranking: ÖPNV-Vergleich zeigt Stillstand
Zwei Autos auf der Straße, aus dem Auspuff quellen Abgase

Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima

Das Ende neuer Verbrenner ab 2035 steht fest, doch es regt sich Widerstand. Droht eine Kehrtwende beim Aus für Benzin- und Dieselautos?

mehr erfahren über Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima
Demonstration mit Bus für Deutschlandticket

Deutschlandticket: Wie geht's weiter?

Etwa 14 Millionen Menschen nutzen das Deutschlandticket für Busse und Bahnen. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung des Fahrscheins steht nach wie vor ein Fragezeichen.

mehr erfahren über Deutschlandticket: Wie geht's weiter?
Züge und Menschen am Hauptbahnhof in Hamburg

Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket kostet seit Anfang des Jahres 58 Euro. Eine Umfrage zeigt, dass sich mit einem günstigeren Ticket mehr Wege vom Auto auf klimafreundliche Busse und Bahnen verlagern würden.

mehr erfahren über Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?
Radfahrer auf Fahrradstraße in Kopenhagen (Dänemark)

Dienstfahrrad-Rechner der wichtigsten Leasingangebote

Dienstwagen war vorgestern – heutzutage sind Dienstfahrräder angesagt! Aber worauf kommt es bei den Dienstrad-Leasing für Arbeitnehmer:innen an?

mehr erfahren über Dienstfahrrad-Rechner der wichtigsten Leasingangebote
Car Exhaust at Multi Lane Street in Berlin

Mit Steuern gegenlenken

Wie eine Zulassungssteuer auf Neuwagen mit Verbrennungsmotor den Absatz von E-Autos ankurbeln und soziale Schieflagen korrigieren kann, zeigt eine Greenpeace-Berechnung.

mehr erfahren über Mit Steuern gegenlenken