Protest gegen Braunkohleabbau in der Lausitz
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
„Coal Kills“ – zu diesem Schriftzug und einem riesigen Totenkopf formierten sich hunderte Aktivisten heute vor dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde. Initiatoren der Aktion sind Greenpeace, die Umweltradtour Tour de Natur und das Lausitzer Klima- und Energiecamp.
Die Umweltschützer reisten für die Protestaktion aus Deutschland, Polen und Tschechien an, hinzu kamen Betroffene aus der Lausitz. Ihre Botschaft: Der Braunkohleabbau zerstört nicht nur das Klima, sondern bedroht auch die Gesundheit der Menschen.
Jänschwalde kostet Lebensjahre
Jänschwalde wird vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall betrieben und ist Deutschlands gesundheitsschädlichstes Kohlekraftwerk. Laut einer Studie der Universität Stuttgart im Auftrag von Greenpeace stößt es so viele Luftschadstoffe aus, dass es dadurch pro Jahr 373 vorzeitige Todesfälle verursachen kann. „Mit Jänschwalde bleibt eine riesige Dreckschleuder am Netz, während Deutschland mehr und mehr Kohlestrom ins Ausland exportiert“, so Marvin Kracheel vom Lausitzer Klima- und Energiecamp. „Wenn Klimaschutz für Vattenfall mehr als ein billiger PR-Gag ist, muss der Konzern dieses Kraftwerk schnellstens stilllegen“, fordert er.
Neben Jänschwalde betreibt Vattenfall in der Lausitz noch weitere Kraftwerke und Braunkohlegruben. Insgesamt produzieren diese jährlich so viel CO2 wie das Land Schweden pro Jahr – eine Belastung für die Bevölkerung und für das Weltklima.
Deswegen – und weil die Branche deutlich weniger rentabel geworden ist – will der Energieriese sein Braunkohlegeschäft in Ostdeutschland bis 2016 verkaufen. Inzwischen fordert aber eine immer breitere Koalition aus Politik und Umweltverbänden, dass der Konzern genau hierauf verzichtet. Stattdessen soll er die Braunkohle-Sparte behalten und ohne weiteren Tagebau schrittweise herunterfahren.
Vattenfall muss Verantwortung übernehmen
Denn: „Bei einem Verkauf wird der zukünftige Eigner Vattenfalls Pläne für neue Tagebaue einfach weiterführen“, so Susanne Neubronner, Greenpeace-Expertin für Energie. „Dabei werden weiterhin hunderte Menschen aus ihren Häusern vertrieben und hektarweise Felder und Wälder zerstört.“
Auch mit Deutschlands Klimaschutzzielen lässt sich ein Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke nicht vereinbaren. Die Ziele sehen eine 40-prozentige Reduktion der CO2-Prodution zwischen 1990 und 2020 vor – das ist nur mit einem endgültigen Kohleausstieg umsetzbar: „Konsequenter Klimaschutz heißt Kohleausstieg“, so Susanne Timm von der Umwelt-Radtour Tour de Natur. „Wer davor die Augen verschließt, schadet nicht nur der Umwelt und den Tagebaubetroffenen, sondern auch den Bergleuten.“
Ende dieses Jahres findet in Paris die 21. UN-Klimakonferenz statt. Im Vorfeld betonen Wissenschaftler immer wieder, dass ein Großteil unserer Vorräte an fossilen Energieträgern nicht verbrannt werden darf. Nur so kann man die menschenverursachte Erderwärmung unter der Zwei-Grad-Grenze halten und ihre schlimmsten Folgen noch verhindern. Greenpeace fordert Vattenfall daher auf, Verantwortung zu übernehmen und den Verkauf abzusagen.