Jetzt spenden
Greenpeace-Aktivisten protestieren mit projizierten Sprüchen am neuen Kohlekraftwerk von Vattenfall in Moorburg, Hamburg.
Daniel Müller / Greenpeace

Kraftwerk Moorburg: Klimazerstörung made in Hamburg

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Zu groß, zu schmutzig, zu spät: Mit Moorburg ging 2015 ein Kohlekraftwerk ans Netz. Seit 2021 ist es wieder eingestellt. Nun plant Hamburg eine Anlage für “grünen” Wasserstoff.

Es klingt nicht nur absurd, es war auch einfach nur Quatsch: Während in Deutschland heftig über  den Kohleausstieg  diskutiert wurde, ging 2015 in Hamburg ein gigantisches Steinkohlekraftwerk ans Netz. Im Volllastbetrieb pumpten seine Schlote pro Jahr 8,5 Millionen Tonnen CO2 in die Luft – und ließen Hamburgs CO2-Bilanz damit um 50 Prozent steigen. Dabei war schon 2007 absehbar, dass die Energiewende solche Kohlekolosse überflüssig machen wird – und dass der Klimaschutz weitere Kohlekraftwerke verbietet.

Vattenfalls Kraftwerk kostete insgesamt ganze drei Milliarden Euro und wurde sechs Jahre nach der Inbetriebnahme 2021 wieder abgeschaltet. Dass die Anlage nicht wirtschaftlich zu betreiben ist, war lange bekannt. 2023 trat der schwedische Konzern das Kohlekraftwerk an die Stadt Hamburg ab. Über den Kaufpreis bewahren beide Parteien Stillschweigen. Die Stadt Hamburg plant nun die bestehende Anlage für “grünen” Wasserstoff zu nutzen, damit die Investiotionen nicht völlig umsonst waren.

Was ist grüner Wasserstoff?

Grüner Wasserstoff

Text

Grüner Wasserstoff ist Wasserstoff, der klimafreundlich hergestellt wird. Durch Elektrolyse wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Wichtig ist dabei, dass der verwendete Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- oder Solarenergie stammt, damit die Produktion CO₂-frei bleibt. Grüner Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende, da er als speicherbare Energiequelle fossile Brennstoffe in der Industrie, im Verkehr und im Energiesektor ersetzen kann.

Damals wie heute: die CCS-Lüge

Dass Moorburg damals genehmigt wurde, ist einer Lüge geschuldet. CCS heißt die und steht für „carbon capture and storage“, also für das Abspalten und unterirdische Verpressen von Kohlendioxid. CCS sollte den besonders klimaschädlichen Kohlestrom wieder salonfähig machen. Dabei zeigten interne Unterlagen, deren Einsicht Greenpeace 2010 erstritten hatte, dass Vattenfall entgegen öffentlicher Beteuerungen das Verfahren längst aufgegeben hatte. CCS bereitet bis heute technische Probleme, rechtliche Schwierigkeiten und nicht zuletzt hohe Kosten. In den Vattenfall-Unterlagen hieß es schon damals: „Bei Ergänzung einer CO2-Reduktionstechnologie steigen vielmehr die Selbstkosten des Kraftwerkes um 40 - 60 Prozent.“

 

Protest at CCS trade fair in Hamburg

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren

Ab 2027 grüner Wasserstoff made in Moorburg

Ab 2027 soll erstmals grüner Wasserstoff aus Moorburg fließen und Verbraucher:innen erreichen. Ursprünglich war der Start schon für 2026 geplant, doch bisher verzögert sich die Produktion weiter – nicht einmal alle Anträge für den Bau des Elektrolyseurs sind bisher bei den Behörden eingereicht. Nun hat die EU zugestimmt, dass der Bund und Hamburg das Projekt mit 250 Millionen Euro unterstützen dürfen. Mit dem Projekt soll Hamburgs Wirtschaft und Industrie wachsen – ohne fossile Brennstoffe. „Klimaschutz und erfolgreiche Wirtschaftspolitik gehören zusammen“, betont Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD). Hamburg sei der richtige Ort, um das zu zeigen.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Braunkohlekraftwerk Lippendorf: Kühltürme und Schornsteine mit Rauch, davor Bagger im Braunkohletagebau
  • 19.11.2024

Die Lausitzer Kohlegruben der Leag zu renaturieren, wird Milliarden kosten. Das Unternehmen des Multimilliardärs Daniel Křetínský legt viel zu wenig Geld zurück. Wälzt er die Kosten auf den Osten ab?

mehr erfahren
Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren