Initiative fordert Europaweites Werbeverbot für fossile Energien
Jetzt mitmachen- Hintergrund
Öl, Gas und Kohle sind Klimakiller Nummer Eins. Mit irreführender Werbung und Sponsoring verschleiern Autohersteller, Fluglinien und Energiekonzerne ihre umweltzerstörerischen Geschäfte – damit muss Schluss sein!
Der aktuelle Bericht des Weltklimarates (IPCC) hat zum ersten Mal die direkten Auswirkungen auf die Klimakrise durch Werbung und PR für fossile Brennstoffe betont. Hunderte von Wissenschaftler:innen haben in einem Schreiben PR- und Werbeagenturen aufgefordert, nicht mehr mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die fossile Brennstoffe herstellen und Desinformation betreiben. Das gefährliche Greenwashing soll nun ein Ende haben, fordert auch die Europäische Bürgerinitiative (EBI), deren Gründung Greenpeace unterstützt hat.
#BanFossilAds-Petition unterstützen
Bereits knapp 300.000 Europäer:innen haben unter dem Motto „Ban Fossile Ads“ für ein EU-weites Verbot von Werbung und Sponsoring für fossile Brennstoffe gestimmt. Wenn es bis zum 4. Oktober 2022 eine Million verifizierte Unterschriften sind, ist die Europäische Kommission rechtlich verpflichtet, die Umsetzung der Forderungen in europäisches Recht zu prüfen. Schon 40 Organisationen treiben die Petition der Europäischen Bürgerinitiative voran, die ein neues Gesetz zum Verbot von Werbung und Sponsoring für fossile Brennstoffe in der EU fordert. Greenpeace Deutschland unterstützt diese internationale Kampagne - sie auch? Dann unterschreiben Sie hier gegen Werbung für fossile Energieträger.
Studie belegt massives Greenwashing in PR und Werbung
Im vergangenen Jahr untersuchten Forschende für DeSmog und Greenpeace Niederlande mehr als 3000 Anzeigen der sechs Energieunternehmen Shell, Total Energies, Preem, Eni, Repsol und Fortum auf Twitter, Facebook, Instagram und YouTube. Sie fanden heraus, dass fast zwei Drittel der Werbung als Greenwashing einzuordnen ist – sie führt die Verbraucher:innen in die Irre, indem sie die Geschäftstätigkeit der Unternehmen nicht korrekt wiedergibt und falsche Lösungen propagiert. Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, wissen spätestens seit 1957, dass die Verbrennung dieser Stoffe zu einem Anstieg der CO2-Werte führt. Trotzdem setzen sie weiter auf ihr fatales Geschäftsmodell.
Greenpeace-Protest auf internationalem Werbefestival gegen Klimakiller-Werbung
Auf dem Cannes Lions Festival, der weltweit bekanntesten Veranstaltung der Werbebranche, forderten Greenpeace Aktivist:innen aus Frankreich im Juni ein Verbot von Werbung und Sponsoring für fossile Brennstoffe. Rund 40 Aktivist: innen enterten in Kajaks und Solar-Booten ein Event der Firma WPP, die unter anderem Werbung für Shell und BP produziert.
Mehr noch: Mit einem Feuerwehrauto als Symbol dafür, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe zu einer katastrophalen globalen Erderwärmung führt, drangen Aktivist:innen bei Rekordtemperaturen in das Festivalgelände ein und hängten am Festivalpalast ein Banner mit der Aufschrift „Fossil ads are burning the planet“ auf (siehe Foto oben). Einige waren als Hunde verkleidet, die ein Sprechblasenbanner „This is fine“ in der Hand hielten – analog zu einem Meme, bei dem ein Comic-Hund ganz entspannt inmitten eines Feuers sitzt, als Anspielung auf die Leugnung der Klimakrise.
Ein Aktivist, ehemaliger Gewinner und Jurymitglied des Festivals, unterbrach zudem die Eröffnungszeremonie, indem er seinen Cannes-Löwen für seine Arbeit für einen Autokonzern zurückgab. Seit dem Pariser Abkommen wurden in Cannes mindestens 300 Auszeichnungen für Werbung für Flugreisen, Ölkonzerne und klimaschädliche Produkte vergeben, die Greenwashing betreiben.
"Die Industrie für fossile Brennstoffe nutzt Werbung und Sponsoring, um ihr Image aufzupolieren, Klimaschutzmaßnahmen zu verzögern und sich politischen Zugang zu sichern”, so Slivia Pastorelli, Kampagnenleiterin der Greenpeace European Unit. “Hochglanzplakate für die neuesten Elektroautos zeigen nicht, dass die Industrie nur daran interessiert ist, zu expandieren und weiter nach Öl zu bohren, bis der letzte Tropfen aufgebraucht ist."
Greenpeace-Protest in Italien: Werbung für fossile Brennstoffe bedroht indirekt Venedig
Greenpeace-Aktive haben im Mai in Venedig auf traditionellen hölzernen Ruderbooten vor den weltberühmten Wahrzeichen wie dem Markusplatz und der Seufzerbrücke protestiert und davor gewarnt, dass diese bald unter Wasser stehen werden, wenn die Industrie weiterhin ihre Greenwashing-Kampagnen für fossile Brennstoffe fortsetzt. Sie zogen durch die Kanäle der Lagunenstadt und trugen die Logos der großen europäischen Energiekonzerne, die mit fossilen Brennstoffen handeln, und kündigten dabei die letzte Tour durch Venedig an, da die Stadt aufgrund der Klimaauswirkungen im Mittelmeerraum bekanntermaßen vom Untergang bedroht ist.
"Während Venedig wegen seiner wiederkehrenden Überschwemmungen schlechte Publicity bekommt und seine eigene Existenz durch die Klimakatastrophe gefährdet ist, nutzen die Ölkonzerne, die diese Katastrophe verursacht haben, Werbung und Sponsoring, um ihr Image aufzupolieren", so Federico Spadini, Klimakampaigner von Greenpeace Italien. "Wenn wir uns nicht für eine grüne und gerechte Energiewende einsetzen, könnte die letzte Touristenreise nach Venedig bald tragische Realität werden."
Venedig ist bereits mit den direkten Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert und könnte seinen Status als UNESCO Weltkulturerbe verlieren. Laut einer Studie von Greenpeace Italien, die sich auf Daten der italienischen Nationalen Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung (ENEA) stützt, könnte der Meeresspiegel in Venedig bis zum Ende des Jahrhunderts um mehr als einen Meter steigen.
Über die Europäische Bürgerinitiative (EBI)
Eine Europäische Bürgerinitiative ist vergleichbar mit einem Volksbegehren, findet aber auf europäischer Ebene statt. Schafft es eine Initiative eine Million Unterstützer: innen in der gesamten EU zu gewinnen und dabei in sieben Mitgliedsstaaten die jeweiligen Schwellenwerte zu erreichen, ist sie erfolgreich und zwingt die Europäische Kommission, sich mit ihren Forderungen zu beschäftigen. Sie ist ein wirksames Mittel der demokratischen Teilhabe, um politische Veränderungen auf EU-Ebene zu erreichen.