![Stoppt Gasbohrungen in Bayern](/sites/default/files/styles/esimg_600x450/public/media_type_image/Stoppt%20Gasbohrungen%20in%20Bayern.jpg?h=c0d8656a&itok=DAEmJ452)
Kein neues Gas in Bayern!
Neue fossile Projekte bedrohen unsere Umwelt und unser Klima
Im idyllischen Oberbayern darf ein kanadisches Unternehmen nach Gas bohren. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat die Suche und erste Bohrung in Reichling erlaubt. Klimapolitischer Irrsinn, findet Greenpeace!
- Ein Artikel von Georg Thanscheidt
- Überblick
In Bayern ist der Schlamm der Klima-Flut im Juni 2024 kaum getrocknet, da befeuert die Landesregierung aus CSU und Freien Wählern die Erd-Erhitzung durch das Fördern von Gas weiter. Konkret plant ein Firmengeflecht rund um kanadische Investoren, in der oberbayerischen 1700-Gemeinde Reichling Gas aus 3000 Meter Tiefe zu fördern. Zum Auftakt wird dort vorausschtlich im August oder September ein Bohrturm für eine Erkundungsbohrung errichtet werden. Diese hat das Bergamt Bayern Ende Juni 2024 genehmigt. Eine sogenannte Erdgas-Exploration - also das Suchen nach diesem klimaschädlichen Brennstoff - hatte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zuvor erlaubt. Weitere Gas-Projekte in der idyllischen Ammersee-Region und im Landkreis Miesbach könnten folgen.
Unter der Devise “Kein neues Gas” ist Greenpeace Bayern seit Mai 2024 aktiv gegen Gas-Bohrungen in Bayern. Gemeinsam mit der „Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen – gegen die Ausbeutung unserer Heimat“ versucht Greenpeace, Bohrungen in Reichling, aber auch in anderen Gemeinden in Bayern, zu verhindern.
"Ein Schritt in die völlig falsche Richtung"
Das unter Reichling befindliche Gasfeld könnte nach Schätzungen zwischen 300 und 500 Millionen Kubikmeter Gas enthalten. Gewissheit über Größe und Qualität des Vorkommens soll eine sogenannte Erkundungsbohrung in bis zu 3000 Meter Tiefe mit Einsatz des 40 Meter hohen Bohrturms liefern. Diese wurde am 26. Juni 2024 vom Bergamt Süd, eine dem bayerischen Wirtschaftsministerium unterstellte Behörde, erteilt.
Saskia Reinbeck, Energie-Expertin von Greenpeace Bayern kritisiert diese Entscheidung. "Nur wenige Wochen nach dem verheerenden Hochwasser in Bayern lässt das Wirtschaftsministerium es zu, dass in Bayern nach Gas gebohrt werden darf. Dabei haben uns die Fluten Anfang Juni gezeigt, wie unsere Zukunft aussieht, wenn wir weiter klimaschädliches Gas verbrennen. Diese Genehmigung ist ein verstörender Schritt in eine völlig falsche Richtung."
Aktion am 13. Juni 2024
![Portraits of Stefan Krug](/sites/default/files/styles/esimg_80x80/public/GP1T60UU.jpg?h=7881f276&itok=zntftZZR)
„Bayern plant, die Klimakrise mit Gasbohrungen weiter anzuheizen. Gasvorkommen auszubeuten, schadet Natur und Klima und ist zudem überflüssig. Es gibt keinen Gasmangel in Deutschland.“
Bürger:innen fürchten um ihr Trinkwasser
Mit den Greenpeace-Aktiven gehen am 13. Juni 2024 auch Mitglieder der „Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen – gegen die Ausbeutung unserer Heimat“ auf die Straße. Sie fürchten, dass in ihrer Gemeinde im Landkreis Landsberg am Lech noch in diesem Sommer ein 40 Meter hoher Bohrturm stehen könnte.
Sie haben Angst um ihr Trinkwasser. Denn der Bohrplatz liegt direkt neben einem sogenannten FFH-Schutzgebiet. Hier findet man nicht nur seltene Tiere und Pflanzen, hier liegen auch die Quellen, die Reichling und den Gemeindeteil Ludenhausen mit Wasser versorgen. „Es geht um unsere kostbarsten Güter: Trinkwasser, Luft und Boden. Wir haben Angst um unsere Gesundheit und die kommender Generationen“, sagt Franz Osterrieder von der Bürgerinitiative. „Der Protest der Bürgerinnen und Bürger gegen dieses Wahnsinnsprojekt ist verständlich”, sagt Stefan Krug, Leiter des Greenpeace-Landesbüro Bayern. “Diese Bohrungen belasten die Menschen vor Ort mit Lärm, Schmutz und Umweltrisiken. Der Profit aber geht nach Mülheim, Berlin und Kanada.“
Denn es ist ein kanadisches Unternehmen, das das Gas-Projekt in Reichling maßgeblich vorantreibt: Die Firma MCF aus Vancouver ist seit der Übernahme der Berliner Firma Genexco zu 20 Prozent an dessen Tochterfirma Genexco Gas beteiligt. Und dieses Unternehmen aus Mülheim an der Ruhr hat die Erlaubnis zur Erdgas-Exploration im Wirtschaftsministerium beantragt - und erhalten. Nun darf die Firma auch die sogenannte Erkundungsbohrung vornehmen.
![Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"](/sites/default/files/styles/esimg_392x262/public/media_type_image/GP0SU032U_small.jpg?h=10d202d3&itok=f1g8-wqH)
Gas ist extrem klimaschädlich!
Fossiles Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan, chemisch CH4. Methan erhitzt das Klima über 20 Jahre etwas 84 mal stärker als CO2, ist also viel klimaschädlicher. Aus Methanleckagen an Bohrstellen, beim Transport oder aus undichten Stellen in Pipelines entweicht es über die gesamte Lieferkette in großen Mengen in die Atmosphäre. Die CO2- Emissionen bei der Verbrennung kommen als zusätzliche Klimabelastung noch obendrauf. Erdgas ist damit ein echter Klimakiller, dessen Förderung weltweit schleunigst ein Ende haben sollte.
Bohrtürme am Ammersee?
Diese Erkundungsbohrung wäre mutmaßlich die erste in diesem Jahrhundert in Bayern. Weitere könnten folgen: Die Genexco GmbH, die im Besitz des kanadischen Unternehmens MCF ist und die die Bohrung in Reichling vorantreibt, hält die Konzession an einem zehn Mal größeren Feld namens „Lech Ost“ (ca. 100 km2). Dies erstreckt sich gen Osten bis zum Ammersee. Auch hierfür hat Minister Hubert Aiwanger die „gewerbliche Bergbauerlaubnis“ bereits erteilt.
Weiter im Osten - im Landkreis Miesbach - hat das Ministerium am 1.6.24. die "gewerbliche Bergbauerlaubnis" für das Feld "Mühlleite" und die "großräumige Bergbauerlaubnis" für das Feld „Egmating“ gewährt. Hier sucht das Unternehmen Terrain Energy nach einem geeigneten Bohrplatz in Holzkirchen - gegen den Widerstand vor Ort. „Wir stehen auch weiteren Anträgen offen gegenüber“, hatte Minister Aiwanger erklärt, als er die Erdgas-Exploration in Reichling genehmigte.