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Aktion zum Fukushima-Jahrestag: Greenpeace Aktivist:innen, die Strahlenschutzanzüge und Masken tragen, ziehen durch einige der belebtesten Orte Jakartas, um auf die Gefahren der Kernenergie hinzuweisen. Sie halten auch schwarze Regenschirme mit Nuklearsymbolen in der Hand.
© Ardiles Rante / Greenpeace

Atomunfälle

Die Geschichte der zivilen Atomkraft ist eine Geschichte von Katastrophen und Beinahe-Katastrophen. Von kleinen und größeren Störfällen. Allen ist gemeinsam: Sie wurden vertuscht, verheimlicht, verharmlost. Die Atomkraft wird vor den Menschen geschützt - nicht umgekehrt.

Es beginnt in den 1950er Jahren, während des Kalten Kriegs. In Ost und West treiben Regierungen parallel zur militärischen Aufrüstung den Aufbau einer zivilen Atomkraft-Infrastruktur voran. Der Bevölkerung wird die Kernenergie als sauber, sicher und wohlstandsfördernd verkauft. Von Risiken, Pannen und Unfällen erfährt sie so gut wie nichts. Sechs Jahrzehnte später stehen wir vor der Frage: Was alles haben wir nicht erfahren?

Anja Pesenko, August 2005

Es gibt Tausende Gründe gegen Atomkraft. 365 davon haben wir in einem Jahreskalender zusammengestellt - für jeden Tag einen. Jeder Tag enthält nur wenige Worte, doch die haben es in sich.

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Windscale/Sellafield

Oktober 1957: Der innerste Kern des britischen Plutoniumreaktors Windscale steht in Flammen, zehn Tonnen Uran und 2.000 Tonnen Graphit. Eine radioaktive Wolke steigt aus dem Schornstein auf. In ihrer Not greift die Mannschaft zu einem Mittel, das russischem Roulette gleichkommt – und hat Glück. Das Feuer ist gelöscht. Die Menschen in Großbritannien ahnen nicht, welcher Katastrophe sie entgangen sind. Mehr als 30 Jahre lang vertuschen britische Regierungen das wahre Ausmaß. 1981 wird der Name des Standortes in Sellafield umbenannt. mehr:

Enge Nachbarschaft: Das Dorf Seascale und die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield

1957 kommt es in England fast zur atomaren Katastrophe: die Atomanlage Windscale brennt! Über Nordeuropa treibt eine radioaktive Wolke, doch die britische Regierung schweigt. Heute heißt die Anlage "Sellafield".

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Majak 

September 1957: Im russischen Atomkomplex Majak versagt die Kühlung radioaktiven Abfalls, der Müll explodiert. Eine radioaktive Wolke steigt auf und verstrahlt großflächig das Gebiet um die Anlage. Tausende Menschen sterben an den Folgen. Städte und Dörfer werden umgesiedelt. Majak gilt als einer der am schlimmsten verstrahlten Orte der Welt. Heute ist dort jeder zweite Erwachsene unfruchtbar, jedes dritte Neugeborene kommt mit Missbildungen auf die Welt. Erst als die Sowjetunion zusammenbricht, erfährt die Welt von dem Unfall, der jahrzehntelang geheim gehalten wurde. mehr:

Wachposten vor der Sperrzone um die Plutoniumfabrik von Majak, Juni 1994

Am Samstag jährt sich der Atomunfall von Majak zum fünfzigsten Mal. Noch heute ist diese Katastrophe den meisten von uns unbekannt - dank hervorragender Verschleierungstaktik der früheren Sowjetunion. Der Unfall vom 29. September 1957 war bis zum Super-GAU in Tschernobyl der größte in einer Atomanlage.

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Three Mile Island/Harrisburg

März 1979: Im neuen Block 2 des AKW Three Mile Island bei Harrisburg/USA führen technische Fehler und menschliches Versagen zu einer Wasserstoffexplosion. Um den Druck zu senken, lassen die Reaktorfahrer radioaktive Gase, Dampf und Wasserstoff in die Umwelt ab. Radioaktiv verseuchtes Wasser fließt in den Susquehanna-Fluss. Die AKW-Leitung behauptet, alles unter Kontrolle zu haben, erst 36 Stunden später werden kleinere Kinder und Schwangere aus der 5-Meilen-Zone evakuiert. Weitere 200.000 Menschen ergreifen die Flucht. Die gesundheitlichen Folgen der Teil-Kernschmelze werden kaum untersucht.  mehr:

Atomkraftwerk Three Mile Island, Harrisburg

Am 28. März 1979 erschüttert die Nachricht vom Größten Anzunehmenden Unfall (GAU) die Welt. Im US-amerikanischen Atomkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg, Pennsylvania ist es zu einer Teil-Kernschmelze gekommen. Das AKW schrammt nur knapp an einem Super-GAU vorbei.

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Tschornobyl

April 1986, der erste Super-GAU: Reaktor 4 des AKW Tschernobyl bei Pripjat/Ukraine brennt nach einer Explosion zehn Tage lang. Eine mächtige radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht in Schüben über Europa. Pripjat wird erst 36 Stunden nach dem Unfall evakuiert, die Bevölkerung über die Gefahr im Dunkeln gelassen. Drei Tage nach der Explosion wird der Unfall weltweit publik. Die deutsche Bundesregierung wiegelt ab: Keine Gefahr. Messwerte werden zurückgehalten. Erst am 2. Mai setzen die Behörden Grenzwerte für Milch von weidenden Kühen fest. Noch heute sind Wild, Beeren und Pilze in Teilen Süddeutschlands radioaktiv belastet.  mehr über Tschornobyl ...

In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

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Fukushima

März 2011: Eine doppelte Naturkatastrophe zerstört die Küste Nordostjapans. Störungsmeldungen aus mehreren Atomanlagen lassen den Atem stocken. Betroffen ist vor allem das AKW Fukushima Daiichi. Tagelang ist das Ausmaß nicht klar. Atomphysiker wie der Greenpeace-Experte Heinz Smital gehen schon früh vom Super-GAU aus. Sie behalten recht. Doch der AKW-Betreiber, die japanische Regierung und die Internationale Atomenergieorganisation IAEO spielen die Tragödie herunter und gefährden damit Leben und Gesundheit der Bevölkerung. Heute wissen wir: In Fukushima wurde das Zehnfache dessen an radioaktivem Jod-131 freigesetzt, was zur Einstufung in die höchste Stufe 7 der INES-Skala führt.  mehr über Fukushima ...

Karte der Region Fukushima in Japan, die die Ausbreitung der Strahlung nach der Atomkatastrophe im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zeigt.

Der 11. März 2011 versetzte Japan in einen Ausnahmezustand, der bis heute anhält. Die dreifache Katastrophe von Erdbeben, Tsunami-Flutwelle und Super-GAU traf das Land bis ins Mark.

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Fakt: Atomenergie ist umweltschädlich und lebensgefährlich

Oft wird behauptet, Atomenergie sei eine umweltfreundliche und sichere Art der Stromerzeugung. Das ist falsch. Die großen Nuklearkatastrophen in Fukushima und Tschernobyl sind das beste Beispiel. Sie legten ganze Länder still, verschmutzten sie für kommende Generationen und verstrahlten die Bevölkerung. Bis heute sind die Folgen von Tschernobyl zu spüren: Schilddrüsenerkrankungen, Krebs, Fehl- und Missbildungen, viele Gebiete sind noch unbewohnbar.

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Report: Nuclear Reactor Hasards (engl.)

Report: Nuclear Reactor Hasards (engl.)

Anzahl Seiten: 128

Dateigröße: 2.05 MB

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Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht

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