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Skipjack Tuna in Japanese Driftnet in Tasman Sea
© Greenpeace / Roger Grace

Thunfischzucht

Schon im römischen Reich war die Thunfisch-Fischerei eine der stabilsten Industrien. Heute jedoch bedrohen Industrie und ungenügende Schutzverordnungen diese Fischerei, die weltweit zu den rentabelsten zählt.

1999 veröffentlichte Greenpeace einen Report über den Rückgang der Thunfisch-Population im Mittelmeer. Die Biomasse von erwachsenen Blauflossen-Thunfischen – d.h. der Laicher-Bestand – war in den letzten 20 Jahren um 80 Prozent geschrumpft. Jedes Jahr wurden viel zu viele Jungtiere gefischt und obendrein leerten Piratenfischer die Population. So war klar, dass die Blauflossen-Thunfisch-Population sich nur mit Hilfe drastischer Maßnahmen wieder erholen konnte.

Thunfischzucht: Patentrezept für eine Katastrophe

Leider hat seit damals nicht nur die Überfischung zugenommen; eine neue industrielle Technik hat sich zu einer weiteren Bedrohung für den Mittelmeer-Thunfisch entwickelt: Gemeint sind der Fang, der Transport und die Mast von Thunfischen in Käfigen, wie sie entlang der gesamten Mittelmeerküste stattfinden. Die Mittelmeerküste hat sich in einen Thunfisch-Mastbetrieb verwandelt. Industrielle Fangschiffe mit Ringwadennetzen und Schleppbooten durchkämmen das gesamte Gebiet auf der Suche nach Thunfisch. Unterstützt werden sie dabei von einer Flottille von Flugzeugen und Hubschraubern, die die Thunfisch-Schwärme trotz schrumpfender Populationszahlen aufspüren können.

Thunfisch-Farmen sind äußerst gewinnbringend und zielen auf den japanischen Markt. Statt die Fangaktivitäten zu reduzieren und so zur Erholung der Thunfisch-Bestände beizutragen, haben schnelle Profite der Thunfisch-Fischerei noch mehr Geld eingebracht. Daraus entstehen neue und noch größere Fangboote, Lagerhallen und sogar Flughäfen für den Thunfisch-Export. Die Regierungen haben diese Projekte immer großzügig unterstützt: Seit 1997 hat die Europäische Gemeinschaft Subventionen in Höhe von etwa 28,5 Millionen Euro gezahlt; hinzu kommen Großinvestitionen aus Japan und Australien. Das Resultat ist ein Anstieg der Fangeinsätze.

Durch die Käfigmast werden mehr so genannte juvenile Thunfische weggefangen. Für die Internationale Kommission zur Erhaltung der Thunfisch-Bestände im Atlantik (ICCAT) haben sich dadurch die Management-Probleme noch verschlimmert. Im Augenblick weiß niemand genau, wie hoch die Zahlen für im Mittelmeer gefangenen Blauflossen-Thunfisch sind. Dass die Fangzahlen weit über der zulässigen Gesamtfangmenge (TAC) liegen, gilt jedoch als sicher.

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Thunfischmast

Ein weiteres Problem sind die hohen Mengen an Fisch, die zur Fütterung der in Käfigen gehaltenen Thunfische nötig sind. Auf ein Kilogramm Thunfisch kommen dabei bis zu 25 Kilogramm Fisch. Schätzungsweise 225.000 Tonnen Fischfutter werden jährlich im Mittelmeer verteilt, wovon der meiste Fisch aus Westafrika, dem Nordatlantik und Amerika stammt. In einem Report wurde kürzlich auf die Gefährdung lokaler Fischarten durch über Fischfutter eingeschleppte Krankheiten hingewiesen. Ein derartiger Fall hatte sich zuvor in der australischen Thunfischmast ereignet. Das Überspringen von Krankheiten auf wichtige lokale Fischbestände, wie etwa Anchovis oder Sardinen, könnte für die einheimischen Fischer eine Katastrophe bedeuten. Aus Sicht des Vorbeugeprinzips ist dieses Risiko völlig unakzeptabel.

Sind Delfine sicher?

Die hohe Nachfrage nach Fischfutter verlockt die Fischer, bislang nicht kommerziell genutzte Fische zu fangen, z.B. die Ohrensardine im westlichen Mittelmeer. Der Anstieg der Ohrensardinen-Fänge gefährdet aber gleichzeitig eine der gesündesten Populationen des Gemeinen Delfins im Mittelmeer.

Thunfischmast bedeutet, dass eine Ressource, die den Fischerei-Kulturen rund um das Mittelmeer einst gemeinsam gehörte, nun von ein paar wenigen Investoren kontrolliert wird. Es geht nicht nur um die Privatisierung und Überfischung des Blauflossen-Thunfischs, sondern auch um die Gefährdung anderer Fischereien in der Region.

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