- Hintergrund
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Bekräftigung des Moratoriums
Die IWC entscheidet über den Fang von Walen, doch internationaler Handel mit Walprodukten wird vom Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen (engl. CITES) reguliert. Da die IWC den kommerziellen Walfang seit 1986 weltweit verboten hat (Moratorium), hat CITES auch den internationalen Handel verboten. Die IWC-Deklaration von 2006 hatte das Moratorium für nicht mehr notwendig gehalten. Damit geriet zugleich auch der Fortbestand des Handelsverbotes in Gefahr.
Mit Blick auf die CITES-Konferenz vom 3. bis 15. Juni 2007 in Den Haag reichte Großbritannien nun in Anchorage eine Resolution ein, die das Moratorium und seine Notwendigkeit ebenso bekräftigt wie die Kooperation zwischen IWC und CITES. Zudem warnt sie vor jeder Lockerung des Handelsverbotes. Die Resolution wurde mit 37:4 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommen. Viele Pro-Walfang-Länder nahmen an der Abstimmung nicht teil - ein mehrfach zu beobachtendes Phänomen in Anchorage.
Wissenschaftlicher Walfang in der Antarktis
Mit 40:2 Stimmen bei einer Enthaltung verabschiedete die IWC eine Resolution, die Japan zum Stopp des angeblichen wissenschaftlichen Walfangs im Walschutzgebiet der Antarktis auffordert. Diese Jagd ist unter Umgehung des Moratoriums faktisch kommerziell motiviert und hat kaum wissenschaftlichen Wert. Neben Antarktischen Minkewalen und Finnwalen will Japan dabei nun auch Buckelwale erbeuten. Leider keine Resolution wurde gegen den Walfang Islands eingebracht. Island hat 2006 unter einer Einspruchsklausel trotz des Moratoriums mit kommerziellem Walfang im Nordatlantik begonnen.
Verwischung von Walfang-Kategorien
Turnusmäßig stand nach fünf Jahren wieder die Vergabe von Fangquoten im Eingeborenen-Subsistenz-Walfang an. Diese Jagd indigener Völker zu ihrer Selbstversorgung ist nicht durch das Moratorium verboten. Japan verlangte aber eine Gleichbehandlung seiner kommerziellen Küstenwalfänger beispielsweise mit arktischen Inuit. Als Folge verschwendete die IWC-Tagung wieder einmal viel Zeit mit Feilschen um kommerzielle Fangquoten. Erst ganz zum Schluss zog Japan seinen chancenlosen Antrag zurück.
Quoten im Eingeborenen-Subsistenz-Walfang
Indigene Völker Alaskas und Sibiriens dürfen, wie bisher, im kommenden Fünf-Jahres-Zeitraum (2008 bis 2012) bis zu 280 Grönlandwale erbeuten. Pro Jahr dürfen nur 67 harpuniert werden. Doch bis zu 15 ungetätigte Harpunierungen eines Jahres dürfen auf das Folgejahr aufgeschlagen werden.
2008 bis 2012 dürfen, wie bisher, insgesamt 620 ostpazifische Grauwale gefangen werden, pro Jahr maximal 140. Das betrifft die Tschuktschen in Sibirien, aber auch Makah-Indianer haben Interesse.
Maximal 20 Buckelwale dürfen 2008 bis 2012, wie bisher, von Bequia-Walfängern in dem Karibikstaat St. Vincent und die Grenadinen erlegt werden. Die bis hierher genannten Quoten ergingen im Konsens.
In Ostgrönland dürfen wieder 12 Minkewale pro Jahr harpuniert werden, in Westgrönland wieder 19 Finnwale pro Jahr. Die Zahl für Minkewale in Westgrönland wurde von 175 auf 200 im Jahr erhöht. Neu erlaubt wurde für Westgrönland die Harpunierung von jährlich zwei Grönlandwalen ab 2008.
Ursprünglich waren für Grönland auch zehn Buckelwale pro Jahr beantragt worden. Dieser Punkt wurde aber im Laufe der Verhandlungen zurückgenommen. Die Quoten für Grönland erreichten in einer Abstimmung mit 41:11 Stimmen bei 16 Enthaltungen die nötige Dreiviertelmehrheit, da Enthaltungen nicht mit eingerechnet werden. Deutschland stimmte wegen der Grönlandwale gegen den Antrag.
Schutzgebiet im Südatlantik
Der Antrag auf ein neues Walschutzgebiet im Südatlantik erreichte, wie in früheren Jahren, nur eine einfache Mehrheit (39:29 Stimmen bei 3 Enthaltungen). Benötigt wird aber eine Dreiviertelmehrheit. Angenommen wurde hingegen eine Resolution, die den wissenschaftlichen und ökonomischen Wert von nichttödlicher Walnutzung (vor allem Walbeobachtung) unterstreicht. Sie erhielt 42 Ja- und 2 Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen. Das Wissenschaftliche Komitee der IWC regte einen Workshop über touristische Walbeobachtung an, die weit mehr Geld einbringt, als der Walfang es könnte.
Beifang in Fischernetzen
{image_r}Belgien brachte eine Resolution zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Vaquita durch. Dieser Kleinwal lebt nur im Golf von Kalifornien und ist Beifangopfer in Fischernetzen. Beifang ist aber ein weltweites Problem, das von der IWC viel intensiver behandelt werden müsste: Allein während der viertägigen Konferenz in Anchorage starben statistisch 3288 große und kleine Wale in Fischernetzen. Beifang ist auch einer der wichtigsten Gründe für das jüngst vermeldete Aussterben des Baiji in China. Zum Verheddern in Netzen plant die IWC einen eintägigen Workshop einer kleinen Arbeitsgruppe.
Umweltgefahren für Wale
Auf Anregung des Wissenschaftlichen Komitees der IWC wird ein Workshop über den Klimawandel und seine Folgen für Wale vorbereitet. Auf der Konferenz erregte das Thema kaum Diskussionen. Die Belastung von Walen mit chemischen Schadstoffen wurde vor allem unter dem Aspekt der Gesundheit von Menschen betrachtet, die Walfleisch essen. Eingriffe in den Lebensraum, Schiffskollisionen und Lärmbelastung durch Motoren, Sonare und seismische Suche nach Erdöl und Erdgas sind weitere Gefahren für Wale, die auf der Tagung in Anchorage viel zu kurz gekommen sind.
Dabei lebt gerade in der Umgebung von Anchorage eine stark gefährdete Beluga-Population, die auf vielfältige Weise bedenklichen menschlichen Einflüssen ausgesetzt ist und rapide schrumpft.
Zukunft der IWC
Vor der nächsten Jahrestagung im Juni 2008 in Santiago (Chile), will die IWC ein Sondertreffen abhalten, um sich über ihre eigene Reform zu verständigen. Die Pro-Walfang-Länder erstreben eine Normalisierung der IWC: Sie solle sich wieder auf das Vergeben kommerzieller Walfangquoten konzentrieren. Dagegen fordern die Walschützer eine Modernisierung der IWC: Sie muss sich von einer Walfang- zu einer Walschutzkommission wandeln, die sich mit allen Problemen aller Walarten befasst. Greenpeace begrüßt das Sondertreffen und erwartet die längst überfällige Modernisierung.
Japanische Drohung
Kandidaten für die Ausrichtung der IWC-Jahrestagung 2009 waren die Insel Madeira (Portugal) und Yokohama (Japan). Beide stellten sich vor, aber Japan zog am Ende seiner Präsentation sein Angebot überraschend zurück. Grund ist Japans Enttäuschung, seine Walfangziele nicht erreicht zu haben. Wie in vergangenen Jahren drohte Japan auch dieses Mal wieder mit einem Austritt aus der IWC.
Sicherheit auf See
Japan und Neuseeland, ein Walfangland und ein Walschutzstaat, haben gemeinsam eine Resolution über die Sicherheit von Schiffen im Walfang ausgearbeitet. Japan beschuldigte Greenpeace und andere, mit Protestaktionen die Sicherheit zu gefährden. Neuseeland meinte dagegen, der wohl gravierendste Vorfall sei der Brand auf dem japanischen Walfang-Mutterschiff Nisshin Maru im Februar 2007 in der Antarktis gewesen, der in keinem Zusammenhang mit Protestaktionen stand. Ein Seemann kam dabei ums Leben. Ein Ölaustritt hätte verheerende Umweltschäden anrichten können.
Greenpeace betont, mit seinem Schiff Esperanza den havarierten Japanern zu Hilfe gekommen zu sein. Das Greenpeace-Angebot, die manövrierunfähige Nisshin Maru aus der Antarktis abzuschleppen, war von Japans Regierung abgelehnt worden, die Greenpeace als Terroristen bezeichnete. Greenpeace erklärt: Die Nisshin Maru ist nicht für Eismeerfahrten gebaut und gehört daher nicht in die Antarktis.
(Autor: Johannes Albers)