Jetzt spenden
Wurstbrötchen
Mitja Kobal / Greenpeace

Umfrage: Wursthersteller wollen Haltungsbedingungen nicht kenntlich machen

Der Handel startet mit der Kennzeichnung von Frischfleisch. Verbraucher erkennen so, wie das Tier gehalten wurde. Wursthersteller lehnen dieses Label auf Anfrage von Greenpeace ab.

Freiwillig machen sie es nicht: Herta, Meica, Rügenwalder sowie neun weitere große Wursthersteller lehnen es ab, auf ihren Produkten offenzulegen, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten wurden. Ob die Schweine, deren Fleisch sie verarbeiten, nun aus engen, dunklen Ställen stammen oder Auslauf hatten, erfahren Verbraucher also bei der Wurst nicht. Das ist das Ergebnis einer Befragung der zwölf führenden deutschen Fleischverarbeiter durch Greenpeace.

„Die Wursthersteller wollen offenbar verschleiern, dass in Deutschland vor allem Billigfleisch in die Wurst kommt“, erklärt Stephanie Töwe, Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft. Nicht ein einziger Produzent erklärte sich Greenpeace gegenüber bereit, kein Fleisch mehr aus tierquälerischer Haltung zu verarbeiten, bei der Schweine betäubungslos kastriert und die Ringelschwänze kupiert werden. „Millionen Tiere leiden, damit die Gewinne der großen Wursthersteller steigen“, so Töwe.

Hälfte des Fleischs landet in verarbeiteten Produkten

Dabei wollen Verbraucher mehr Tierwohl, fordern Transparenz – und unterstützten in den vergangenen Jahren die Kampagne von Greenpeace für eine Kennzeichnung und tiergerechte Haltung. Mit Erfolg: Der Handel hat zum heutigen 1. April die Kennzeichnung im Frischfleischsegment eingeführt. In vier Stufen – vom gesetzlichen Mindeststandard bis zum Bio-Fleisch –  zeigt das Label an, unter welchen Bedingungen die Schlachttiere gehalten wurden.

„Die Tierhaltung lässt sich jedoch nur verbessern, wenn auch die fleischverarbeitende Industrie ihren Beitrag leistet und die Verbraucher aufklärt“, so Töwe. Denn in Deutschland landet die Hälfte des erzeugten Fleischs in verarbeiteten Produkten, vor allem in Wurstwaren – gut 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Die befragten Hersteller erklärten, sie sähen für ein freiwilliges Label derzeit keine Nachfrage. Eine von Greenpeace beauftragte Kantar Emnid-Umfrage stützt das nicht: Vier von fünf Bundesbürgern geben an, verstärkt auf die Haltungskennzeichnung achten zu wollen.

Gesetzliche Kennzeichnungspflicht unerlässlich

Für fast alle großen Wursthersteller kommt jedoch ein gesetzlich verpflichtendes Kennzeichen in Frage. „Die Abfrage zeigt, wie wichtig die gesetzliche Pflicht zur Kennzeichnung ist“, sagt Töwe. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) plant aber nur ein freiwilliges Label. Eine umfassende Transparenz für Verbraucher schafft die Ministerin dadurch nicht. Obwohl viele Bundesbürger bereit wären, für mehr Tierwohl auch mehr zu zahlen – ein Schlüssel für bessere Tierhaltung. Denn das derzeitige Preisdumping bei Fleisch und Wurst sichert vielen Landwirten kaum genug Einnahmen, um in Ställe mit mehr Platz für Tierwohl zu investieren.

Greenpeace-Abfrage bei deutschen Wurstherstellern

Greenpeace-Abfrage bei deutschen Wurstherstellern

5 | DIN A4

117.11 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Kühe auf der Wiese vor dem Reichstags
  • 10.06.2024

Die Weidehaltung von Kühen ist gut fürs Tierwohl, Klima und für die Artenvielfalt. Doch Milchkühe stehen meist im Stall. Dabei ist eine nachhaltige Milchproduktion machbar.

mehr erfahren
Kühe stehen mit Ketten angebunden nebeneinander im Stall
  • 16.05.2024

Verdreckte Kühe – so angebunden, dass sie sich kaum bewegen können. Erneut dokumentieren Fotos tierschutzwidriger Zustände. Greenpeace hat nun Strafanzeige gegen die Bärenmarke-Molkerei gestellt.

mehr erfahren
Kletter:innen und großes gelbes dreieckiges Banner am Milchsilo mit der Aufschrift "Achtung Tierleid" und einer abgebildeten Kuh
  • 16.05.2024

Die Molkerei Hochwald wirbt mit hoher Qualität und verkauft unter dem Label Bärenmarke hochpreisige Milch. Fotos belegen nun, dass die Haltung der Milchkühe häufig gegen den Tierschutz verstößt.

mehr erfahren
Mehrere Kühe stehen nebeneinander in Anbindehaltung
  • 16.05.2024

Auf einem Milchviehbetrieb beschloss Claudia Preuß-Ueberschär als Kind, Tierärztin zu werden. Im Interview erzählt sie, wie sich die Haltung von Milchkühen verändert hat und was die Tiere brauchen.

mehr erfahren
Kuh mit Kalb auch einer Weide
  • 13.05.2024

Wie alt werden Kühe? Wozu brauchen sie Hörner? Und was bedeutet eigentlich der Ausspruch “Das geht auf keine Kuhhaut”? Das und mehr beantworten unsere 11 Fakten rund um die Kuh.

mehr erfahren
3 Aktivist:innen (eine davon im Bärenkostüm) sowie eine Passantin  an einem Infotisch an dem ein Plakat mit Kühen in Anbindehaltung und der Aufschrift "Tierleid stoppen" hängt.
  • 25.04.2024

Für mehr Tierwohl und Klimaschutz stehen am Samstag Greenpeace-Ehrenamtliche in 27 Städten erneut früh auf. Eine von ihnen ist Michaela Loch. Im Interview erzählt sie von ihrem ehrenamtlichen Einsatz.

mehr erfahren