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Mit Milch gefüllte Flasche und Glas
© Fred Dott / Greenpeace

Bessere Milchqualität dank Grünfutter

Eine Greenpeace-Analyse zeigt, was der Gehalt an gesunden Omega-3-Fettsäuren in Milch über Haltung und Fütterung der Kühe verrät.

Milch von Kühen, die vorrangig Gras, Heu und Grassilage fressen, enthält mehr Omega-3-Fettsäuren als Milch von Tieren, die vor allem mit Mais und viel Kraftfutter gefüttert wurden. Wie viele dieser gesunden Nährstoffe stecken also in Biomilch im Vergleich zu konventioneller Milch? Greenpeace hat das testen lassen. Soviel vorab: Bei Premiummarken wie Landliebe, Weihenstephan oder Bärenmarke zählt offensichtlich Masse statt Klasse. Die Testergebnisse weisen darauf hin, dass die Tiere vor allem im Stall gehalten und mit viel Kraftfutter gefüttert werden - um möglichst viel Milch zu produzieren.

Milchanalyse

Milchanalyse

Bio-Milch von Weidekühen enthält deutlich mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren als solche von konventionell gehaltenen Kühen, die durch Kraftfutter unnatürlich viel Milch produzieren.

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Denn das Bild, das Milchpackung und Werbung suggerieren, entspricht nur sehr selten der Realität: Weitläufige grüne, saftige Weiden, darauf entspannt grasende Kühe sind eher in Kinderbüchern als auf dem Land zu finden. Und das spiegelt sich auch in der Milchqualität wider. Im Frühsommer, einige Wochen nach den Weideaustrieben auf Deutschlands Milchhöfen, hat Greenpeace in Supermärkten Frisch- und H-Milch verschiedener Marken gekauft und von einem Labor untersuchen lassen.

Welche Rolle spielen Omega-3-Fettsäuren?

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen den gesundheitlichen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren. Sie wirken blutdrucksenkend und gefäßschützend bei Arteriosklerose, entzündungshemmend bei rheumatischen Erkrankungen und können Allergien bessern. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung  die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren. Insbesondere in Meerestieren, aber auch in einigen Pflanzenölen (Rapsöl, Leinöl, Walnussöl) finden sich hohe Anteile an Omega-3 Fettsäuren. 

Bei der aktuell üblichen Ernährung mit Milchprodukten werden etwa 20 bis 40 Prozent des Tagesbedarfs durch Milchprodukte abgedeckt. Biomilch, bei der Weidehaltung für die Kühe vorgeschrieben ist, weist im Sommer in aller Regel einen Omega-3-Wert von mindestens 1,0 Gramm pro 100 Gramm Milch auf. Der Wert bei Milch aus Stallhaltung mit hohem Anteil an Maissilage und Kraftfutter im Futtertrog liegt meist zwischen 0,5 und 0,7 Gramm. Die aktuelle Greenpeace-Untersuchung bestätigt dies.

Mogelpackung im Milchregal?

Die Analyse der sogenannten Premiummarken Bärenmarke, Landliebe und Weihenstephan zeigt, dass die Kühe dieser Molkereien so gut wie nie auf der Weide stehen und mit übermäßig viel Kraftfutter und Maissilage gefüttert werden. Trotzdem ist die Industriemilch dieser Marken teurer als Biomilch. 

Hochwald, die Molkerei hinter der Bärenmarke, bezieht Milch von Landwirt:innen aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – Regionen mit viel Grünland und damit der Möglichkeit, die Kühe auf der Weide zu halten. Offensichtlich behält Hochwald die hohe Gewinnspanne der Bärenmarke-Milch jedoch ein, statt die Einnahmen für eine artgerechte Tierhaltung zu nutzen und Landwirt:innen faire Preise zu zahlen, die ihre Kühe auf die Weide stellen wollen. Denn Höfe mit Weidehaltung haben höhere Produktionskosten als auf Masse ausgerichtete Betriebe mit Stallhaltung. 

  • Milk Products from German Dairies

    Milch der Premiummarke Bärenmarke schneidet schlecht ab und ist nahezu identisch mit Discounter-Milch bei Aldi und Rewe.

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  • Kuh auf der Wiese

    Die Erzeugung von Bio-Milch ist teurer, da die Kühe in der trockenen Jahreszeit auf der Weide stehen, im Stall deutlich mehr Platz haben und weniger Kraftfutter erhalten, was zu einer geringeren Milchleistung führt.

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  • Kühe auf der Wiese vor dem Reichstag

    Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Greenpeace-Aktive protestieren mit Kuhherde auf der Reichstagswiese: Sie fordern ein Förderprogramm für Weidehaltung von Milchkühen.

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Hochwald vertreibt zudem Milch für die Eigenmarken der großen Supermarktketten in Deutschland - auch diese schnitten im Test schlecht ab: etwa Aldi mit der Marke „Milsani“ mit 0,6 Gramm pro 100 Gramm Milch, Rewe mit den Marken „ja!“ (0,6 g) sowie „Hochwald – die Genossenschaft“ (0,6 g). Diese günstigen Milchmarken kommen aus denselben Molkereistandorten wie die Bärenmarke-Milch. Die Ergebnisse aus dem Labor belegen, dass die teure Bärenmarke-Milch nahezu identisch mit der billigen Milch der Supermarktketten ist. „Bärenmarke bietet weder für Mensch, Tier noch Umwelt irgendwelche Leistungen, die den hohen Preis rechtfertigen", sagt Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. „Die gleiche Milch wird im Discounter billig verscherbelt –  insofern kann man hier von einer Mogelpackung sprechen.“

Kraftfutter für Milchkühe zerstört Lebensräume

Ursprünglich sind Rinder Steppentiere, die vor allem Gras fressen. Eine Auswertung offizieller Betriebsdaten von Milchviehhöfen zeigt jedoch: In Deutschland besteht nur noch rund 30 Prozent des Futters für Milchkühe aus Gras. Bei einer reinen Vollweide-Fütterung kann eine Kuh im Mai und Juni 18 bis 20 Liter Milch am Tag geben. Die Milchmenge der Hochleistungs-Kühe liegt durchschnittlich bei 30 bis 40 Liter. Um diese Leistung aus den Kühen herauszuquetschen zu können, benötigen sie Kraftfutter – auf der Weide würden sie verhungern.

Kühe in einer Reihe beim Fressen in einem Stall

Viele Milchkühe werden in Deutschland unter schmerz- und leidvollen Bedingungen gehalten - und die sind mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar, zeigt ein Rechtsgutachten.

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Die Ernährung mit Kraftfutter bedeutet nicht nur eine geringere Milchqualität, auch ökologisch ist der hohe Einsatz von Kraftfutter und Maissilage problematisch: Der Anbau von Kraftfutterpflanzen wie Soja zerstört Regenwald, bedroht wertvolle Ökogebiete und Arten. Auch in Deutschland gehen durch die Verfütterung von Mais wichtige Lebensräume wie Wiesen und Weiden zurück. Der Rückgang der Grünlandnutzung dezimiert die regionale Artenvielfalt. Heute dienen 60 Prozent der Ackerfläche in Deutschland dem Futteranbau, etwa Mais. Im Gegensatz zum Acker bietet die Weide jedoch Nahrung und Lebensraum für Insekten und Vögel und bindet mit fast 19 Tonnen pro Hektar und Jahr deutlich mehr CO2. 

Schwerpunkte der Milcherzeugung liegen traditionsgemäß in Bayern und Schleswig-Holstein. Vor allem Bauernhöfe, die über Wiesen und Weiden verfügen, halten traditionell Milchkühe, um so optimal ihr Grünland zu nutzen. Fleckvieh-Kühe auf Almweiden, kleine Betriebe hier, Salzwiesen und eher größere Kuhherden dort: Die Betriebsstrukturen in Niedersachsen und Bayern sind größtenteils unterschiedlich, der Wandel der vergangenen Jahre ist jedoch gleich: Die durchschnittliche Zusammensetzung der Futterrationen in beiden Bundesländern ist inzwischen weitgehend identisch. Die Tendenz, auf hohe Milchleistung zu setzen, hat zu einer weitgehenden Abkopplung von den jeweils gegebenen Standortbedingungen für die Futtergewinnung geführt. Ebenso verhält es sich bei der Zucht. Heute gehören über 70 Prozent der Milchkühe in Deutschland zur Rasse Holstein Frisian, einer allein auf Milchleistung gezüchteten Kuh.

Milchprodukte: Siegel-Ratgeber für den Supermarkt

„Die Molkereien müssen auf Milch aus Weidehaltung umstellen und das auch den Landwirt:innen bezahlen”, fordert van Aken. “Im Sinne von Umwelt,Klima und Tierwohl können wir künftig nur noch so viele Tiere halten, wie weidebasiert ernährt werden können.” Die gute Nachricht: Für Verbraucher:innen gibt es schon jetzt gesunde und günstige pflanzliche Milchalternativen wie Hafermilch. Wer dennoch Milch trinken möchte, greift am besten zu Weidemilch in Bioqualität.

Erst kürzlich hat Greenpeace die unterschiedlichen Siegel auf Milchtüten analysiert - und dabei festgestellt, dass hinter vielen eine Stallhaltung steckt, die Kühen zu wenig Platz zum Laufen, Liegen und Fressen bietet. Teils sind die Tiere das ganze Jahr angebunden. Die Ergebnisse hat Greenpeace in einem Milch-Siegel-Check veröffentlicht. Er kann für die schnelle Übersicht im Supermarkt im Visitenkarten-Format für das Portemonnaie bestellt werden. Ausführlichere Infos zu den Siegeln sind in der Langfassung Milch-Siegel-Check zu finden.

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