Jetzt spenden
©Fred Dott / Greenpeace

Greenpeace-Stichprobe von Fleisch auf antibiotikaresistente Bakterien

Konventionelles Schweinefleisch ist teilweise mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Folge des Billigfleisch-Systems ist auch die Unwirksamkeit lebenswichtiger Arzneimittel.

Ob auf dem Acker, an Zuflüssen der Ostsee, an der Abwasserleitung eines Schlachthofs oder bei Gülle-Transporten: Regelmäßig nehmen Greenpeace-Rechercheur:innen dort Proben, wo die industrielle Tierhaltung Rückstände hinterlässt - und finden in ihnen oft antibiotikaresistente Keime. Bei solchen Bakterien sind gängige Medikamente zur Behandlung von Infektionskrankheiten beim Menschen wirkungslos. Eine aktuelle Stichprobe von Greenpeace zeigt: Auch Würste und Schweinefleischschnitzel aus Discounter, Supermarkt  und Werksverkauf, die auf dem Grill landen, sind teilweise mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet. In zehn der 44 Proben (23 Prozent) fanden sich im Labor solche Keimen vier Fällen sogar Bakterien, die gegen das wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin resistent sind. 

Grundsätzlich können antibiotikaresistente Bakterien Menschen bei jedem Kontakt “besiedeln” oder mit Keimen infizieren. Und auch wenn die akute Gefahr für Verbraucher:innen gering ist: Die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen trägt zunehmend dazu bei, dass Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind. “Die Fleischindustrie befeuert die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen”, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Die Tiere müssen besser gehalten werden und ihre Zahl muss sinken. Nur dann lässt sich der Antibiotika-Einsatz in den Ställen weiter verringern.”

Ein Meilenstein: Aldi steigt aus dem Billigfleisch-System aus

Dass sich die gefährlichen Keime durch das für Mensch, Tier und Umwelt schädliche System Billigfleisch immer weiter verbreiten, ist schon lange ein bekanntes Problem. Nun beginnt es zu bröckeln: Ende Juni kündigte der Lebensmitteldiscounter Aldi an, sein Frischfleischsortiment bis 2030 komplett auf die höheren Tierwohl-Haltungsformen 3 und 4 umzustellen. Auch andere Lebensmitteleinzelhändler wie Rewe gaben daraufhin an, ihr Sortiment schrittweise umzustellen. Dafür müssen Landwirt:innen in den nächsten Jahren Ställe umbauen und die Zahl der gehaltenen Tiere reduzieren. “Es ist ein Meilenstein, dass einige  Supermarktketten nun aus dem Billigfleisch-System aussteigen”, so Zimmermann. “Dazu gehört auch eine faire Bezahlung der Landwirt:innen, die auf eine artgerechtere Erzeugung umstellen. Die neue Bundesregierung muss dann zügig den Rahmen setzen, damit eine bessere Haltung mit weniger Tieren zum Standard wird. ”

Greenpeace wird dranbleiben und dem Handel weiter auf die Finger schauen, ob er auf dem eingeschlagenen Weg bleibt. “Auch die Politik muss endlich eine gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung für alle Fleischprodukte in Handel und Gastronomie einführen”, sagt Zimmermann. “Denn der schleichenden Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und ihren Folgen kann niemand von uns aus dem Weg gehen – egal, ob wir selbst Fleisch konsumieren oder nicht.”

  • Fleischprobe im Labor

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Agrarexperte Dirk Zimmermann mit Petrischale

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Ergebnisse eines Stichproben-Tests von Fleisch auf antibiotikaresistente Keime

Ergebnisse eines Stichproben-Tests von Fleisch auf antibiotikaresistente Keime

Anzahl Seiten: 15

Dateigröße: 908.54 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Organic Livestock Farming near Vienna
  • 25.10.2024

Vielseitig, intelligent und ein ausgeprägtes Sozialverhalten – und noch weit mehr zeichnet Schweine aus! Lernen Sie die unterschätzten Tiere besser kennen.

mehr erfahren
Kühe stehen nebeneinander in Anbindehaltung
  • 22.10.2024

Verdreckte Kühe – so angebunden, dass sie sich kaum bewegen können. Wiederholt dokumentieren Fotos tierschutzwidrige Zustände. Greenpeace geht juristisch gegen die Bärenmarke-Molkerei vor.

mehr erfahren
Protest vor Molkerei Müller in Aretsried: aus übergroßen Milchtüten quillt weißer Rauch, auf dem Banner steht "Methan killt das Klima".
  • 09.10.2024

Der weltweite Ausstoß von Klimagasen in der Fleisch- und Milchindustrie ist immens, zeigt ein Greenpeace-Report. Aktivist:innen protestieren. Doch es gibt Lösungen, den Methanausstoß zu reduzieren.

mehr erfahren
Aktivist:innen auf einem Milchsilo mit einer Fahne, darauf: Bärenmarke-Logo sowie "Tierleid stoppen!"
  • 07.09.2024

Die Molkerei Hochwald wirbt mit hoher Qualität und verkauft unter dem Label Bärenmarke hochpreisige Milch. Im Molkerei-Ranking schneidet die Marke jedoch schlecht ab. Aktive informieren vor Märkten.

mehr erfahren
Milchprodukte
  • 05.09.2024

Greenpeace hat zum zweiten Mal große Molkereien gefragt, wie die Kühe gehalten werden, von denen sie ihre Milch beziehen. Das Ergebnis: Weidemilch ist weiterhin die Ausnahme im Kühlregal.

mehr erfahren
Greenpeace-Aktive vor Edeka-Filiale
  • 20.08.2024

Supermärkte haben mehr Tierwohl angekündigt, doch wie kommt die Umstellung des Fleischsortiments voran? Greenpeace hat beim Handel nachgefragt, Aktivist:innen prüfen die Kennzeichnung.

mehr erfahren