Wale haben keinen Gehörschutz
Wale brauchen ihr außergewöhnliches Gehör, um sich zu orientieren, Nahrung zu finden und um miteinander zu kommunizieren. Damit ist ihr Hörsinn entscheidend für ihr Überleben. Doch der Mensch verwandelt die Meere mit Hilfe von Unterwasserschallkanonen, Schiffsmotoren und brüllenden Maschinen in ein lautes Industriegebiet. Wie auch vor der Westküste Australiens: Unipers Partner Woodside hat hier im Dezember 2023 seismische Tests für ein Mega-Gasprojekt durchgeführt und alle fünf Sekunden Unterwasserschallkanonen abgefeuert – inmitten von Walmigrationsrouten und Meeresschutzgebieten.
Die stille Bitte aus dem Ozean
Stellen Sie sich vor, Ihre gewohnte Umwelt gerät völlig aus den Fugen und Sie finden sich in einer neuen Realität wieder. Sie wissen weder, wohin sie gehen sollen, noch woher Sie Ihre nächste Mahlzeit bekommen. Und am schlimmsten ist – Sie sind völlig allein und das wahrscheinlich für immer. Familie und Freund:innen wiederzufinden ist aussichtslos. Und selbst wenn Sie in Ihrer Nähe sind, werden Sie nie wieder mit ihnen sprechen können oder ihre Stimme hören. So ergeht es einem Wal, der sein Gehör verloren hat.
Der Hörsinn ist für Wale der wichtigste Sinn. Wale erzeugen Schall, um miteinander zu kommunizieren, sich zu orientieren und ihre Umgebung zu verstehen. Ihr Gehör ist ein faszinierendes Sinnessystem, das eine entscheidende Rolle in ihrem Überleben in den Ozeanen spielt. Allerdings sind Wale zunehmend einer Vielzahl von Lärmquellen in ihrer Umgebung ausgesetzt, die ihr empfindliches Gehör gefährden können.
Wale sind soziale Tiere, die komplexe Bindungen und Kommunikationsformen pflegen. Der Verlust ihres Gehörs kann zu sozialer Isolation führen, wodurch ganze Populationen geschwächt werden. Das kann wiederum schwerwiegende Konsequenzen für das gesamte ökologische Gleichgewicht haben – ein Dominoeffekt.
Auch ohne Hörverlust ist Lärm für Wale gefährlich: Laute Geräusche können Wale aus ihren angestammten Gewässern vertreiben und sie zwingen, die Lärmquelle großräumig zu umschwimmen. Ein Wal, der sich nicht orientieren kann, kann nicht fressen, verliert eventuell seine Gruppe und läuft große Gefahr zu stranden.
Großwale, wie der Blauwal, kommunizieren über tiefe Schallwellen, die über Hunderte von Kilometern hörbar sind. So können sie miteinander Kontakt halten – das ist auch wichtig für ihre Fortpflanzung. Zahnwale kommunizieren über Laute im Ultraschallbereich, ein Pfeifen und Klicken kennen wir beispielsweise von Delfinen. Außerdem nutzen Zahnwale, wie der tieftauchende Pottwal, ihre Echoortung beispielsweise zur Jagd und Orientierung im Dunkel der Meere. Menschliche Lärmquellen können Wale aber akustisch blenden und somit orientierungslos machen.
Das dröhnende Problem unter Wasser
Unsere Ozeane sind zunehmend von menschengemachtem Lärm durchdrungen. Die wachsende Lärmbelästigung durch Schiffsverkehr; seismische Erkundungen mit Unterwasserschallkanonen, und viele weitere menschliche Aktivitäten bringen die natürliche akustische Umgebung der Wale aus der Balance. Es liegt an uns Menschen, die Tiere zu schützen und den zunehmenden Unterwasserlärm zu stoppen.
Das Einhalten von Lärmstandards, die Regulierung von Schifffahrtsrouten und die Förderung der Energiewende sind nur einige Maßnahmen, die dringend ergriffen werden müssen, um das empfindliche Gehör dieses Meeresriesen zu schützen.
Wie seismische Tests das Leben der Wale beeinträchtigen
Zu den schwerwiegendsten Bedrohungen für Wale gehören seismische Tests. Diese dienen dazu, die Geologie des Meeresbodens zu erforschen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Erkundung von Erdöl- und Erdgasvorkommen unter dem Meeresboden. Durch seismische Tests können fossile Energieunternehmen also potenzielle Standorte für ihre zukünftigen Bohrplattformen identifizieren. Dabei haben wir bereits mehr als genug Öl- und Gasplattformen errichtet, um uns zu versorgen. Jedes neue Gasprojekt verzögert die Energiewende und bindet uns über weitere Jahre an fossile Energiequellen. Ganz zu schweigen von der riesigen Gefahr, die fossile Projekte im Meer für Wale und andere Meeresbewohner darstellen. Wale können nicht einfach weghören, nur wegschwimmen. Besonders gefährdet sind Mütter mit ihren Kälbern. Sie kommen nicht schnell genug davon und ihr Gehör wird geschädigt. Das kann tödliche Folgen haben.
Wale leiden auf Staatskosten – deutsche Gas-Deals belasten unsere Meere
Die Gas-Strategie der deutschen Bundesregierung gefährdet unsere Meere. In heimischen Gewässern wie der Nord- und Ostsee genauso wie am anderen Ende der Welt. Gerade wird an der Westküste Australiens eine einzigartige Meereslandschaft in ein riesiges Industriegebiet verwandelt.
Mitverantwortlich dafür ist der Staatskonzern Uniper. Mit deutschen Steuergeldern fördert das Unternehmen das derzeit klimaschädlichste Projekt Australiens: das Mega-Gasprojekt ‘Burrup Hub’. Uniper hat mit seinem Partner Woodside LNG-Abnahmeverträge geschlossen. Die Unternehmen Woodside und Uniper befeuern die Klimakrise und bedrohen eine außergewöhnliche Meeresumwelt, in der unter anderem gefährdete Wale und Meeresschildkröten zu Hause sind. Uniper muss aus den Verträgen mit Woodside aussteigen, um dem Projekt die finanzielle Grundlage zu entziehen und ein internationales Zeichen zu setzen. Deutsche Steuergelder dürfen nicht missbraucht werden, um Klima und Meere massiv zu schädigen.
Seismische Tests an der Westküste Australiens sind gestartet
Seismische Tests im Meer.pdf
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