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Greenpeace stellt einen Mercedes C 220 mit Dieselfilter vor, der die Dieselabgasbelastung auf ein Fünftausendstel des normalen C 220 ohne Filter reduziert. Der Filter wurde von Greenpeace und dem Rheinisch Westfälischen TÜV eingebaut. Links: sauberer Filter, rechts: herkömmlicher verschmutzter Filter aus einem normalen Dieselfahrzeug.
© Greenpeace / Martin Storz

Dieselrußfilter: Gretchenfrage auf der IAA

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Nächste Woche steht das Highlight des Jahres für alle Autoliebhaber und die Automobilindustrie an: die Internationale Automobilausstellung, kurz IAA, in Frankfurt/Main. Nicht zuletzt durch die Aktionen von Greenpeace spielt diesmal der krebserregende Dieselruß eine wichtige Rolle bei der Leistungs-Show. Wir haben deshalb mit unserem Experten Günter Hubmann darüber gesprochen, wie mit der Gefahr umgegangen wird (im Bild links bei der Präsentation des Rußfilters im September 2002).

Greenpeace Online: Worum geht es Greenpeace bei der Arbeit gegen Dieselruß?

Günter Hubmann: Dieselruß macht Krebs. Rund 8.000 Menschen sterben jedes Jahr allein in Deutschland an Dieselkrebs. Verantwortlich dafür ist die Autoindustrie. Sie könnte das verhindern, wenn sie Filteranlagen in Neuwagen einbaute oder Gebrauchtwagen nachrüsten würde. Für den Autobauer DaimlerChrysler trägt die Verantwortung Jürgen Schrempp und für VW Bernd Pischetsrieder.

Gegen sie richten sich die Strafanzeigen, zu denen wir in den vergangenen sieben Wochen Passanten und Betroffene aufgerufen haben. In den 27 deutschen Städten, die wir mit unserer Dieselschwein-Familie besucht haben, kamen so insgesamt rund 1.500 Strafanzeigen zusammen, die der jeweiligen Staatanwaltschaft überreicht wurden.

Greenpeace Online: Das Thema Dieselruß und Rußfilter ist diesen Sommer richtig hochgekocht. Handelt es sich um einen neuen Aspekt beim Auto?

Günter Hubmann: Nein, ganz und gar nicht. Die Dieselruß-Gefahr ist seit 15 bis 20 Jahren bekannt. Allerdings wurde sie von den Autobauern bislang verdrängt. Dieselfahrzeuge im Berg- oder Tunnelbau müssen bereits seit über einem Jahrzehnt mit Filtern ausgerüstet sein. Deshalb ist die Filtertechnik schon lange ausgereift.

Greenpeace Online: Wie sieht es mit der - laut Autohersteller - Unmöglichkeit aus, Gebrauchtwagen mit solchen Filteranlagen nachzurüsten?

Günter Hubmann: Greenpeace hat vor einem Jahr einen gebrauchten Mercedes C 220 CDI-T durch den TÜV Rheinland-Westfalen mit einem handelsüblichen Filterausstatten lassen. Noch vor der IAA wird er mehr als 80.000 KilometerTestfahrten hinter sich gebracht haben. Er wird alle 5.000 Kilometergeprüft und ich gehe davon aus, dass der Wert für die Ruß-Emission bei 0,001 Gramm pro Kilometer liegen wird.

Greenpeace Online: Damit läge der nachgerüstete Filter noch unter der ab 2005 geltenden Abgas-Norm Euro 4?

Günter Hubmann: Mit der neuen Euro 4-Norm wird der bisherige Grenzwert für den Partikel-Ausstoß auf 0,025 Gramm pro Kilometer halbiert. Viele der großen Modelle, die auf der IAA vorgestellt werden, schaffen schon diese Norm nicht mehr. Deshalb mussten die Hersteller sie mit einem Filter ausstatten. Doch bei den viel häufiger verkauften kleineren Wagen ist kein Filter vorgesehen. Den gibt es nur auf besonderen Wunsch und gegen einen Aufpreis. Bei DaimlerChrysler sollen es 580 Euro sein.

Greenpeace Online: Wie bewertet Greenpeace dieses Vorgehen der Autoindustrie?

Günter Hubmann: Der französische Autohersteller PSA zeigt seit dem Jahr 2000, dass man serienmäßige Filterfahrzeuge den Verbrauchern ohne Aufpreis anbieten kann. Wenn die deutschen Autohersteller auf der IAA Seriosität zeigen wollen, dann müssen sie erklären, dass sie in Zukunft alleNeufahrzeuge serienmäßig mit Partikelfiltern ausstatten werden. Es ist jedoch inakzeptabel, dass sie die Gesundheit verschachern wollen wie Breitreifen oder Alufelgen. Nicht einen einzigen Euro Aufpreis dürfen sie dafür verlangen. Sonst wälzen sie ihre Produktverantwortung für dieDieselruß erzeugenden Wagen auf die Kunden ab, die ja nichts dafür können, dass die Autobauer jahrelang versäumt haben etwas zu tun.

Greenpeace Online: Was fordert Greenpeace?

Günter Hubmann: Wenn es die Autoindustrie ernst meint, dann muss sie alle Fahrzeuge mit Filter ohne Aufpreis anbieten. Das Nachrüsten mit Filteranlagen muss über die Firmenniederlassungen oder die Vertragswerkstätten angeboten werden. Und damit sich die Luftqualität in den Innenstädten schnell verbessert, müssen die Autohersteller die Politik öffentlich auffordern, Steuervorteile für Dieselwagen mit Filteranlagen zu schaffen. Denn für die kommenden zehn Jahre werden zehn Millionen mehr Wagen auf unseren Straßen erwartet. Schon heute sind 41 Prozent davonDieselfahrzeuge, Tendenz steigend. Ohne Filter wird auch die Dieselrußbelastung um  rund 60 Prozent steigen.

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