Jetzt spenden
Greenpeace-Aktivisten empfangen den Aufsichtsrat von VW mit einem Protestbanner über dem Werkstor in Wolfsburg.
Michael Loewa / Greenpeace

Wolfsburg, we have a problem

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

VW steckt tief in der Glaubwürdigkeitskrise: Umweltschützer forderten heute Morgen vom Aufsichtsrat endlich Transparenz bei Abgastests und verlässliche CO2-Vereinbarungen.

In seiner Reklame präsentiert sich der Volkswagen-Konzern gerne als Maß aller Dinge – zumindest der automobilen: Was bei ihm vom Laufband fährt, bewirbt VW mit dem schlichten und markigen Etikett „Das Auto.“ Greenpeace-Aktivisten finden allerdings, dass ein anderer Begriff die Produkte des Fabrikanten derzeit deutlich treffender umschreibt. Deswegen hängten sie heute Morgen über das Wolfsburger Werkstor ein Riesenbanner mit der Aufschrift: „Das Problem.“

Auch das VW-Logo am Haupteingang erhielt ein kurzfristiges Update und zeigte zur Begrüßung des Aufsichtsrats, der heute zusammentritt, ein CO2-Zeichen. Hintergrund der Protestaktion sind die Täuschungen und Manipulationen, die in den vergangenen Wochen ans Licht gekommen sind. Nach dem Skandal um manipulierte Stickoxidtests gab VW zu, auch den CO2-Ausstoß seiner Fahrzeuge falsch angegeben zu haben. Die Umweltschützer fordern von der Konzernspitze mehr Transparenz bei Abgastests und endlich vertrauenswürdige Zahlen.

Autoindustrie tritt beim Klimaschutz auf der Stelle

Denn bisherige Versprechungen sind nach jetziger Erkenntnis kaum noch etwas wert: „VW hat sich 2012 gegenüber Greenpeace verpflichtet, den CO2-Flottenwert bis zum Jahr 2020 auf 95 Gramm zu reduzieren“, sagt Daniel Moser, Greenpeace-Experte für Verkehr. „Mir ist schleierhaft, wie der Konzern das schaffen will, wenn nicht einmal konkrete Daten vorgelegt werden.“

Das ist symptomatisch. Ausgerechnet Deutschlands Vorzeigeindustrie tritt beim Klimaschutz auf der Stelle: Die Autohersteller haben es bislang nicht geschafft, die CO2-Emissionen ihrer Kraftwagen entscheidend zu senken. Die Fahrzeuge werden zwar leistungsfähiger, stoßen aber immer noch genauso viele Schadstoffe aus wie ihre Vorgängermodelle.

Positivbeispiel Dänemark

Die Täuschungen von VW haben dabei das Vertrauen in die gesamte Autoindustrie nachhaltig erschüttert. Doch die Krise birgt auch die Chance für eine Wende in der Verkehrspolitik. „Während die deutsche Energiewende international immer mehr zum Vorbild und Exportfaktor wird, fehlt ein ähnliches Konzept im Verkehr“, so Moser. „Dabei sind Lösungen seit Jahren verfügbar.“

Sehr anschaulich wird das zum Beispiel in Kopenhagen. Seit 1998 haben dort viele Bürger aufs Fahrrad umgesattelt, die per Pedale zurückgelegten Kilometer sind bis heute um 30 Prozent gestiegen. Dänemark gelang das durch den starken Ausbau des Radwegenetzes und auch des öffentlichen Nahverkehrs. Fußgänger haben Vorrang, und die städtebauliche Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten wurde gefördert. Das ist nicht nur für die Atemwege gesünder – die Lebensqualität steigt insgesamt, wenn der Autoverkehr in den Städten sinkt.

Datum

Mehr zum Thema

Zwei E-Autos an Ladestationen
  • 14.11.2024

Elektroautos sind effizient, klimafreundlich, leise, recyclebar und kostengünstig im Vergleich mit Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern. Doch in Deutschland haben E-Autos ein schlechtes Image. Wieso?

mehr erfahren
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor
  • 15.10.2024

Synthetische Kraftstoffe in ausreichenden und bezahlbaren Mengen sind für den Autoverkehr reines Wunschdenken.

mehr erfahren
Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen
  • 05.10.2024

Deutschland will sein ohnehin dichtes Autobahnnetze um viele tausend Kilometer verlängern. Greenpeace-Recherchen zeigen Geldverschwendung und Umweltschäden bei großen Bauprojekten auf.

mehr erfahren
Klimastreik: Frau hält Schild "The 1 % Flies, Our Planet Dies. #BanPrivateJets"
  • 01.10.2024

Wohl längst nicht alle Privatflugzeuge bringen Manager:innen zu eiligen Geschäftsterminen. Eine Greenpeace-Recherche zeigt: Gerade im Sommer landen auffallend viele Privatjets an Urlaubsorten.

mehr erfahren
Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn
  • 23.09.2024

Mehr als elf Millionen verkaufte Deutschlandtickets. Auch Städte und Unternehmen nutzen das Angebot für Mitarbeitende. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung steht nach wie vor ein Fragezeichen.

mehr erfahren
Autobahn mit schnell fahrenden Autos
  • 16.08.2024

Ein Tempolimit ist eine schnelle und kostenfreie Methode, den Verbrauch von Autos zu senken - und es gibt weitere Vorteile.

mehr erfahren