
Klimaschutz auf See
Die Schifffahrt muss weg vom Öl, um die Emissionen zu senken. Bei dieser Veränderung wird grünes Methanol eine zentrale Rolle spielen, zeigt eine neue Greenpeace Studie.
- Ein Artikel von Bernadette Weikl
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Etwa 90 Prozent des Welthandels fährt auf Schiffen über die Meere (Stand 2019). Seit Ende der 1960er-Jahre hat sich das Frachtaufkommen auf See etwa versechsfacht. Dabei spielt die Containerschifffahrt eine wichtige Rolle. Um Kosten zu sparen, bauen die Reedereien Containerschiffe immer größer: Die neuesten Frachtschiffe haben eine Länge von 400 m. Allein in den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich das internationale Handelsvolumen auf dem Seeweg verdreifacht.
Die Studie kommt genau zur rechten Zeit: Ab dieser Woche verhandelt die IMO in London über neue Klimaregeln für die Schifffahrt – eine Chance für einen echten Richtungswechsel.
Schifffahrt: 1 Milliarde Tonnen CO2 pro Jahr
Analog zum Handelsvolumen klettern auch die Treibhausgas-Emissionen des internationalen Schiffsverkehrs. Laut einer Studie im Auftrag der IMO stiegen sie in den Jahren 2012 bis 2018 um fast 10 Prozent: von 977 Millionen Tonnen auf 1076 Millionen Tonnen CO2. Das sind etwa 2,6% der weltweiten CO2-Emissionen. Die Zahl liegt ähnlich hoch wie der Ausstoß des Flugverkehrs.
Zwar liegt der Anteil des Straßenverkehrs mit etwa 18 Prozent rund siebenmal so hoch. Doch mit dem E-Auto sind klimaschonende Alternativen längst etabliert und gewinnen schnell Marktanteile. Nicht so in der Schifffahrt: Ohne zusätzliche Maßnahmen werden die Emissionen der globalen Schifffahrt laut Prognose der IMO bis 2050 um bis zu 50 Prozent zulegen. Auch deshalb arbeitet das Gremium gerade an Klimamaßnahmen für die Schifffahrt. Denn bis zur Mitte des Jahrhunderts soll die Schifffahrt klimaneutral sein, so das von der IMO ausgerufene Ziel.

Anteil CO2-Emissionen der europäischen Schifffahrt
Auch die Gesamtemissionen des europäischen Seeverkehrs steigen. 135,5 Millionen Tonnen CO2 waren es im Jahr 2022 laut Umwelt-NGO Transport & Environment (T&E). Spitzenreiter unter den Schiffstypen waren Containerschiffe mit allein 37,9 Millionen Tonnen CO2. Kreuzfahrtschiffe stießen 6,9 Millionen CO2 aus mit dem schnellsten Wachstum im gesamten Verkehrssektor. Was viele nicht wissen – die Schifffahrt kann die Luft stärker verschmutzen als der Flugverkehr: So hat eine Kreuzfahrt einen dreimal größeren ökologischen Fußabdruck als eine Flugreise.
LNG ist keine nachhaltige Übergangslösung
Der CO2-Ausstoß ist das eine. Daneben entstehen beim Schiffsverkehr andere schädliche Gase, und bei diesen übertrifft er den Luftverkehr ums Hundertfache. LNG (fossiles Gas) etwa soll eine kohlenstoffarme Übergangsalternative zu Schweröl sein – das ist falsch. LNG-betriebene Schiffe geben verstärkt Methan in die Luft ab. Methangas ist jedoch deutlich klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid: Über einen Zeitraum von 100 Jahren befeuert es rund 30 Mal mehr als CO2 die globale Erwärmung.

© Eric De Mildt / Greenpeace
An Bord des Greenpeace-Schiffs Arctic Sunrise und in zwei Schlauchbooten protestierten Aktivist:innen von Greenpeace vor zwei LNG-Tankern, die Gas aus den USA bzw. aus Russland nach Belgien bringen. Sie kritisieren die anhaltende Abhängigkeit Europas von fossilen Gasimporten (03/2025).
Wie können wir die Emissionen aus der Schifffahrt reduzieren?
Die Schifffahrtsbranche, Forschungsinstitutionen, Treibstoffhersteller und Staaten sind aufgerufen, alternative Kraftstoffe als neue Treibstoffe für die Schifffahrt zu entwickeln.
Welche Rolle spielt grünes Methanol dabei? In der Greenpeace-Studie untersucht das DLR-Institut für maritime Energiesysteme das Potenzial des Industriealkohols für die Dekarbonisierung der Schifffahrt. Anders als etwa Wasserstoff oder Ammoniak ist Methanol leicht zu handhaben und birgt geringe Umweltrisiken. Bestehende Schiffsmotoren können problemlos auf Methanol umgerüstet werden. Und grünes Methanol lässt sich mit erneuerbarer Energie klimaneutral herstellen.
Entsprechend hoch sind die möglichen CO2-Einsparungen: Über den gesamten Lebenszyklus von Schiffen gerechnet, können die Emissionen durch einen Umstieg auf grünes Methanol um 96 Prozent sinken. Bezogen auf in deutschen Gewässern fahrende Schiffe – darauf hat sich die Studie konzentriert – entspricht dies 9,2 Millionen Tonnen CO2. Das ist mehr, als in einer Stadt von der Größe Kölns pro Jahr emittiert wird. Der maximale Bedarf an grünem Methanol für die untersuchte Flotte beträgt laut Studie 5,7 Millionen Tonnen pro Jahr.
Fazit: Für mehr Klimaschutz muss die Schifffahrt in wirklich nachhaltige Technologien wie grünes Methanol investieren.

Studie Grünes Methanol (2025)
Anzahl Seiten: 61
Dateigröße: 2.39 MB
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