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Radfahrende in Berlin
Paul Langrock / Greenpeace

Studie: Mehr Platz für Radwege, weniger für Autos

Es ist voll geworden auf den Radwegen. Wie sich die schmalen Streifen zu einem sicheren Netz breiter Wege ausbauen lassen, hat Greenpeace für 30 Städte untersuchen lassen.

Was uns aus diesem außergewöhnlichen Corona-Frühjahr mit seinen leeren Straßen auch in Erinnerung bleiben wird: wie befreiend es ist, auf einem breiten Stück glatten Asphalts zu radeln. Das Privileg währte nicht lange. Bald kehrten die ersten Pendler zurück und mit ihnen die Verbannung: Zurück auf den Radweg, oder das was die meisten Städte so nennen. Der Unterschied ist nur, dort tummeln sich inzwischen deutlich mehr Radfahrende als zuvor. Die einen treiben Aerosol-Sorgen aus Bussen und Bahnen, den anderen graut’s vor dem täglichen Stop’n’Go in der Rush Hour, und nicht wenige haben Spaß am Frischluft-Pendeln gefunden. Alle aber merken sie sehr schnell: Es fehlt an Platz. Zumindest für die Radfahrenden. 

Dabei gibt es eigentlich genug Platz. Wir müssen ihn nur anders verteilen, zeigt eine Greenpeace-Studie, die die 30 größten deutschen Städte betrachtet. Um zunächst ein Gefühl für den Bedarf an sicheren Radwegen zu bekommen, misst die Studie in den 30 Städten die Länge der Hauptstraßen, also Straßen mit zwei oder mehr Spuren für jede Fahrtrichtung. Denn dort, so die Annahme, müssen Radfahrende mit baulich getrennten Radwegen besonders geschützt werden - und es gibt vor allem Platz, um solche Wege umzusetzen, etwa durch die Umwidmung von Park- oder Fahrstreifen. Ungeachtet der nötigen Einzelfallprüfung könnten so bis zu 2.750 Kilometer geschützter Radwege entstehen, so die Studie.

Straßenraum über Jahrzehnte ungerecht verteilt

Das wird nicht ohne Konflikte ablaufen, doch es ist offensichtlich, dass Straßenflächen neu aufgeteilt werden müssen - und dass das Auto dabei Fläche an umweltschonende Verkehrsträger wie das Rad abtreten muss. “Der Straßenraum wurde über Jahrzehnte extrem ungerecht verteilt", sagt Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann. "Die Folge sind mit Autos vollgestopfte Städte und Radfahrende, die jeden Tag um ihr Leben fürchten müssen. Damit sich Menschen sicher mit dem Rad und zu Fuß bewegen können, müssen diese umweltschonenden Verkehrsformen mehr Platz bekommen. Die Bundesregierung muss den Städten dabei rechtlich und finanziell einen größeren Spielraum verschaffen.” 

Wie enorm der Flächenverbrauch des Autos ist, macht die Studie mit einem einfachen Vergleich deutlich. Die Parkplätze aller in den 30 Städten zugelassenen Autos addieren sich auf rund 85 Millionen Quadratmeter - die genannten 2750 Kilometer sichere Radwege würden kaum ein Sechstel dieser Parkfläche benötigen.

Für klamme Kommunen sind geschützte Radwege eine kostengünstige Art, Verkehr sicherer, sauberer und klimafreundlicher  zu gestalten. Ein Kilometer geschützter Radweg kostet laut Studie rund eine Millionen Euro. Auch wenn man nicht die Berliner Stadtautobahn (1 Kilometer = 190 Millionen Euro) daneben hält, gibt es kaum günstigere Wege, um die Mobilitätswende zu voranzubringen.

Bundesweite Aktionstage für sicheren Radverkehr 

Klimafreundliche Mobilität und eine faire Flächenverteilung stehen auch am kommenden Wochenende im Mittelpunkt der Diskussion: Vom 18. bis 20. September werden deutschlandweit tausende Menschen für eine Verkehrswende mit mehr Platz für sichere Radwege demonstrieren. Ein breites Bündnis aus Initiativen, Fahrrad- und Umweltverbänden organisiert rund um den „Parking Day“ in über 90 Städten eine “Kidical Mass”. Greenpeace-Aktive errichten für diese Fahrrad-Demonstrationen in vielen Städten geschützte Radwege und setzen sich für den Ausbau von Pop-Up Radwegen ein. 

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