VW: Grünes Blinken aus Wolfsburg
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Die Bekenntnisse zum Klimaschutz vieler Unternehmen sind mehr Schein als Sein, zeigt ein Report. Auch hinter Volkswagens grünen Versprechen steckt nicht viel.
Zu Volkswagens Position beim Klimaschutz befragt, spielt Herbert Diess bislang eine feste Rolle. Die Klimakrise, mahnt der Chef des weltweit zweitgrößten Autobauers dann, sei die „größte Herausforderung unserer Zeit“. Nur um anzuschließen, dass Volkswagen sie angenommen habe. Bis zur Mitte des Jahrhunderts würde der Konzern klimaneutral, und überhaupt sei Volkswagen schließlich der erste Autokonzern, der sich 2018 zum Pariser Abkommen bekannt habe. Problem verstanden, Kurs gewechselt also? Mitnichten zeigt eine nun veröffentlichte Analyse von Carbon Market Watch und dem NewClimate Institut.
Die Autoren haben die Klimapläne von 25 Konzernen aus verschiedenen Branchen und Regionen geprüft, die sich allesamt öffentlichkeitswirksam vorgenommen haben, in wenigen Jahrzehnten klimaneutral zu werden. Die Studie wollte gelungene Beispiele finden, wie Unternehmen ihr Geschäftsmodell so ausrichten, dass sie einen Beitrag zum Einhalten des 1,5-Grad-Ziels leisten. Doch statt Blaupausen fand die Studie viel grüne Show. Während die Unternehmen sich mit dem Ziel „klimaneutral“ schmücken, also damit, unter dem Strich gar kein CO2 mehr zu verursachen, reichen ihre Ankündigungen gerade mal für eine Reduktion um insgesamt 40 Prozent.
VW schönt mit fragwürdigen Projekten CO2-Bilanz
Im Unteren Teil des Rankings dabei sind auch deutsche Unternehmen wie Volkswagen. Zwar akzeptieren die Wolfsburger, dass ihr enormer CO2-Fußabdruck auch aus jenen Emissionen besteht, die Millionen jährlich produzierter VW-Autos im Verlauf ihrer Nutzung verursachen und sie machen diese Emissionen transparent. Eon etwa will nichts zu tun haben mit solchen sogenannten Scope-3-Emissionen, dabei machen sie 90 Prozent des gesamten Fußabdrucks aus. Doch das ändert nichts daran, dass Volkswagens Klimaziele zu schwach sind, um das Unternehmen auf einen 1,5-Grad-Kurs zu führen. Fest macht die Studie das vor allem an fehlenden oder zu späten Ausstiegsdaten aus dem Verbrennungsmotor und an Zwischenzielen die nicht zu 1,5 Grad passen. So nennt das Unternehmen zwar heute schon bestimmte Modelle und Werke klimaneutral, setzt dabei jedoch auf fragwürdige Kompensationsprojekte, deren fehlende Wirksamkeit Greenpeace bereits aufgezeigt hat.
Greenpeace verklagt VW auf mehr Klimaschutz
Somit unterstreicht der Report, was gerade die Autoindustrie in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hat: Ohne klare Gesetzgebung bauen Konzerne beim Klima- und Umweltschutz so viele Hintertürchen ein, bis das eigentliche Ziel zu einem Luftschloss verkommt.
Die Folgen lassen sich in der katastrophalen CO2-Bilanz des Verkehrs in Deutschland ablesen: Seit Jahrzehnten stagnieren die Emissionen hier, statt wie im Klimaschutzgesetz beschlossen zu sinken. Gefordert ist nun Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der sehr bald ein Sofortprogramm vorlegen muss. Weil es bestenfalls die CO2-Emissionen in Deutschland senken wird, muss auch Volkswagen weit mehr tun. Davon ist bislang wenig zu sehen, wie die aktuelle Studie zeigt. Auch deshalb geht Greenpeace gemeinsam mit Klimaklägerinnen und -klägern den Weg über die Gerichte. Hat die VW-Klage Erfolg, kann der Konzern sich nicht weiter drücken vor seiner Verantwortung.