Mit dem Privatjet in den Urlaub
- mitwirkende Expert:innen Lena Donat
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Wer einen Konzern lenkt, hat keine Zeit für Linienflüge, heißt es oft. Doch längst nicht alle Privatflugzeuge bringen Manager:innen zu eiligen Geschäftsterminen. Eine Greenpeace-Recherche zeigt: Gerade im Sommer landen auffallend viele Privatjets an Urlaubsorten.
Zeit ist Geld, haben wir alle schon gehört. Aber Zeit kann eben auch CO2 sein. Ziemlich viel CO2 sogar. Wer einen Privatjet wählt, um ein wenig schneller ans Ziel zu gelangen, der verantwortet dadurch ein Vielfaches an Kohlenstoffdioxid, zehnmal so viel wie mit einem Linienflug, 50-mal so viel wie mit einer Zugfahrt. Meist wird versucht, den Atmosphärenschaden mit der enormen Verantwortung der Geschäftsreisenden zu rechtfertigen. Doch ein guter Teil dieser besonders klimaschädlichen Reisen mit dem Privatflugzeug werden nicht zu beruflichen, sondern offenbar zu privaten Zwecken unternommen.
Eine von Greenpeace Mittel- und Osteuropa beauftragte Studie des Berliner Thinktanks T3 Transportation hat die Privatjetflüge zu 45 beliebten Luxus-Urlaubszielen in Europa untersucht.
Und siehe da: Die insgesamt 117.965 Flüge im Jahr 2023, die zusammen gut eine halbe Million Tonnen CO2 verursachen, verteilen sich sehr ungleichmäßig. Im Schnitt klettert die Zahl der Landungen an den analysierten Flughäfen im Juli um 250 Prozent über den Wert im Januar. Vergleicht man die durchschnittliche Zahl der Landungen an den 41 Sommerzielen in den Urlaubsmonaten Juni bis September, so liegt der Wert mehr als doppelt so hoch wie außerhalb der Saison (Oktober bis Mai). Von erhöhten Geschäftsabschlüssen im August auf Mallorca ist nichts bekannt. Die Erklärung scheint viel eher zu sein: Viele Superreiche nutzen ein privates Flugzeug, um für ein paar Tage ans Mittelmeer zum Baden oder nach Genf zum Shoppen zu fliegen.
Aus Deutschland starteten im vergangenen Jahr 8770 Privatflüge zu den 45 betrachteten Urlaubszielen – 1582 davon nach Palma de Mallorca, 1341 nach Salzburg, 950 nach Nizza.
Zudem finden zwölf Prozent der untersuchten Privatjetflüge auf besonders klimaschädlichen Ultrakurzstrecken von weniger als 250 Kilometern statt, etwa von München nach Salzburg, eine Entfernung von kaum 120 Kilometer. Ein gutes Drittel fliegt auf Strecken von weniger als 500 Kilometern. Entfernungen, die auf vielen Strecken leicht mit dem Zug zurückgelegt werden können. „Wir erleben, wie Überflutungen Häuser zerstören, wie Hitzewellen alte und kranke Menschen bedrohen und eine kleine Gruppe sehr Reicher steigt auch auf kürzesten Strecken in den Privatjet – drastischer lässt sich die Ungerechtigkeit einer schwachen Klimapolitik nicht ausdrücken“, so Donat. „Wir können uns zerstörerischen Luxus wie Privatjets nicht länger leisten. Die EU sollte sie verbieten.“