Jetzt spenden
Klimastreik: Frau hält Schild "The 1 % Flies, Our Planet Dies. #BanPrivateJets"
© Mitja  Kobal / Greenpeace

Mit dem Privatjet in den Urlaub

Label
Einmalig
Label
Monatlich
Standardintervall
Monatlich

Wer einen Konzern lenkt, hat keine Zeit für Linienflüge, heißt es oft. Doch längst nicht alle Privatflugzeuge bringen Manager:innen zu eiligen Geschäftsterminen. Eine Greenpeace-Recherche zeigt: Gerade im Sommer landen auffallend viele Privatjets an Urlaubsorten.

Zeit ist Geld, haben wir alle schon gehört. Aber Zeit kann eben auch CO2 sein. Ziemlich viel CO2 sogar. Wer einen Privatjet wählt, um ein wenig schneller ans Ziel zu gelangen, der verantwortet dadurch ein Vielfaches an Kohlenstoffdioxid, zehnmal so viel wie mit einem Linienflug, 50-mal so viel wie mit einer Zugfahrt. Meist wird versucht, den Atmosphärenschaden mit der enormen Verantwortung der Geschäftsreisenden zu rechtfertigen. Doch ein guter Teil dieser besonders klimaschädlichen Reisen mit dem Privatflugzeug werden nicht zu beruflichen, sondern offenbar zu privaten Zwecken unternommen.

Eine von Greenpeace Mittel- und Osteuropa beauftragte Studie des Berliner Thinktanks T3 Transportation hat die Privatjetflüge zu 45 beliebten Luxus-Urlaubszielen in Europa untersucht. 

Recherche Privatjets: Untersuchte Flughäfen sind auf einer Karte grün markiert

Übersicht der 45 untersuchten Flughäfen

Und siehe da: Die insgesamt 117.965 Flüge im Jahr 2023, die zusammen gut eine halbe Million Tonnen CO2 verursachen, verteilen sich sehr ungleichmäßig. Im Schnitt klettert die Zahl der Landungen an den analysierten Flughäfen im Juli um 250 Prozent über den Wert im Januar. Vergleicht man die durchschnittliche Zahl der Landungen an den 41 Sommerzielen in den Urlaubsmonaten Juni bis September, so liegt der Wert mehr als doppelt so hoch wie außerhalb der Saison (Oktober bis Mai). Von erhöhten Geschäftsabschlüssen im August auf Mallorca ist nichts bekannt. Die Erklärung scheint viel eher zu sein: Viele Superreiche nutzen ein privates Flugzeug, um für ein paar Tage ans Mittelmeer zum Baden oder nach Genf zum Shoppen zu fliegen.

Lena Donat
Diese Auswertung entlarvt den rücksichtslosen und klimaschädlichen Lebensstil weniger Superreicher auf Kosten von immer mehr Menschen, die unter den Folgen der Klimakrise leiden. Eine große Zahl an Privatjetflügen steuert Urlaubsorte wie Mallorca, Nizza oder Malaga an und die Zahl dieser Flüge nimmt im Sommer spürbar zu. Das sind keine Geschäftsflüge, sondern überwiegend extrem klimaschädliche Reisen zum privaten Vergnügen.

Lena Donat

Expertin für Mobilität bei Greenpeace

Lena Donat
Zitat
Diese Auswertung entlarvt den rücksichtslosen und klimaschädlichen Lebensstil weniger Superreicher auf Kosten von immer mehr Menschen, die unter den Folgen der Klimakrise leiden. Eine große Zahl an Privatjetflügen steuert Urlaubsorte wie Mallorca, Nizza oder Malaga an und die Zahl dieser Flüge nimmt im Sommer spürbar zu. Das sind keine Geschäftsflüge, sondern überwiegend extrem klimaschädliche Reisen zum privaten Vergnügen.
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Lena Donat
Position des Zitatinhabers
Expertin für Mobilität bei Greenpeace

Aus Deutschland starteten im vergangenen Jahr 8770 Privatflüge zu den 45 betrachteten Urlaubszielen – 1582 davon nach Palma de Mallorca, 1341 nach Salzburg, 950 nach Nizza.

Zudem finden zwölf Prozent der untersuchten Privatjetflüge auf besonders klimaschädlichen Ultrakurzstrecken von weniger als 250 Kilometern statt, etwa von München nach Salzburg, eine Entfernung von kaum 120 Kilometer. Ein gutes Drittel fliegt auf Strecken von weniger als 500 Kilometern. Entfernungen, die auf vielen Strecken leicht mit dem Zug zurückgelegt werden können. „Wir erleben, wie Überflutungen Häuser zerstören, wie Hitzewellen alte und kranke Menschen bedrohen und eine kleine Gruppe sehr Reicher steigt auch auf kürzesten Strecken in den Privatjet – drastischer lässt sich die Ungerechtigkeit einer schwachen Klimapolitik nicht ausdrücken“, so Donat. „Wir können uns zerstörerischen Luxus wie Privatjets nicht länger leisten. Die EU sollte sie verbieten.“

Mehr zum Thema

Demonstration mit Bus für Deutschlandticket

Deutschlandticket: Wie geht's weiter?

Etwa 14 Millionen Menschen nutzen das Deutschlandticket für Busse und Bahnen. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung des Fahrscheins steht nach wie vor ein Fragezeichen.

mehr erfahren über Deutschlandticket: Wie geht's weiter?
Züge und Menschen am Hauptbahnhof in Hamburg

Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket kostet seit Anfang des Jahres 58 Euro. Eine Umfrage zeigt, dass sich mit einem günstigeren Ticket mehr Wege vom Auto auf klimafreundliche Busse und Bahnen verlagern würden.

mehr erfahren über Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?
Radfahrer auf Fahrradstraße in Kopenhagen (Dänemark)

Dienstfahrrad-Rechner der wichtigsten Leasingangebote

Dienstwagen war vorgestern – heutzutage sind Dienstfahrräder angesagt! Aber worauf kommt es bei den Dienstrad-Leasing für Arbeitnehmer:innen an?

mehr erfahren über Dienstfahrrad-Rechner der wichtigsten Leasingangebote
Car Exhaust at Multi Lane Street in Berlin

Mit Steuern gegenlenken

Wie eine Zulassungssteuer auf Neuwagen mit Verbrennungsmotor den Absatz von E-Autos ankurbeln und soziale Schieflagen korrigieren kann, zeigt eine Greenpeace-Berechnung.

mehr erfahren über Mit Steuern gegenlenken
Zwei E-Autos an Ladestationen

Fragen und Antworten zur Elektromobilität

Elektroautos sind effizient, klimafreundlich, leise, recyclebar und kostengünstig im Vergleich mit Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern. Doch in Deutschland haben E-Autos ein schlechtes Image. Wieso?

mehr erfahren über Fragen und Antworten zur Elektromobilität
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor

Warum E-Fuels keine Klimaprobleme lösen

Synthetische Kraftstoffe in ausreichenden und bezahlbaren Mengen sind für den Autoverkehr reines Wunschdenken.

mehr erfahren über Warum E-Fuels keine Klimaprobleme lösen