Tempolimit statt Quote für Biokraftstoff
- Ein Artikel von Antonia Berndt
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Die Quote muss weg! ist in Einzelbuchstaben auf 26 Dieselkanistern zu lesen. Biosprit zerstört das Klima!, warnt ein Plakat. Mit der Aktion vor dem Bundesumweltministerium weist Greenpeace auf die weiterhin bestehende Gefährdung der Urwälder durch das Biokraftstoffquotengesetz hin.
Auch wenn Sigmar Gabriel zurzeit keine Erhöhung der Ethanolbeimischung zum Benzin vorhat - die Lage für die Urwälder bleibt angespannt. Entscheidend ist nämlich die Gesamt-'Bio'-Spritquote. Um einen Ausgleich zur reduzierten Menge an Ethanol zu schaffen, wird entsprechend mehr 'Bio'-Diesel eingesetzt. Der Bedarf an Sojaöl steigt weiter.
Um die erhöhte Nachfrage nach Sojaöl in Europa bedienen zu können, werden vor allem in Südamerika immer größere Plantagen angelegt. Allein in Argentinien soll sich in den nächsten drei Jahren der Anbau von Soja verzehnfachen.
Um neues Ackerland zu gewinnen, wird immer mehr Urwald gerodet. Die in den Urwäldern gespeicherten Mengen an Kohlenstoff werden durch Brandrodung und Bodenbearbeitung als CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. Laut Berechnungen amerikanischer Wissenschaftler kann es bis zu 420 Jahre dauern, bis diese Menge CO2 durch Agrokraftstoffe wieder eingespart ist.
Der Einsatz von sogenannten Biokraftstoffen ist somit kein effektives Mittel zur Senkung der CO2-Emissionen. Das gilt auch für die Biokraftstoffe der zweiten Generation. Zwar bieten sie Vorteile gegenüber den herkömmlichen Agrokraftstoffen. Sie sind aber aufwendig in der Produktion und somit teuer. Auch werden große Anlagen mit einem hohen Bedarf an Rohstoffen zur Herstellung benötigt.
Die wirksamste Sofortmaßnahme gegen das Problem der CO2-Emissionen ist die Senkung des Kraftstoffverbrauchs. Wenn jedes Auto einen Liter weniger Kraftstoff verbrauchen würde, könnten zehn Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Hier ist die Einführung eines Tempolimits von 120 Stundenkilometern gefordert.
Zum einen kann durch das Tempolimit direkt CO2 eingespart werden. Zum anderen würden dann keine schnellen Autos mit starken Motoren mehr gebraucht. PKW könnten mit leichteren Motoren und Karosserien hergestellt werden, was den Verbrauch weiter senken würde. Die CO2-Emissionen von PKW können so in kurzer Zeit um die Hälfte reduziert werden.
"Umweltminister Sigmar Gabriel sollte sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren. Nicht die Automobilflotte sondern die Urwälder sind ein besonders schützenswertes Gut", mahnt Alexander Hissting, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. Er fordert Gabriel auf, beim Agrosprit die Notbremse zu ziehen. Anderenfalls könnte er auf dem in fünf Wochen stattfindenden UN-Urwaldgipfel in Bonn als Kahlschlagminister dastehen.