Greenpeace-Studie zeigt Potenzial für Luftverbesserung in Metropolen
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Mehr Platz für Fußgänger, weniger Autos, und der ÖPNV ist elektrisch: Eine neue Greenpeace-Strategie beschreibt die Stadt der Zukunft – mit besserer Atemluft im Vergleich zu heute.
Gegen schlechte Raumluft hilft nur bedingt, das Bürofenster aufzureißen. Was dann hereinweht, ist oft alles andere als gut – jedenfalls in deutschen Innenstädten. Zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg nahm Greenpeace an mehreren Orten in Berlin Luftmessungen vor. Die Forscher fanden heraus: Gesundheitsgefährdende Stickstoffdioxidwerte lassen sich nicht nur in der Nähe vielbefahrener Kreuzungen feststellen, sondern sogar in Innenräumen und verkehrsberuhigten Wohngebieten. Zeit zu handeln, also.
Deshalb hat Greenpeace heute einen neuen Maßnahmenplan veröffentlicht, der durchspielt, wie sich die Belastung durch Stickstoffdioxid über die kommenden zehn Jahre deutlich reduzieren lässt. Die Schlussfolgerung der Studie „Im Kern gesund" lautet: Die Zukunft der Städte muss nahezu autofrei sein. Denn PKW-Abgase sind hauptsächlich für die schlechte Luft verantwortlich. Die Lage ist sogar derart dramatisch, dass die EU-Kommission mit Fahrverboten für Deutschlands Innenstädte droht.
Was an Verkehr bleibt, wird elektrisch
Geplant ist, die Autos nach und nach aus den Innenstädten herauszubekommen – das soll über eine nach Schadstoffklassen gestaffelte Mautgebühr geschehen. Der Plan sieht größere Fußgängerzonen vor, außerdem soll die E-Mobilität ausgebaut werden. Das betrifft Ausleihstationen für E-Bikes, den e-mobilen Lieferverkehr und öffentliche Verkehrsmittel. Die Greenpeace-Strategie mit insgesamt zehn einfachen Maßnahmen wurde zusammen mit dem Stadtentwicklungs- und Verkehrsmanagement-Büro „Urbanista“ in Hamburg erarbeitet.
Ihre Umsetzung würde nicht nur die Luftqualität verbessern, sie wären auch ein deutlicher Fortschritt in Sachen Klimaschutz. Nach den Manipulationen von VW und dem anschließenden Vertrauensverlust in die Automobilbranche sei es an der Zeit, die Verkehrspolitik in den Städten grundsätzlich zu überdenken, findet Daniel Moser, Greenpeace-Experte für Verkehr: „Der Abgas-Skandal kann so als Chance für einen Neubeginn in der Mobilität genutzt werden.“
Überlegungen wie diese sind nicht ohne internationales Vorbild: London konnte durch die Einführung der „Congestion Charge“ die Luftqualität in der Stadt deutlich verbessern – die Innenstadt-Maut ist seit 2003 in Kraft und hat viele Londoner mit sanftem finanziellen Druck überzeugt, lieber auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Die Stadt Oslo erlaubt ab 2019 keine privaten Kraftfahrzeuge mehr in der Innenstadt und will dafür ÖPNV und Radverkehr deutlich ausbauen: Frischer Wind, der Hamburg, Berlin oder München ebenfalls guttäte. Der weht beim Lüften dann auch wieder zum Bürofenster rein.
Damit Greenpeace auch zukünftig dringend notwendige Luftmessungen in Deutschlands Großstädten durchführen kann, bitten wir um Ihre Unterstützung.