Greenpeace-Aktive protestieren gegen Dieselautos und hohe Stickoxid-Werte
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Schwindelfreie Greenpeace-Kletterer haben der „Gold-Else“ auf der Berliner Siegessäule eine Atemschutzmaske verpasst. Ihre Forderung: Weg mit schmutzigen Dieselmotoren!
Unter ihr der Tiergarten, daneben das Schloss Bellevue und ein Stück gen Osten das Brandenburger Tor: Über einen schlechten Ausblick kann sich die Siegesgöttin Viktoria, Spitzname „Gold-Else“, auf der fast 70 Meter hohen Berliner Siegessäule nicht beklagen. Doch ihre Heimat direkt an der Verkehrsinsel Großer Stern birgt auch Nachteile: Rund 180.000 Autos passieren den Kreisel täglich – darunter viele Diesel-PKW, die die Luft mit gesundheitsschädlichen Stickoxiden (NO2) verpesten.
Um die „Gold-Else“ symbolisch vor dem Diesel-Dunst zu schützen, haben Greenpeace-Kletterer ihr heute eine Atemschutzmaske verpasst und ein Banner an die Hand gegeben. „Atemlos durch die Stadt“ steht darauf, weniger eine Referenz an Helene Fischer als eine Mahnung vor der gefährlich schlechten Luft, die nicht nur in Berlin herrscht.
Gift für die Gesundheit
Mehr als die Hälfte der verkehrsnahen Messstationen haben auch im vergangenen Jahr wieder zu viel Stickoxid gemessen; das teilte das Umweltbundesamt (UBA), Betreiber der öffentlichen Messkästen, heute mit. Auch sechs Jahre nach Einführung eines EU-Grenzwerts für NO2 haben die Städte ihr Abgasproblem nicht im Griff. Dabei haben schon geringe Mengen verheerende Folgen: Liegen die Werte nur zehn Mikrogramm über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm, steigt die Zahl der vorzeitigen Todesfälle um bis zu acht Prozent, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO berechnet.
Eine gravierende Zahl: Laut Europäischer Umweltagentur sterben in Deutschland jährlich rund 10.000 Menschen vorzeitig durch Stickoxide. Der giftige Luftschadstoff, der hauptsächlich aus Dieselmotoren stammt, verursacht unter anderem Asthma, Herzerkrankungen und Krebs. Vor allem in den Stadtzentren, wo täglich tausende Autos die Straßen verstopfen, sind die Menschen gefährdet.
Nein zum NO2-Nebel
Trotz der erwiesenen Gesundheitsschäden durch Diesel-Abgase unternimmt der zuständige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bislang nichts. „Dobrindt sieht tatenlos zu, wie schmutzige Dieselautos weiter die Gesundheit von Zehntausenden Stadtbewohnern gefährden“, so Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens. „Städte brauchen endlich wirksame Werkzeuge, um die schmutzigsten Autos draußen zu halten.“ Zum Schutz der Bevölkerung fordert Greenpeace deshalb Fahrverbote, wenn Grenzwerte nicht eingehalten werden.
Ein Mittel dazu wären Umweltzonen auf Basis der Blauen Plakette, die Autos mit besonders hohem Stickoxidausstoß aus den Städten verbannen. Diese dringend notwendige Maßnahme scheuen Dobrindt und einige seiner Länderkollegen jedoch noch. Dabei würden sie den unumgänglichen Niedergang des kränkelnden Dieselmotors lediglich beschleunigen: Die Schweizer UBS Bank geht in einem Report davon aus, dass Dieselautos innerhalb der kommenden zehn Jahre „nahezu vollständig“ vom Markt verschwinden. Das Ende des Diesels ist jedoch nur ein erster Schritt hin zu einer umwelt- und menschenfreundlichen Verkehrswende. „Mittelfristig müssen Verbrennungsmotoren ganz raus aus der Stadt“, fordert Jürgens. „Deutsche Städte müssen Radfahrern, gemeinsam genutzten E-Autos und dem öffentlichen Nahverkehr klar Vorrang einräumen.“ Nur so wird „Gold-Else“ künftig ungetrübt über Berlin blicken können.