Was bringt E10-Sprit der Umwelt?
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Mit dem neuen Treibstoff E10 will die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen und die Abhängigkeit vom Öl verringern. Aber haben die Politiker damit tatsächlich den richtigen Weg eingeschlagen? Das ist fraglich, denn Wald, Weide- oder Brachland in Ackerland umzuwandeln, kann dazu führen, dass noch mehr Kohlendioxid (CO2) freigesetzt wird. E10 kann also nicht nur Autos ruinieren, sondern auch unsere Umwelt - das ist ein schwerwiegender Nachteil.
Derzeit werden in Deutschland etwa eine Millionen Kubikmeter Ethanol aus Weizen, Mais und Zuckerrüben hergestellt. Die Tendenz ist stark steigend. So ist geplant die Kapazitäten um weitere 0,8 Millionen Kubikmeter auszubauen.
Für die Erzeugung von den zukünftig 1,8 Millionen Kubikmeter Ethanol werden umgerechnet 4,5 Millionen Tonnen Getreide benötigt. Damit könnte man acht Prozent des Benzinkraftstoffs durch Ethanol ersetzten - oder fünf Millionen Menschen ernähren.
Agrarkraftstoffe sind keine Lösung
Absehbar ist, dass die für unseren Spritverbrauch notwendigen Pflanzen mit hohem Dünge- und Pestizideinsatz angebaut werden und dadurch gravierende Umweltprobleme verursachen. Es wird zu erhöhten Lachgasemissionen, Überdüngung von Gewässern und Biodiversitäsverlusten durch den Anbau in Monokultur kommen.
Zusätzlich kann der steigende Anbau der Treibstoffpflanzen dazu führen, das Lebensmittel knapp und sehr teuer werden. Das trifft die Ärmsten besonders hart. Gleichzeitig erhöht es den Run auf die Abholzung der letzten Urwälder - um weitere Anbauflächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Ein schrecklicher Kreislauf auf Kosten unseres Klimas.
Der positive Beitrag von Agrarkraftstoffen zum Klimaschutz ist sehr gering, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftexperte bei Greenpeace. Unter Umständen ist er sogar negativ und kann den Klimawandel anheizen. Insbesondere wenn für die Erzeugung der Agrotreibstoffpflanzen Urwälder gerodet werden.
Weltweite Agrarfläche reicht nicht aus Öl zu ersetzen
Wollte man beispielsweise in Deutschland Benzin und Dieselkraftstoff (51,8 Mio t) vollständig durch Rapsöl und Ethanol aus Getreide ersetzen, würde dafür die gesamte deutsche Acker- und Grünlandfläche nicht ausreichen. Es müssten zudem sämtliche Nahrungsmittel importiert werden. Und trotzdem könnte nur ein Teil der Fahrzeuge mit heimischen Agrosprit fahren.
Um das Problem noch deutlicher zu machen: Schon jetzt ist die EU ein sogenannter Nettoimporteur. Es werden derzeit umgerechnet 35 Millionen Hekta Ackerland von außerhalb der EU benötigt, um den Nahrungs- und Agrospritbedarf in Europa zu decken. Den Agrospriteinsatz zu erhöhen, führt nur dazu, dass wir mehr importieren müssen.
In den USA wird in immer größerem Stil Ethanol aus Mais hergestellt und der intensive - also düngemittel- und pestizidreiche - Maisanbau hat deutlich zugenommen. Die daraus resultierenden Stickstoff-Düngerreste gelangen über Mississippi und Missouri in den Golf von Mexico. Mit der Folge, dass es dort immer größeren Dead Zones gibt.
Steigende Ethanolmengen im Benzin sind keine sinnvolle Klima- oder Umwelschutzmaßnahme. Sie reduzieren auch nicht unsere Importabhängigkeit und verschleiern nur den Blick auf die richtigen klimarelevanten Maßnahmen, kritisiert Hofstetter. Sinnvoll wäre es den Benzinverbrauch zu drosseln, leichtere Autos zu bauen, striktere Zulassungsregelungen für einen sinkenden Flottenverbrauch zu erlassen oder neue, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu erarbeiten.
Europas Biokraftstoffpläne: Auswirkungen auf Klima und Natur
Anzahl Seiten: 6
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