Jetzt spenden
Greenpeace-Kampaigner Daniel Moser im Gespräch mit Verkehrsminister Dobrindt
Paul Wagner / Greenpeace

Neuer Greenpeace-Messbericht belegt schlechte Luft in deutschen Städten

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

In zwölf Städten hat Greenpeace Stickoxidwerte gemessen. Das heute veröffentlichte Ergebnis zeigt: Die Luftprobleme der Innenstädte sind weit größer als bislang bekannt. 

Kehrwoche hin oder her, die schmutzigste Straße Deutschlands geht durch Stuttgart. Nicht gefegte Rinnsteine sind hier allerdings auch gar nicht das Problem, eher Luftschadstoffe wie Feinstaub oder Stickoxide. Davon gibt es an der Adresse „Neckartor“ nach offiziellen Daten mehr als irgendwo sonst in Deutschland.

Doch diese offiziellen Daten offenbaren nur einen Ausschnitt des Problems, tatsächlich ist es weit größer als bislang angenommen. Das zeigen die heute veröffentlichten Ergebnisse der Stickoxidmessungen, die Greenpeace gemeinsam mit der Universität Heidelberg in zwölf deutschen Städten durchgeführt hat. Damit die zuständigen Verkehrsminister, die sich Donnerstag und Freitag in Stuttgart treffen, endlich aktiv werden, demonstrieren Greenpeace-Aktivisten heute Morgen vor Ort und fordern mit Atemmasken auf einem Banner „Städte wollen atmen – schmutzige Diesel raus!“

Denn vor allem Dieselfahrzeuge sind es, die zur Belastung beitragen: Spätestens durch den Abgasskandal wurde öffentlich, dass etliche Diesel auf der Straße deutlich mehr Stickoxide ausstoßen als erlaubt. Laut Zahlen des Umweltbundesamtes wurden in den vergangenen Jahren die Grenzwerte für Stickstoffdioxid bei rund 60 Prozent ihrer eigenen Messstationen kontinuierlich überschritten.

Grenzwertüberschreitungen sind die Regel

Die Messungen von Greenpeace sind nicht beschränkt auf fest verbaute Messstationen; stattdessen kann das mobile Gerät der Uni Heidelberg an jedem beliebigen Ort messen und darum ein flächendeckenderes Bild zeigen. Und das ist alarmierend: An allen überprüften großen Verkehrsstraßen wird der Grenzwert überschritten. Das Problem beschränkt sich also keineswegs auf wenige Hotspots. Insgesamt wurden 124 Messungen durchgeführt, von denen 63 über dem Grenzwert lagen. Die Methodik, wie aus den Messungen auf Jahresmittelwerte geschlossen wird, beschreibt der Abschlussbericht.

Selbst der Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter ist kein Unbedenklichkeitswert – auch bei darunterliegenden Mengen kann es zu Gesundheitsschädigungen kommen. Laut Europäischer Umweltagentur führen Stickoxide alleine in Deutschland zu 10.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr. Müssten die Bewohner von Städten nicht vor derlei Gesundheitsrisiken geschützt werden?

 

Blaue Plakette unerwünscht

Eine Möglichkeit dafür böte sich durch die sogenannte Blaue Plakette, die ein Fahrverbot für besonders schmutzige Dieselfahrzeuge in Städten bedeuten würde. Doch die ist politisch nicht gewünscht, die Pläne liegen auf Eis. Fraglich, ob sich daran etwas ändert, wenn sich morgen und übermorgen die Verkehrsminister der Länder in Stuttgart treffen, um über die Luftverbesserung in deutschen Städten zu beratschlagen.

Was die Politik nicht einsehen will, befürwortet bereits die Mehrheit der Bürger: In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Greenpeace hatten sich Ende August 59 Prozent der Befragten für Fahrbeschränkungen ausgesprochen. „Die Verkehrsminister müssen liefern“, fordert Tobias Riedl, Greenpeace-Experte für Verkehr, mit Blick auf die Konferenz der Entscheidungsträger. „Das aktive Wegschauen bei der Luftverschmutzung durch die Autoindustrie muss ein Ende haben. Die Politik darf die Stadtbewohner und die Dieselfahrer mit dem Problem schmutziger Motoren nicht allein lassen.“

  • Greenpeace-Aktivist mit Banner in Stuttgart

    Luft zum Leben

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Das dreckige Dutzend: Abschlussbericht der NO2-Messungen in deutschen Städten

Das dreckige Dutzend: Abschlussbericht der NO2-Messungen in deutschen Städten

Anzahl Seiten: 151

Dateigröße: 4.62 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/deutschlandticket-retten

Deutschlandticket retten!

Friedrich Merz und die CDU/CSU drohen mit dem Aus des Deutschlandtickets – dabei entlastet der Fahrschein Millionen von Menschen und schützt das Klima. Diesen Fortschritt für bezahlbaren Klimaschutz dürfen wir nicht aufgeben. Unterzeichnen Sie, um das Deutschlandticket zu retten!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Bus fährt am Bundestag vorbei mit Schriftzug "Deutschlandticket retten"

Mehr zum Thema

Bahn fährt über eine Brücke, im Hintergrund die Landungsbrücken und der Hamburger Hafen

Wie steht’s um den ÖPNV in Deutschland?

Bus und Bahn sind das Rückgrat einer sauberen und bezahlbaren Mobilität. Doch rund ein Viertel der Bevölkerung hat kaum eine Anbindung.

mehr erfahren über Wie steht’s um den ÖPNV in Deutschland?
Containerschiff fährt in den Hamburger Hafen ein

Grünes Methanol für Schifffahrt und Klima

Die Schifffahrt muss weg vom Öl, um die Emissionen zu senken. Bei dieser Veränderung wird grünes Methanol eine zentrale Rolle spielen, zeigt eine neue Greenpeace Studie.

mehr erfahren über Grünes Methanol für Schifffahrt und Klima
Gelber Zug fährt in einen Bahnhof

Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket soll bleiben, aber schon ab 2027 teurer werden. Dabei spart es mehr, als es den Bund kostet.

mehr erfahren über Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket?
Zwei Autos auf der Straße, aus dem Auspuff quellen Abgase

Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima

Das Ende neuer Verbrenner ab 2035 steht fest, doch es regt sich Widerstand. Droht eine Kehrtwende beim Aus für Benzin- und Dieselautos?

mehr erfahren über Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima
Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen

Bahn statt Autobahn

Deutschland will sein ohnehin dichtes Autobahnnetz um viele tausend Kilometer verlängern. Dabei könnte mit etwas politischem Gestaltungswillen die Abhängigkeit vieler Menschen vom Auto sinken.

mehr erfahren über Bahn statt Autobahn
Züge und Menschen am Hauptbahnhof in Hamburg

Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket kostet seit Anfang des Jahres 58 Euro. Eine Umfrage zeigt, dass sich mit einem günstigeren Ticket mehr Wege vom Auto auf klimafreundliche Busse und Bahnen verlagern würden.

mehr erfahren über Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?