Jetzt spenden
Verkehrsstau in Hamburg
Uwe H. Martin / Greenpeace

Gefährlich hohe Stickoxidwerte im Straßenverkehr

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Jede zweite städtische Luftmessstation meldete bis September überschrittene Grenzwerte für Stickoxid. Auch deshalb muss die Politik die Abgaslügen der Industrie stoppen.

Die Luft in den deutschen Städten ist schlecht, und sie wird nicht besser. Dies ergab die Greenpeace-Auswertung der jüngsten Daten des Umweltbundesamts. Die Erkenntnis der Messungen ist wenig überraschend und dennoch ernüchternd: In den ersten neun Monaten des Jahres lag die innerstädtische Stickoxid-Belastung vielerorts deutlich über den zugelassenen Grenzwerten.

Rund die Hälfte der bislang ausgewerteten 137 Luftmessstationen in Städten liefert im Neun-Monats-Mittel Daten, die den erlaubten Jahreswert von 40 Mikrogramm überschreiten. Die Nachricht lässt im Zuge des VW-Skandals umso aufmerksamer aufhorchen: Obwohl der Stickoxid-Ausstoß von PKW in den vergangenen Jahren schrittweise gesenkt wurde, werden die innerstädtischen Luftgrenzwerte seit Jahren massiv überschritten. Die Versprechungen der Automobilbranche, die Belastungen zu verringern, sind offenbar nichts wert. Der VW-Konzern wurde bereits ertappt, den Schadstoffausstoß vieler seiner Dieselmodelle zu fälschen.

„Wir haben nicht alleine einen Manipulationsskandal bei VW, sondern einen handfesten Abgasskandal“, sagt Daniel Moser, Greenpeace-Experte für Verkehr. „Die massiv überhöhten Innenstadtwerte bedrohen die Gesundheit der Menschen.“ Als Folge drohen unter anderem Asthmaerkrankungen und Herzinfarkte. Gerade die Hersteller besonders schmutziger Dieselwagen sollten dafür in die Verantwortung genommen werden. „Das Verursacherprinzip muss auch für die Autoindustrie gelten“, so Moser.

Abgasuntersuchungen unter realen Bedingungen nötig

Es wird erwartet, dass die Werte fürs Gesamtjahr die schlechten Durchschnittszahlen bis September sogar noch übertreffen: Zum einen liegen in den Wintermonaten die Werte der Stickoxide aus dem Verkehr erfahrungsgemäß höher. Zum anderen haben die bislang noch nicht ausgelesenen Messstationen in der Vergangenheit zu fast drei Viertel überschrittene Grenzwerte gemeldet. Die Zahlen müssen zum Jahresende also noch etwas nach oben korrigiert werden.

Schon längst ist die Politik gefragt, doch sie ringt der Industrie zu langsam neue Standards ab. Derzeit wird der Abgasausstoß von PKW im Labor getestet – unter Bedingungen, die mit dem alltäglichen Gebrauch von Autos nur wenig zu tun haben. Ab 2016 soll der Ausstoß in sogenannten RDE-Tests („Real Driving Emissions“) gemessen werden, also im Straßenverkehr – allerdings nur zu Informationszwecken. Neuzugelassene Fahrzeuge müssen die RDE-Testwerte bislang erst ab 2018 einhalten.

„Die viel zu hohen Stickoxid-Werte in den Städten und der VW-Betrug zeigen, dass wir realistische Untersuchungen brauchen – nicht erst 2018, sondern schon ab dem nächsten Jahr“, fordert Moser. Verkehrsminister Dobrindt muss die Menschen vor den Abgaslügen der Autoindustrie schützen – sonst geraten Stadtbewohner mitunter in lebensgefährliche Atemnot.

Datum

Mehr zum Thema

Zwei E-Autos an Ladestationen
  • 14.11.2024

Elektroautos sind effizient, klimafreundlich, leise, recyclebar und kostengünstig im Vergleich mit Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern. Doch in Deutschland haben E-Autos ein schlechtes Image. Wieso?

mehr erfahren
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor
  • 15.10.2024

Synthetische Kraftstoffe in ausreichenden und bezahlbaren Mengen sind für den Autoverkehr reines Wunschdenken.

mehr erfahren
Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen
  • 05.10.2024

Deutschland will sein ohnehin dichtes Autobahnnetze um viele tausend Kilometer verlängern. Greenpeace-Recherchen zeigen Geldverschwendung und Umweltschäden bei großen Bauprojekten auf.

mehr erfahren
Klimastreik: Frau hält Schild "The 1 % Flies, Our Planet Dies. #BanPrivateJets"
  • 01.10.2024

Wohl längst nicht alle Privatflugzeuge bringen Manager:innen zu eiligen Geschäftsterminen. Eine Greenpeace-Recherche zeigt: Gerade im Sommer landen auffallend viele Privatjets an Urlaubsorten.

mehr erfahren
Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn
  • 23.09.2024

Mehr als elf Millionen verkaufte Deutschlandtickets. Auch Städte und Unternehmen nutzen das Angebot für Mitarbeitende. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung steht nach wie vor ein Fragezeichen.

mehr erfahren
Autobahn mit schnell fahrenden Autos
  • 16.08.2024

Ein Tempolimit ist eine schnelle und kostenfreie Methode, den Verbrauch von Autos zu senken - und es gibt weitere Vorteile.

mehr erfahren