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Auf dem Eisbrecher fahren die Eisspezialisten Till Wagner und Nick Toberg von der Universität Cambridge mit. Mit 3D-Laserscannern, Kernbohrungen, Luftbildern und GPS-Daten wollen sie untersuchen, wie dick die Fläche des Sommereises ist. Mit den Daten sollen Satellitenaufzeichnungen und Computermodelle verifiziert werden.
Die Dicke des Eises ist ein Schlüsselwert. Sie zeigt, wie sich der Klimawandel auf die Arktis auswirkt und wie stabil der Eisschild ist. Älteres Eis wächst normalerweise über mehrere Jahre. Sind die Temperaturen aber zu hoch, so wird dieser Prozess behindert. Stattdessen bildet sich jedes Jahr eine neue, dünnere Eisschicht, die im Sommer entsprechend schneller schmilzt. Über Jahre hinweg wird die Eisfläche, die den Arktischen Ozean im Sommer bedeckt, immer kleiner.
Wir beobachten einen im Zickzack verlaufenden Rückgang des Eises. Tempo und Ausmaß der Schmelze lassen sich mit extremen Wetterbedingungen oder ähnlichen Theorien nicht erklären. Der Rückgang ist eine direkte Folge der weltweit steigenden Temperaturen. Sie heizen die Luft und die Ozeane auf, erklärt Till Wagner von der Polar Ocean Physics Group der Universität Cambridge.
Aus Satellitendaten des US-amerikanischen National Snow and Ice Data Center (NSDIC) geht hervor, dass die Ausdehnung des Sommereises im Arktischen Ozean einen neuen Tiefstand erreicht hat: 4.33 Millionen Quadratkilometer. Das ist der zweitniedrigste Wert seit Beginn der Satelliten-Aufzeichnungen 1979. Die bisher niedrigste Ausdehnung wurde 2007 gemessen.
Im Unterschied zum diesjährigen Tiefstand ließ sich die geringe Ausdehnung des Sommereises 2007 auf extreme Wetterbedingungen zurückführen. Ungewöhnliche Temperaturen, Winde und Meeresströmungen verstärkten sich gegenseitig und beschleunigten die Schmelze. Solche extremen Bedingungen gibt es in diesem Sommer nicht. Der massive Verlust 2011 zeigt, dass große Teile des Eises schwach und dünn sind. Auf längere Sicht heißt das: Das arktische Eis bildet sich zurück.
Das rapide Schwinden des arktischen Meereises hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die Eisbären und andere Tiere, die vom Eis abhängen, sagt Expeditionsleiterin Frida Bengtsson von Greenpeace. Es wirkt sich auf den ganzen Planeten aus. Eine Arktis ohne sommerliches Meereis könnte weltweit die Wettermuster destabilisieren.