Brasilien blamiert die Industrieländer
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Das Schwellenland Brasilien hat freiwillige tiefe Einschnitte im Treibhausgasausstoß angekündigt. Bis 2020 sollen die Emissionen um 38 bis 42 Prozent sinken. Die Betonung liegt auf freiwillig.
Seit Monaten wird verhandelt, seit Monaten stagnieren die Vorgespräche zum UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Ausgerechnet die Hauptverantwortlichen für die Klimakrise sind auch die Hauptblockierer der Verhandlungen, zuletzt Anfang November in Barcelona.
Beschämend nennt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid die bisherigen Angebote der reichen Industrieländer. Europa will seine Treibhausgase bis 2020 gerade mal um lächerliche 20 Prozent senken, obwohl Klimawissenschaftler für die Gruppe der Industriestaaten mindestens 40 Prozent Reduktion für notwendig halten.
Das Schwellenland Brasilien führt die reichen Industrienationen jetzt vor: Es bereitet ehrgeizige Vorschläge für die Weltklimakonferenz vor - und geht in Vorleistung. Bis 2020 will Brasilien 38 bis 42 Prozent Treibhausgase einsparen, die Hälfte durch einen weitgehenden Stopp der Entwaldung, die andere Hälfte in Landwirtschaft und Industrie.
Laut Präsidialamtsministerin Dilma Rousseff legt sich Brasilien damit nicht auf konkrete Ziele fest. Es handle sich um eine politische Geste und ein Signal. Die Verantwortung liege bei den Industrieländern, sagte Roussef gestern in Sao Paulo.
Smid begrüßt das Signal. Der brasilianische Staatschef Lula zeigt mit seinem Angebot, was engagierter Klimaschutz ist. Wo bleibt die Klimaverantwortung von Bundeskanzlerin Merkel? Von ihr hätten wir uns solche Initiativen gewünscht, die die festgefahrenen Verhandlungen aus der Krise holen.