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Brennender Tanker "Annika" von oben
© picture alliance/dpa / Hannes P Albert

Brennender Öltanker vor Heiligendamm: Greenpeace warnt vor akuter Gefahr für die Ostsee

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Am Freitagmorgen geriet der Öltanker „Annika" vor der Ostseeküste in Brand. Das Feuer verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Tanker die sensiblen Ökosysteme bedrohen.

Am Freitagmorgen geriet der Öltanker „Annika" vor Heiligendamm in Brand, es drohte eine Umweltkatastrophe in der Ostsee. Das 2012 gebaute Schiff hatte 640 Tonnen Rohöl geladen, das sind fast eine Million Liter, als auf dem Weg von Rostock nach Travemünde im Heckbereich ein Feuer ausbrach. Die siebenköpfige Besatzung konnte gerettet werden, einige Crewmitglieder erlitten jedoch leichte Verletzungen.

„Dieser Brand vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns verdeutlicht einmal mehr die immense Bedrohung, der das sensible Ökosystem der Ostsee durch Öltransporte ausgesetzt ist”, sagt Greenpeace-Meeresexpertin Daniela von Schaper. „Die Gefahr geht dabei nicht nur von regulären Tankern wie der Annika aus, sondern auch von Tankern der sogenannten "Russischen Schattenflotte" – alten, maroden Schiffen, die laut einer kürzlich veröffentlichten Greenpeace-Investigativrecherche seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine immer häufiger die gefährliche Kadetrinne in der Ostsee passieren.

Schiffsroute der Annika

Die Route der Annika zwischen dem 02.10. und 11.10.2024

Tankerunfälle sind eine Gefahr für Mensch und Natur

Die Einsatzleitung schätzte vor Ort den Zustand des Schiffes als stabil ein, das Feuer im Maschinenraum konnte vorerst jedoch nicht vollständig gelöscht werden. Daher wurde die „Annika” nach Rostock in den Hafen geschleppt, um die Brandbekämpfung von Land aus fortsetzen zu können. Damit folgte die Einsatzleitung vor Ort Greenpeace-Forderungen: Verunfallte Tanker zeitnah in Notfallhäfen schleppen, um katastrophale Auswirkungen für die Umwelt möglichst gering zu halten. Denn solche Unfälle sind leider bei weitem keine Seltenheit, vor allem nicht in der stark befahrenen Kadetrinne der Ostsee, die zudem Naturschutzgebiet ist. Der Brand der „Annika" weckt Erinnerungen an frühere Tankerunfälle in der Ostsee, bei denen Greenpeace bereits aktiv wurde. So hat Greenpeace etwa im Jahr 2003 die Gefahr für die Ostseeküste dokumentiert und in den Jahren 2001 und 2002 auf die Risiken des starken Schiffsverkehrs aufmerksam gemacht.

Und auch die „Annika” selbst ist kein unbeschriebenes Blatt, so reiht sich der Brand in eine Reihe von Unfällen ein, in die der Tanker in der Vergangenheit verwickelt war. Bereits 2014 und 2020 kam es zu Kollisionen, und auch bei Inspektionen fiel sie immer wieder negativ auf: Zuletzt wurden bei Kontrollen Mängel beim Brandschutz festgestellt. Und das, obwohl die „Annika” mit knapp 73 Metern Länge und einem Tiefgang von 5 Metern nur zu den kleineren Tankern gehört, die regelmäßig die Ostsee befahren.

„Mit dem brennenden Öltanker droht eine Umweltkatastrophe in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebiets Kadetrinne”, schätzte Greenpeace-Meeresexpertin Daniela von Schaper die Situation ein. Durch dieses Gebiet wandern Schweinswale, Seevögel ziehen durch und hier finden sich wertvolle Steinriffe. „Tritt auch nur ein Bruchteil der fast eine Million Liter Schweröl aus, wäre das eine massive ökologische Katastrophe für die Ostsee, die schon heute in einem kritischen Zustand ist."

Eine massive ökologische Katastrophe deshalb, da das hochgiftige Schweröl nicht verdunstet. Stattdessen bildet sich bei einem Austritt eine dunkle, klebrige Schicht auf der Wasseroberfläche, die besonders für Seevögel und pelztragende Meerestiere gefährlich ist. Zudem kann es zu einer Freisetzung von schädlichen Chemikalien (wie z.B. PAH) kommen, sollte das Schweröl in Brand geraten. 

Das Bild zeigt einen Rohöltanker aus Russland in der Kadetrinne

Wer auf Darß-Zingst oder Fehmarn Urlaub macht und ein gutes Fernglas dabei hat, kann sie zählen: die maroden, schlecht versicherten Tanker, die Russland für seine Ölexporte nutzt.

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Was hat  Öltanker „Annika” mit der Schattenflotte zu tun? 

Der Vorfall auf der „Annika” reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein, auf die Greenpeace kürzlich aufmerksam machte. Eine aktuelle Datenanalyse des Greenpeace-Investigativteams zeigt, dass die Zahl der Fahrten von Öltankern aus russischen Ostseehäfen entlang der deutschen Küste seit Januar 2021 um 70 Prozent zugenommen hat. Gleichzeitig stieg das Durchschnittsalter dieser Tanker von etwa 9 Jahren im Jahr 2021 auf fast 17 Jahre in 2024, ein alarmierend hohes Alter für solche Tanker. 

„Erst vor Kurzem hat Greenpeace in einer Recherche auf die Gefahren von Ölunfällen durch die russische Schattenflotte in der Ostsee hingewiesen. Nun zeigt dieser Brand, welches Risiko auch reguläre Öltanker darstellen", erklärt von Schaper. „Die einzige Möglichkeit, solche Unfälle in Zukunft auszuschließen, ist, die Abhängigkeit von Öl insgesamt schneller zu beenden."

Auch Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt warnt vor dem zunehmenden Tankerverkehr und insbesondere vor der Zunahme alter, unterversicherter russischer Öltanker. Angesichts der akuten Bedrohung durch marode Öltanker in der Ostsee verlangen wir unverzügliches Handeln von der Bundesregierung, um unsere Küsten vor einer verheerenden Ölpest zu schützen. Konkret fordern wir die Einführung einer Lotsenpflicht für eine sichere Passage durch diese gefährlichen Routen, die Sicherstellung eines ausreichenden Versicherungsschutzes für Tanker zur Deckung möglicher Umweltschäden sowie verbindliche Nachweise der Seetauglichkeit durch regelmäßige technische Kontrollen.

Der Vorfall der „Annika" unterstreicht einmal mehr die dringende Notwendigkeit, den Schutz der Ostsee zu verstärken und den Übergang zu nachhaltigen Energieformen zu beschleunigen. Nur so können wir dieses einzigartige und sowieso bereits stark belastete Ökosystem auch für zukünftige Generationen bewahren.

Protest on the Baltic Sea against Russian Oil Exports with Outdated Tankers

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