Havarierter Öltanker vor Rügen: Greenpeace warnt vor Umweltgefahr durch Schattenflotte
- Ein Artikel von Luisa Lamm
- mitwirkende Expert:innen Thilo Maack
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Seit Donnerstagabend treibt der Öltanker “Eventin” manövrierunfähig vor der Küste Rügens – beladen mit 99.000 Tonnen russischem Rohöl (Foto: Archivbild mit dem vorherigen Namen des Frachtes, Storviken).
Der havarierte Tanker war auf dem Weg nach Ägypten und gehört zu der russischen Schattenflotte. Diese Schiffe sind veraltet, in schlechtem Zustand und bedrohen die Ostseeküste massiv. Greenpeace warnt bereits seit September 2024 vor einer durch die Schattenflotte verursachten möglichen Ölpest in der Ostsee.
Laut Angaben des Havariekommandos gab es an Bord der “Eventin” mit dem Baujahr 2007 einen Maschinenausfall, die genauen Ursachen seien bisher nicht bekannt. Stand Freitagabend ist das 274 Meter lange und 48 Meter breite Schiff gesichert, eine Verbindung wurde hergestellt und es wird nun abgeschleppt. Der genaue Zielhafen steht noch nicht fest.
Der Begriff „Schattenflotte” bezeichnet Schiffe oder ganze Flotten, die im Verborgenen operieren und so ihre Aktivitäten verbergen oder verschleiern, um internationale Vorschriften zu umgehen. Eine Schattenflotte ist in der Regel an illegalen Aktivitäten wie Schmuggel oder dem Umgehen von Sanktionen beteiligt. Die Tanker der russischen Schattenflotte sind nicht nur alt und in schlechtem Zustand, sondern vielfach auch unzureichend versichert, so dass unklar ist, wer im Ernstfall für Schäden wie eine Ölpest aufkommt. Teilweise sind nicht einmal aktuelle Seekarten an Bord.
Tanker der Schattenflotte riskieren Ölkatastrophen in der Ostsee
Ein Ölunfall in der Ostsee wäre eine Katastrophe für die dort lebenden Meerestiere, Seevögel und weitere Arten und würde ihren Lebensraum noch jahrelang gefährden. Erst kürzlich sind an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern mehr als 40 streng geschützte Kegelrobben gestorben. Das zeigt: Das Ökosystem Ostsee ist bereits massiv angeschlagen und zählt zu einem der sensibelsten Ökosysteme Deutschlands. Zwischenfälle wie diese mit Öltankern verdeutlichen einmal mehr, wie sehr die Schattenflotte die sensiblen Ökosysteme bedroht.
Schon in der Vergangenheit ist die havarierte „Eventin” wiederholt negativ aufgefallen: Der Tanker war nicht nur mehrfach am Export von russischem Rohöl durch die Ostsee beteiligt, sondern auch an gefährlichen Schiff-zu-Schiff-Transporten von Öl, wie es bei Schattenflotte üblich ist. Außerdem ist die „Eventin” bei technischen Überprüfungen durch schlechte Arbeitsbedingungen an Bord aufgefallen. Deshalb steht das Schiff auf einer Liste der von Greenpeace identifizierten 192 gefährlichsten Rohöltankern, die seit Kriegsbeginn russisches Öl transportieren.
Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace, sieht diesen Vorfall als erneute Warnung dafür, wie die Schiffe der russischen Schattenflotte tagtäglich die Ostseeküste bedrohen. “Jeden Tag fahren schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten. Schon in wenigen Tagen werden mit der Ursus Maritimus und der Garasan zwei weitere etwa 20 Jahre alte, aus Russland kommende Öltanker die deutsche Küste passieren. Was heute mit der Eventin geschehen ist, kann sich jederzeit wiederholen. Eine ökologische Katastrophe ist nur eine Frage der Zeit.”
Das jüngste Sanktionspaket der EU ist ein wichtiger Schritt, aber es reicht längst nicht, um die Ostsee zu schützen. Deshalb muss die EU auf Basis der Greenpeace-Liste der gefährlichsten Öltanker weitere, dringend notwendige Sanktionen beschließen.