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Luftaufnahme: Auf der Tankerwand steht "Risk", davor ein Schlauchboot mit Aktiven, im Hintergrund ein weiteres
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Marode Öltanker gefährden Ostseeküste

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Gefahr durch Schattenflotte: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern bedrohen die Ostseeküste. Greenpeace warnt vor möglicher Ölpest. Nun landen immer mehr Tanker auf der EU-Sanktionsliste.

Die Gefahr passiert täglich die beliebtesten Strände. Nur wenige Kilometer sind es von spielenden Kindern, tobenden Hunden und Tourist:innen in Strandkörben zu den Tankern der russischen Schattenflotte auf der Ostsee. Rund 1000 Mal pro Jahr fahren Schiffe mit Rohöl beladen an der deutschen Küste vorbei. Mitunter lassen sich die schrottreifen Kolosse von Warnemünde oder Kühlungsborn aus sogar mit dem Fernglas beobachten. 192 Tanker der Flotte sind besonders marode und gefährlich. Mit den Schiffen hält Russland seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem Beginn der EU-Sanktionen seine Ölexporte aufrecht und finanziert so auch den Krieg gegen die Ukraine.

Auf der Tankerwand steht "Risk", davor ein Schlauchboot mit Aktiven, die ein Banner halten "Oil kills".

Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern protestieren am 12. Februar 2025 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock. Die Aktion findet zum dritten Jahrestag des Beginns des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 statt. Von Schlauchbooten aus haben die deutschen, polnischen, schwedischen, dänischen und ukrainischen Umweltschützer:innen im betroffenen Seegebiet während der Vorbeifahrt der ´Prosperity´ “RISK!” (RISIKO!) in großen gelben Lettern an die Bordwand des Schiffes gemalt. Der 175 Meter lange Tanker hat im russischen Ostseehafen Primorsk rund 40.000 Tonnen Öl geladen, fährt unter der Flagge von Barbados  und ist auf dem Weg nach Aliaga, Türkei, das Schiff ist 19 Jahre alt und sollte nicht mehr für den Öltransport genutzt werden.

Die gefährlichsten Schiffe der russischen Schattenflotte hat Greenpeace gelistet. Mit dieser Liste könnte die Bundesregierung sofort tätig werden und die Sicherheit für die Ostsee verbessern. Es geht um 192 marode Tanker, die weltweit Öl aus Russland transportieren und die Umwelt bedrohen. 171 davon sind in den vergangenen zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren. Im Greenpeace Datenportal gibt es weitere Informationen zur Liste und den zugrundeliegenden Kriterien.

Am 16. Dezember 2024 hat die Europäische Union die Sanktionsliste für Tanker der Schattenflotte erweitert. Von der Greenpeace-Liste wurden damals nur acht Schiffe übernommen, die restlichen Tanker konnten zunächst weiter durch die Ostsee fahren. Nun soll am 24. Februar die Liste um 73 Schiffe ergänzt werden, so dass dann immerhin 35 der von Greenpeace gelisteten Tanker sanktioniert sind. Unter den Schiffen befindet sich auch die vor Rügen bei Sassnitz liegende “Eventin”. Der Tanker war Anfang Januar in der Ostsee havariert und liegt seitdem vor der Ostseeinsel. 

Was sind Schattenflotten

Kurz erklärt

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Der Begriff „Schattenflotten” bezeichnet Schiffe oder ganze Flotten, die im Verborgenen – im Schatten – operieren und so ihre Aktivitäten verbergen oder verschleiern. Damit umgehen diese Schiffe Vorschriften. Eine Schattenflotte ist in der Regel an illegalen Aktivitäten wie Überfischung, Schmuggel oder dem Umgehen von Sanktionen beteiligt.

Die Tanker der russischen Schattenflotte sind oft alt und in schlechtem Zustand. Viele Tanker sind unzureichend versichert, sodass unklar bleibt, wer im Ernstfall für Schäden aufkommt. Teilweise sind nicht einmal aktuelle Seekarten an Bord.

Die Schattenflotte beschäftigte auch die Umweltminister:innen der Bundesländer Ende November 2024. Käme es auf der Ostsee zu einer Ölkatastrophe, müssten Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Aufräum- und Reinigungsarbeiten organisieren. Auch mit den negativen Folgen für den Tourismus wären die Länder direkt konfrontiert. Deshalb war der künftige Umgang mit der Schattenflotte auch Thema auf der Umweltministerkonferenz (UMK) im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler. Greenpeace- Aktive forderten dort ein starkes Signal von der UMK an die Bundestregierung. Diese müsse muss mindestens die gefährlichsten 192 Schiffe auf die europäische Sanktionsliste setzen. Vor dem Konferenzgebäude schichteten die Protestierenden 14 Ölfässer auf und wiesen mit einem Banner “Öl tötet!” auf die Gefahren der Schattenflotte hin.

Protest gegen russische Schattenflotte mit Ölfässern und einem Banner "Öl tötet"

Greenpeace-Aktive setzen sich bei der Umweltminister:innenkonferenz am 29. November 2024 für Maßnahmen gegen die gefährlichen Tanker ein

Recherche belegt: Risiko einer Ölkatastrophe ist gestiegen

Eine Datenrecherche von Greenpeace zeigt, dass viele der Tanker dabei Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt kreuzen. Die Analyse belegt zudem: Während der gesamte Schiffsverkehr auf der Route seit Kriegsbeginn rückläufig ist, haben die russischen Rohölexporte erheblich zugenommen: Seit Januar 2021 stiegen die Fahrten von Öltankern um 70 Prozent. Gleichzeitig wurden die eingesetzten Schiffe im Schnitt immer älter. Lag das Durchschnittsalter der Tanker 2021 noch bei 8,9 Jahren, stieg es auf 16,6 Jahre im Jahr 2024. 

Damit die Gefahr auch im politischen Berlin wahrgenommen wird, protestierten bereits am 25. September 2024 zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock/Warnemünde. Auf Schlauchbooten demonstrierten sie mit dem Banner „Oil kills“ gegen die vorbeifahrende “Seagull”. Der 250 Meter lange Tanker hatte russisches Rohöl geladen, fährt unter der Flagge der Cook Islands und ist auf dem Weg nach Indien. Das 2003 gebaute Schiff ist in der Vergangenheit durch technische Mängel am Feuerlöschsystem und an Rettungsmitteln aufgefallen.

Die “Seagull” steht symptomatisch für die russische Schattenflotte. Alle Tanker sind  überaltert, viele weisen technische Mängel auf, haben zeitweise ihr automatisches Identifizierungssystem abgeschaltet oder Ladung auf See an andere Tanker übergeben – ein besonders riskantes Manöver. Bei einer Havarie in der Kadetrinne wäre die gesamte deutsche Ostseeküste in Gefahr.

Portrait Thilo Maack
Die deutschen Küsten sind bedroht, allein heute fahren hier vier weitere dieser potentiellen Ölkatastrophen entlang und bedrohen Seevögel, Schweinswale und das gesamte Ökosystem.

Thilo Maack

Meeresbiologe

Portrait Thilo Maack
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Die deutschen Küsten sind bedroht, allein heute fahren hier vier weitere dieser potentiellen Ölkatastrophen entlang und bedrohen Seevögel, Schweinswale und das gesamte Ökosystem.
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Thilo Maack
Position des Zitatinhabers
Meeresbiologe

Havarie würde Warnemünde, Fehmarn und Damp mit einer Ölpest bedrohen

Um das Ausmaß einer Ölkatastrophe greifbar zu machen, hatten Greenpeace-Aktive mit Peilsendern bestückte Bojen auf dem Wasser ausgesetzt - dort, wo viele russische Öltanker fahren. Zwei Bojen trieben binnen kurzer Zeit an Warnemünde vorbei und weiter zur Insel Fehmarn. Eine von ihnen erreichte nach ein paar Tagen die schleswig-holsteinische Küste bei Damp. Das Experiment zeigt: Käme es durch einen Tanker der russischen Schattenflotte zu einer Ölkatastrophe, wären weitreichende Gebiete betroffen, darunter zahlreiche Natur- und Vogelschutzgebiete an beliebten deutschen Ostseestränden.

Alle Tanker sind  unzureichend gegen die Folgen einer Ölpest versichert – für die Beseitigung von Schäden müssten dann alle, die Steuerzahlenden, aufkommen. “Es ist höchste Zeit, dass die von Greenpeace gelisteten Schiffe direkt auf die Sanktionsliste kommen und die Meere sicherer werden”, sagt Maack. “Schiffe, die auf einer Sanktionsliste stehen, können ihre Ladung nicht mehr gegen US-Dollar verkaufen und fallen damit aus dem internationalen Ölhandel aus. Zudem dürfen die sanktionierten Tanker keine europäischen Häfen mehr anfahren.”

Greenpeace-Recherchen zur Schattenflotte

Datenrecherche: Stark erhöhte Umweltgefahr durch die Schattenflotte in der Ostsee

Das Bild zeigt einen Rohöltanker aus Russland in der Kadetrinne
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Wer auf Darß-Zingst oder Fehmarn Urlaub macht und ein gutes Fernglas dabei hat, kann sie zählen: die maroden, schlecht versicherten Tanker, die Russland für seine Ölexporte nutzt. Mit gefährlicher Ladung fahren sie täglich entlang der deutschen Ostseeküste. Greenpeace hat Schiffsdaten ausgewertet und zeigt: Das Risiko einer Ölkatastrophe war lange nicht so hoch.... Zur Datenrecherche

Recherche zur Schattenflotte im Mittelmeer: Greenpeace deckt Sanktionsverstöße auf

Collage mit verschiedenen Satellitenaufnahmen von Schiff-zu-Schiff-Transfers
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Eine neue Greenpeace-Recherche zeigt: Die Umweltgefahr durch die russische Schattenflotte ist auch im Mittelmeer groß. Behörden in Italien greifen nicht ausreichend durch. Es kam bereits zu mehreren Sanktionsverstößen: In mehreren Fällen kontrollierten italienische Behörden verdächtige Schiffe nicht oder nur unzureichend, obwohl dies in internationalen Regelwerken und EU-Verordnungen vorgeschrieben ist. So konnten sanktionierte Schiffe in italienische Häfen einlaufen und dort entladen werden... Zur Recherche

Maßnahmen zum Schutz vor Ölpest notwendig

Die Gefahr durch russische Öltransporte ist durchaus bekannt. In Deutschland machen sich viele Menschen Sorgen um die Sicherheit vor der deutschen Ostseeküste. Laut einer repräsentativen Umfrage von Verian vom 25. bis 27. September, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat, befürworten 87 Prozent der 1005 Befragten eine Lotsenpflicht. Viele Tanker fahren derzeit ohne ortskundige Unterstützung durch schwer zu navigierende Gebiete mit hohem Verkehrsaufkommen. 84 Prozent der Befragten befürworten ein Verbot der Durchfahrt für Tanker, die nicht ausreichend versichert sind, um für die Schäden eines Ölunfalls aufzukommen. Den Transport von russischem Öl mit Tankern entlang der deutschen Küste sehen 71 Prozent als großes und sehr großes Problem an.

“Die Bundesregierung hat die Pflicht, die Küsten vor einer Ölpest zu schützen", sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. Wir fordern eine Lotsenpflicht, um eine sichere Passage durch viel befahrene Routen zu gewährleisten, ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit.”  

>>> Die Arbeit zu alten Öltankern geht weit zurück. So dokumentierte Greenpeace etwa im Jahr 2003 die Gefahr für die Ostseeküste und in den Jahren 2001 und 2002.

(Den Artikel haben wir am 25. September 2024 veröffentlicht und seitdem mehrfach aktualisiert.)

Bearing Witness to the Seismic Testing in the Ionian Sea, in Greece

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