Marode Öltanker gefährden Ostseeküste
- Nachricht
Gefahr durch Schattenflotte: Warnemünde, Fehmarn und Damp wären im Falle einer Ölpest bedroht. Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern.
Die Tanker sind alt und mit Öl beladen. Sie passieren beliebte Strände der deutschen Ostseeküste – und ein Ölunfall ist jederzeit möglich. Gegen die umweltgefährdenden russischen Ölexporte mit maroden Tankern der sogenannten Schattenflotte protestierten heute zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock / Warnemünde. Auf Schlauchbooten demonstrierten sie mit dem Banner „Oil kills“ gegen die vorbeifahrende “Seagull”. Der 250 Meter lange Tanker hat russisches Rohöl geladen, fährt unter der Flagge der Cook Islands und ist auf dem Weg nach Indien. Das 2003 gebaute Schiff ist in der Vergangenheit durch technische Mängel am Feuerlöschsystem und an Rettungsmitteln aufgefallen.
Was sind Schattenflotten
Kurz erklärt
Die Schiffe einer Schattenflotte sind oft alt und in schlechtem Zustand. Viele Tanker sind unzureichend versichert, sodass unklar bleibt, wer im Ernstfall für Schäden aufkommt. Teilweise sind nicht einmal aktuelle Seekarten an Bord.
Viele der Schiffe sind unzureichend versichert, so dass im Fall einer Ölpest die betroffenen Staaten für die Schäden aufkommen müssten. Außerdem sind die Tanker in Ländern registriert, die lediglich niedrige Sicherheitsstandards verlangen und diese selten kontrollieren. In der Folge kommt es immer wieder zu technischen Mängeln an Bord der Schiffe.
Maßnahmen zum Schutz vor Ölpest notwendig
“Die Bundesregierung hat die Pflicht, die Küsten vor einer Ölpest zu schützen. Wir fordern eine Lotsenpflicht, um eine sichere Passage durch viel befahrene Routen zu gewährleisten, ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit”, sagt Maack.
Jährlich fahren rund 1000 russische Tanker an der deutschen Küste vorbei. Mit den Schiffen hält Russland seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem Beginn der EU-Sanktionen, seine Ölexporte aufrecht. Eine aktuelle Datenanalyse von Greenpeace zeigt, dass viele der Tanker dabei durch Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt fahren. Die Analyse belegt zudem: Während der gesamte Schiffsverkehr auf der Route seit Kriegsbeginn rückläufig ist, haben die russischen Rohölexporte erheblich zugenommen: Seit Januar 2021 stiegen die Fahrten von Öltankern um 70 Prozent. Gleichzeitig wurden die eingesetzten Schiffe im Schnitt immer älter. Lag das Durchschnittsalter der Tanker 2021 noch bei 8,9 Jahren, stieg es auf 16,6 Jahre im Jahr 2024.
Ölunfall jederzeit möglich: Bojen demonstrieren das Ausmaß
Eine Havarie entlang der Route würde Warnemünde, Fehmarn und Damp mit einer Ölpest bedrohen. Um das Ausmaß einer Ölkatastrophe greifbar zu machen, hat Greenpeace mit Peilsendern bestückte Bojen auf dem Wasser ausgesetzt - dort, wo viele russische Öltanker fahren. Zwei Bojen trieben binnen kurzer Zeit an Warnemünde vorbei und weiter zur Insel Fehmarn. Eine von ihnen erreichte nach ein paar Tagen die schleswig-holsteinische Küste bei Damp. Das Experiment zeigt: Käme es durch einen Tanker der russischen Schattenflotte zu einer Ölkatastrophe, wären weitreichende Gebiete betroffen, darunter zahlreiche Natur- und Vogelschutzgebiete an beliebten deutschen Ostseestränden.
>>> Die Arbeit zu alten Öltankern geht weit zurück. So dokumentierte Greenpeace etwa im Jahr 2003 die Gefahr für die Ostseeküste und in den Jahren 2001 und 2002.