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zwei Schlauchboote mit Aktivist:innen auf der Ostsee, im Hintergrund das Schiff

Marode Öltanker gefährden Ostseeküste

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Gefahr durch Schattenflotte: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern bedrohen die Ostseeküste. Greenpeace warnt vor möglicher Ölpest. 

Die Gefahr passiert täglich die beliebtesten Strände. Nur wenige Kilometer sind es von spielenden Kindern, tobenden Hunden und Tourist:innen in Strandkörben zu den Tankern der russischen Schattenflotte auf der Ostsee. Rund 1000 Mal pro Jahr fahren Schiffe mit Rohöl beladen an der deutschen Küste vorbei. Mitunter lassen sich die schrottreifen Kolosse von Warnemünde oder Kühlungsborn aus sogar mit dem Fernglas beobachten. 192 Tanker der Flotte sind besonders marode und gefährlich. Mit den Schiffen hält Russland seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem Beginn der EU-Sanktionen seine Ölexporte aufrecht und finanziert so auch den Krieg gegen die Ukraine.

Die gefährlichsten Schiffe der russischen Schattenflotte hat Greenpeace gelistet. Mit dieser Liste könnte die Bundesregierung sofort tätig werden und die Sicherheit für die Ostsee verbessern. Es geht um 192 marode Tanker, die weltweit russisches Öl transportieren und die Umwelt bedrohen. 171 davon sind in den vergangenen zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren. 

Recherche belegt: Risiko einer Ölkatastrophe ist gestiegen

Eine Datenanalyse von Greenpeace zeigt, dass viele der Tanker dabei Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt kreuzen. Die Analyse belegt zudem: Während der gesamte Schiffsverkehr auf der Route seit Kriegsbeginn rückläufig ist, haben die russischen Rohölexporte erheblich zugenommen: Seit Januar 2021 stiegen die Fahrten von Öltankern um 70 Prozent. Gleichzeitig wurden die eingesetzten Schiffe im Schnitt immer älter. Lag das Durchschnittsalter der Tanker 2021 noch bei 8,9 Jahren, stieg es auf 16,6 Jahre im Jahr 2024. 

Damit die Gefahr auch im politischen Berlin wahrgenommen wird, protestieren am 25. September zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock/Warnemünde. Auf Schlauchbooten demonstrieren sie mit dem Banner „Oil kills“ gegen die vorbeifahrende “Seagull”. Der 250 Meter lange Tanker hat russisches Rohöl geladen, fährt unter der Flagge der Cook Islands und ist auf dem Weg nach Indien. Das 2003 gebaute Schiff ist in der Vergangenheit durch technische Mängel am Feuerlöschsystem und an Rettungsmitteln aufgefallen.

Die “Seagull” steht symptomatisch für die russische Schattenflotte. Alle Tanker sind  überaltert, viele weisen technische Mängel auf, haben zeitweise ihr automatisches Identifizierungssystem abgeschaltet oder Ladung auf See an andere Tanker übergeben – ein besonders riskantes Manöver. Bei einer Havarie in der Kadetrinne wäre die gesamte deutsche Ostseeküste in Gefahr.

Portrait Thilo Maack
Die deutschen Küsten sind bedroht, allein heute fahren hier vier weitere dieser potentiellen Ölkatastrophen entlang und bedrohen Seevögel, Schweinswale und das gesamte Ökosystem.

Thilo Maack

Meeresbiologe

Portrait Thilo Maack
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Die deutschen Küsten sind bedroht, allein heute fahren hier vier weitere dieser potentiellen Ölkatastrophen entlang und bedrohen Seevögel, Schweinswale und das gesamte Ökosystem.
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Thilo Maack
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Meeresbiologe

Havarie würde Warnemünde, Fehmarn und Damp mit einer Ölpest bedrohen

Um das Ausmaß einer Ölkatastrophe greifbar zu machen, haben Greenpeace-Aktive mit Peilsendern bestückte Bojen auf dem Wasser ausgesetzt - dort, wo viele russische Öltanker fahren. Zwei Bojen trieben binnen kurzer Zeit an Warnemünde vorbei und weiter zur Insel Fehmarn. Eine von ihnen erreichte nach ein paar Tagen die schleswig-holsteinische Küste bei Damp. Das Experiment zeigt: Käme es durch einen Tanker der russischen Schattenflotte zu einer Ölkatastrophe, wären weitreichende Gebiete betroffen, darunter zahlreiche Natur- und Vogelschutzgebiete an beliebten deutschen Ostseestränden.

Alle Tanker sind  unzureichend gegen die Folgen einer Ölpest versichert – für die Beseitigung von Schäden müssten dann alle, die Steuerzahlenden, aufkommen. “Es ist höchste Zeit, dass die von Greenpeace gelisteten Schiffe direkt auf die Sanktionsliste kommen und die Meere sicherer werden”, sagt Maack. “Schiffe, die auf einer Sanktionsliste stehen, können ihre Ladung nicht mehr gegen US-Dollar verkaufen und fallen damit aus dem internationalen Ölhandel aus. Zudem dürfen die sanktionierten Tanker keine europäischen Häfen mehr anfahren.”

Das Bild zeigt einen Rohöltanker aus Russland in der Kadetrinne

Wer auf Darß-Zingst oder Fehmarn Urlaub macht und ein gutes Fernglas dabei hat, kann sie zählen: die maroden, schlecht versicherten Tanker, die Russland für seine Ölexporte nutzt.

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Maßnahmen zum Schutz vor Ölpest notwendig

Die Gefahr durch russische Öltransporte ist durchaus bekannt. In Deutschland machen sich viele Menschen Sorgen um die Sicherheit vor der deutschen Ostseeküste. Laut einer repräsentativen Umfrage von Verian vom 25. bis 27. September, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat, befürworten 87 Prozent der 1005 Befragten eine Lotsenpflicht. Viele Tanker fahren derzeit ohne ortskundige Unterstützung durch schwer zu navigierende Gebiete mit hohem Verkehrsaufkommen. 84 Prozent der Befragten befürworten ein Verbot der Durchfahrt für Tanker, die nicht ausreichend versichert sind, um für die Schäden eines Ölunfalls aufzukommen. Den Transport von russischem Öl mit Tankern entlang der deutschen Küste sehen 71 Prozent als großes und sehr großes Problem an.

“Die Bundesregierung hat die Pflicht, die Küsten vor einer Ölpest zu schützen", sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. Wir fordern eine Lotsenpflicht, um eine sichere Passage durch viel befahrene Routen zu gewährleisten, ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit.”  

>>> Die Arbeit zu alten Öltankern geht weit zurück. So dokumentierte Greenpeace etwa im Jahr 2003 die Gefahr für die Ostseeküste und in den Jahren 2001 und 2002.

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