Jetzt spenden
Luftaufnahme des Braunkohlereviers zwischen Spremberg und Weisswasser in der Lausitz: vorne das Kaftwerk Schwarze Pumpe, hinten Boxberg - beide von Vattenfall betrieben.
Paul Langrock / Greenpeace

Greenpeace Nordic will Braunkohlegeschäft von Vattenfall in Stiftung überführen

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Greenpeace Nordic will Vattenfalls Braunkohlekraftwerke und –tagebaue in Deutschland in eine gemeinnützige Stiftung überführen – vorausgesetzt es erhält den Zuschlag. Interesse am Braunkohlegeschäft in der Lausitz hatte die schwedische Greenpeace-Sektion bereits Anfang Oktober bekundet. Nun folgt mit dem sogenannten „Statement of Interest“ der nächste Schritt; dargestellt wird auch, was mit den Anlagen des schwedischen Energiekonzerns passieren soll.

Bis zum Jahr 2030 soll die Stiftung die Kraftwerke und Tagebaue in der Lausitz schrittweise stilllegen und den Umbau der Braunkohlesparte in ein Erneuerbare-Energien-Unternehmen vorantreiben. Wie der Ausstieg aus der Kohleverstromung aussehen kann – sozialverträglich und ohne den Klimaschutz zu gefährden – hat Greenpeace im April mit der Studie Vattenfalls Chance gezeigt. Für den Klimaschutz muss Deutschland bis zum Jahr 2030 aus der Braunkohle und bis 2040 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen.

“Wir werden die Verantwortung für den Klimaschutz, die Gesundheit der Menschen und einen erfolgreichen Strukturwandel in der Lausitz übernehmen, wenn Vattenfall und die schwedische Regierung dies nicht tun“, sagt Annika Jacobson, Programm-Managerin von Greenpeace in Schweden.

Verursacher soll zahlen  – nicht die Gesellschaft

Der Weg dorthin ist nicht billig. Denn einem Marktwert von weniger als einer halben Milliarde Euro bis zum Jahr 2030 stehen Kosten von mehr als zwei Milliarden Euro gegenüber. Das hat das von Greenpeace Nordic beauftragte Institut Energy Brainpool errechnet. Beim „wahren Wert“ des Braunkohlegeschäfts müssen beispielsweise der Rückbau der Kraftwerke sowie die Renaturierung der Tagebaue berückichtigt werden.

Ganz zu schweigen von den Kosten, die üblicherweise der Gesellschaft in Rechnung gestellt werden. Denn dreckige Braunkohle belastet neben dem Klima auch die menschliche Gesundheit. Diese Summe bewegt sich im zweistelligen Milliardenbereich und muss irgendwann ebenfalls bezahlt werden. “Wer die Sozial- und Umweltkosten ignoriert, baut darauf, dass ein anderer sie zahlt. Höchstwahrscheinlich der deutsche Staat und seine Steuerzahler“, so Jacobson.

Deshalb will Greenpeace Nordic die schwedische Regierung und ihren Staatskonzern Vattenfall mit dem Verkauf des Braunkohlegeschäfts auch nicht aus der Verantwortung entlassen: Vattenfalls Rückstellungen für die mit der Stilllegung verbundenen Kosten sollen in die Stiftung fließen. Wie hoch diese sind, kann nur angenommen werden. Denn Akteneinsicht in die Braunkohlegeschäfte des Energieriesen hat Greenpeace Nordic noch nicht erhalten.

Im Verkaufspaket: jede Menge CO2

Klar ist aber, was das Verkaufspaket umfasst – auch an Treibhausgasen:  die Braunkohlekraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe (beide in Brandenburg) sowie das Kraftwerk Boxberg und Block R des Kraftwerks Lippendorf (beide in Sachsen). Diese Kraftwerke stoßen mehr CO2-Emissionen im Jahr aus als Schweden.

Neben Greenpeace Nordic haben offiziell nur die beiden tschechischen Energieunternehmen CEZ und EPH ihr Kaufinteresse signalisiert. Mit ihnen droht jedoch ein Weiterbetrieb der Klimazerstörer und Tagebaue auf unabsehbare Zeit. Aus diesem Grund hat Greenpeace Tschechien heute zu einer Pressekonferenz in die Hauptstadt Prag geladen: Dort wird vorgestellt, was es wirklich bedeutet, das dreckige Geschäft zu übernehmen

Zum Weiterlesen:

Geordneter Ausstieg aus der Braunkohle: Kriterien für eine Abschaltliste der Braunkohlekraftwerke nach Kraftwerksblöcken in Deutschland bis zum Jahr 2030. 

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 23.10.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren
  • 10.11.2021

Zum Endspurt der Koalitionsverhandlungen demonstrieren Greenpeace-Aktive mit Katastrophen-Schutt für eine stärkere Rolle der SPD im Klimaschutz

mehr erfahren