Jetzt spenden
Aktion gegen Greenwashing Vattenfall Hamburg, Januar 2011
Martin Langer / Greenpeace

Vattenfall will sich grünwaschen

Alle Jahre wieder: Der Energiekonzern Vattenfall bewirbt Autostrom - Greenwashing par excellence. Grund für Greenpeace, die Plakate mit zusätzlichen Verbraucherinformationen zu versehen.

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Wer in Hamburg mit U- und S-Bahn fährt oder die Regionalzeitungen aufschlägt, hat sie sicherlich schon gesehen: die neuen Plakate von Vattenfall mit dem Slogan: Hamburg tankt grünen Strom. Diese Werbung erweckt den Eindruck, dass Vattenfall ein fortschrittlicher Energieversorger sei, der ganz Hamburg mit grünem Strom zum Tanken versorgt. In Wirklichkeit sieht das aber anders aus: Über neunzig Prozent des von Vattenfall in Deutschland produzierten Stroms stammen aus der Verbrennung von Kohle und auch der Strom aus den Elektroauto-Tanksäulen ist nicht garantiert grün.

Greenpeace kritisiert daher die Verbrauchertäuschung der aktuellen Werbekampagne des Energiekonzerns. Damit will sich Vattenfall nur ein grünes Mäntelchen umhängen, sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. Um das sogenannte Greenwashing, PR-Maßnahmen für ein umweltfreundlicheres Image, von Vattenfall abzumahnen, kleben Umweltaktivisten von Greenpeace heute seit den frühen Morgenstunden Tafeln mit der Aufschrift Achtung Greenwashing auf die Vattenfall-Plakate. Greenpeace fordert den Energiekonzern auf, nicht immer nur sein Image grünzuspülen, sondern in Deutschland endlich ernsthaft in Erneuerbare Energien zu investieren.

Vattenfall ist Deutschlands klimaschädlichster Stromanbieter, kritisiert Karsten Smid. Der Energiekonzern pustet für jede erzeugte Kilowattstunde 1070 Gramm Kohlendioxid in die Luft. Das ist fast doppelt so viel wie der deutsche Durchschnitt, der bei 575 Gramm liegt. Erneuerbare Energien machen beim Strommix von Vattenfall nur einen Bruchteil aus. Nach eigenen Angaben hat Vattenfall gerade mal einen Anteil von 0,1 Prozent am deutschen Energiemix.

Im Wesentlichen erzeugt Vattenfall seine Energie aus der Verbrennung von klimaschädlicher Braunkohle in der Lausitz, wo der Konzern neue Braunkohlegruben aufschließen will. Von Klimaschutz zu reden und dabei seinen Strom aus Kohle zu gewinnen, ist scheinheilig und irreführend, sagt der Greenpeace-Klimaexperte. Vattenfall hält aber auch in Zukunft an der klimaschädlichen Kohleverstromung fest. Allein das neue Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg wird, wenn es einmal in Betrieb gehen sollte, über 8,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausstoßen. Das sind für jeden Hamburger 5 Tonnen pro Jahr.

Atomstrom ist im deutschen Vattenfall-Strommix nicht enthalten, weil die AKWs Krümmel und Brunsbüttel derzeit stillstehen - aufgrund von technischen Mängeln.

Grüner Autostrom ist eine Mogelpackung

Und was ist mit dem grünen Autostrom für Hamburg? Wenn man die Plakate liest, hat man das Gefühl, ganz Hamburg hätte nun die Wahl, grünen Strom zu tanken. Doch bisher sind gerade einmal zwei Tanksäulen in ganz Hamburg aufgestellt und um dort zu tanken, braucht man eine Identifikationskarte. Davon gibt es derzeit nur acht und die gehören allesamt Vattenfall-Mitarbeitern.

Auch die Behauptung, dass dort grüner Strom getankt wird, ist grob irreführend. Denn grüner Strom, ob für Autos oder die Waschmaschine, ist nur solcher, der eindeutig und nachvollziehbar unter transparenten Rahmenbedingungen zusätzlich ins Netz kommt und so den Strommix insgesamt langsam Schritt für Schritt grüner macht.

Wer grünen Strom aus Wind- und Wasserkraft von einem Anbieter kauft, der auch anderen Strom anbietet, ändert gar nichts. Denn der Strommix im Netz bleibt derselbe. Was das Elektroauto an grünem Strom tankt, fehlt anderswo - also lediglich ein buchhalterischer Verschiebebahnhof, aber kein grüner Strom. Wirklich grün wäre der Vattenfall-Autostrom erst, wenn nachgewiesen werden könnte, dass die Strommenge zusätzlich ins Netz gespeist wird - das ist nicht der Fall. Hinzukommt, dass die Erneuerbaren Energien, die sich Vattenfall extra vom renommierten OK-Power-Label hat zertifizieren lassen, nicht aus Deutschland stammen sondern aus Norwegen.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/klimaschutz-katastrophenschutz

Klima schützen, Katastrophen verhindern!

Dürren sorgen für Existenznöte bei Landwirt:innen, Menschen verlieren ihr Hab und Gut durch Überschwemmungen, Stürme und Brände - und unsere Erde verliert jeden Tag etwa 150 Tierarten. Die Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz muss die Klimakrise in ihrer vollen Tragweite anerkennen und entsprechende Maßnahmen umsetzen.

Jetzt Petition unterzeichnen!
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren
  • 10.11.2021

Zum Endspurt der Koalitionsverhandlungen demonstrieren Greenpeace-Aktive mit Katastrophen-Schutt für eine stärkere Rolle der SPD im Klimaschutz

mehr erfahren