Studie legt dar: Kohleausstieg ist ohne Einbußen möglich
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Kohlekraftwerke sind für über 40 Prozent der deutschen CO2 Emissionen verantwortlich; auch andere schädliche Stoffen wie etwa Quecksilber entweichen ihren Schloten. Auch deshalb müssen wir aus der Kohle aussteigen.
Doch ist unsere Stromversorgung mit deutlich weniger Kohlekraftwerken gesichert? Wie teuer ist der Kohleausstieg? Und wie würde der Strommarkt darauf reagieren? Diese Fragen untersucht eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie. Als Szenario dafür wurde die Abschaltung von 36 alten und besonders CO2-intensiven Kohlekraftwerken simuliert.
Stromversorgung gesichert
Die Meiler haben eine Gesamtleistung von 15 Gigawatt, was etwa der Hälfte der Leistungen der Braunkohle- und einem Fünftel der aller Steinkohlekraftwerke entspricht. Diese Kraftwerke würden lediglich ans Netz gehen, wenn nicht genügend Strom am Markt verfügbar wäre. Ansonsten würden sie stillstehen.
Das Ergebnis der Simulation ist durchweg positiv: Auch in einem solchen Szenario wäre die Stromversorgung bundesweit gesichert. Die Kohlereserven kämen derzeit gar nicht zum Einsatz; erst wenn im Jahr 2023 alle Atomkraftwerke vom Netz sind, würde lediglich rund ein Viertel der Kraftwerke für wenige Stunden im Jahr gebraucht. Das zeigt: Viele Kohlekraftwerke könnten direkt abgeschaltet werden und müssten nicht einmal als Reserve vorgehalten werden.
Keine Angst vor steigenden Strompreisen
Unbegründet ist die Angst vieler Bürger vor erhöhten Strompreisen, so zeigt das Szenario. Denn durch die Abschaltung der Kohlekraftwerke würde der Strompreis für Privatkunden mit 0,6 Cent pro Kilowattstunde nur minimal steigen. Hinzu kommt, dass der höhere Strompreis an der Börse im Gegenzug die gesetzliche Umlage für die Erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) sinken lässt.
Und auch die für die Energiewende wichtigen und vergleichsweise sauberen Gaskraftwerke werden wieder rentabel.
Massive CO2-Einsparungen
Ein Szenario also, das die Angst vor Stromengpässen und Kostenexplosionen nimmt – und das vor allem auch die positiven Auswirkungen auf die Menge der Schadstoff-Emissionen aufzeigt: Mit der beschriebenen Kohle-Notbremse ließen sich im Jahr 2015 deutschlandweit rund 70 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Auch Europa könne von Deutschlands Kohle-Kappung profitieren: mit einer CO2-Reduktion von 35 Millionen Tonnen in 2015.
Deutschland vor der Blamage bewahren
„Die Bundesregierung kann ohne Probleme die Notbremse in der Kohleverstromung ziehen“, sagt Tobias Austrup, Greenpeace-Experte für Energie. „Und sie würde die internationale Blamage vermeiden, die eigenen Klimaziele krachend zu verfehlen.“ Damit könne Energieminister Sigmar Gabriel einen konsequenten Schritt in Richtung Klimaschutz gehen, so Austrup. „Gerade im Jahr der deutschen G7-Präsidentschaft wäre es ein starkes Signal an die Welt, den dringend notwendigen Weg hin zu 100 Prozent Erneuerbare Energien einzuschlagen.“
Die Gruppe der Sieben berät im Juni in Schloss Elmau in Oberbayern unter anderem über Energiethemen wie Versorgungssicherheit und Energieeffizienz. Was dann nach all den Gesprächen und Verhandlungen ansteht, ist die konkrete Umsetzung des Kohleausstiegs – sowohl deutschland- also auch weltweit.