Deutsche Bank investiert in Kohlekraft
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Ashish Fernandes wurde von der Menschenrechts- und Umweltorganisation Urgewald und den Kritischen Aktionären eingeladen, bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank am 31. Mai 2012 in Frankfurt zu sprechen. Beide Organisationen setzen sich für nachhaltiges Wirtschaften im Bankensektor ein.
Redaktion: Die Deutsche Bank investiert massiv in den Kohleabbau in Indien. Welche Folgen hat das für die lokale Umwelt und die Menschen?
Ashish Fernandes: Der Kohleabbau ist verheerend für den indischen Regenwald und für gefährdete Tierarten wie Tiger und Elefanten.
Die Wälder, in denen sich Indiens Kohleförderungsgebiete befinden, bieten auch die Lebensgrundlage für Millionen in Stammesverbänden lebende Menschen. Ohne die Ressourcen des Waldes wären sie arm, sie müssten in den Slums der Großstädte leben und versuchen, sich und ihre Familien mit Gelegenheitsarbeiten zu ernähren. Der Kohleabbau zerstört die Wälder für immer.
Redaktion: In Indien sind immer noch Millionen von Menschen ohne Elektrizität. Hilft der Bau neuer Kohlekraftwerke, ihren Lebensstandard zu verbessern?
Ashish Fernandes: Die Bilanz der Kohlekraftwerke zeigt, dass gerade diese Menschen keinen Strom bekommen. Die meiste Energie geht in die großen Städte und in die Industrie. Darüber hinaus bedrohen Kohlekraftwerke die Gesundheit der Menschen, was auch wieder besonders die armen Leute trifft. Dezentralisierte, erneuerbare Energiequellen sind der beste Weg, Strom für diejenigen bereitzustellen, die jetzt noch im Dunkeln leben müssen. Das geschieht zum Beispiel schon im Bundesstaat Bihar, einem der ärmsten in Indien.
Redaktion: Wie steht die Regierung zu den Investitionen von deutschen und anderen Banken in die Kohle?
Ashish Fernandes: Die indische Regierung spricht sich für einen massiven Ausbau des Kohlesektors aus. Deshalb steht sie allen Investitionen in Kohle positiv gegenüber und unterstützt sie.
Redaktion: Die Deutsche Bank schreibt auf ihrer Website, dass sie bis 2013 klimaneutral arbeiten will. Aber welche Auswirkungen hat die Kohlekraft in Indien für das Gesamtklima?
Ashish Fernandes: Solange sie stark in fossile Energieträger investiert, kann die Deutsche Bank nicht von sich sagen, sie arbeite CO2-neutral, egal ob es um Kohle in Indien geht oder um Öl in der Arktis. Wenn Indien sich selbst an die Kohlekraft bindet, um Energie zu gewinnen, wird es schwierig, den fortschreitenden Klimawandel zu bremsen. Dies gilt natürlich insbesondere auch, wenn die westlichen Industrienationen, die ja die größten Verursacher sind, weiterhin nur schwache Verpflichtungen eingehen, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Redaktion: Welche Empfehlung für zukünftige Investitionen in Indien würdest du der Deutschen Bank und anderen Finanzinstituten geben?
Ashish Fernandes: Der Sektor der Erneuerbaren Energien in Indien wächst rapide. Windkraft ist bereits etabliert und es wird erwartet, dass wir bis 2016 auch eine Versorgung mit Solarenergie erreichen können. Investitionen in eine dezentrale Versorgung mit Erneuerbaren Energien für abgelegene Gegenden und in clevere Technologien zum Ausbau der Stromnetze sind sehr erfolgversprechend. Dieser wachsende Sektor kann zugleich gute Ergebnisse für Investoren bringen und außerdem helfen, den Klimawandel zu bekämpfen.