Braunkohletagebau Garzweiler: Kohlekraftwerke sofort abschalten!
- Ein Artikel von Anja Franzenburg
- mitwirkende Expert:innen Bastian Neuwirth
- Nachricht
Der Ausbau der Windkraft kommt fast zum Erliegen, aus den Schloten der Kohlemeiler quillt ungebremst CO2. Aktivist:innen protestieren auf Kohlebagger gegen den gefährlichen Irrsinn.
„Es ist nicht auszudenken, was es bedeuten würde, wenn sich das in dieser Geschwindigkeit wirklich fortsetzen würde“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Anlass ihrer Sorge: In Deutschland war die Lufttemperatur 2018 im Mittel um 1,5 Grad höher als 1881. Parallel stellten die Vereinten Nationen Dienstag in Genf einen Bericht vor. Demnach drohen die Temperaturen global ohne zusätzliche Maßnahmen, im Schnitt um 3,4 bis 3,9 Grad zu steigen - statt wie angestrebt um 1,5. Klettert das globale Thermometer über 1,5 Grad verglichen mit vorindustriellen Zeiten, droht der Klimawandel unbeherrschbar zu werden.
Einmal mehr ist nicht nachvollziehbar, weshalb Deutschland – eines der reichsten Länder der Welt – so wenig unternimmt, um die Katastrophe abzuwenden. Kein anderes Land der Welt verbrennt so viel Braunkohle wie Deutschland – einen der klimaschädlichsten Energieträger überhaupt. Dagegen protestieren seit den Morgenstunden an die 60 Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace im RWE-Braunkohletagebau Garzweiler.
Keine Lösung für die Klimakrise
Denn Anfang des Jahres versprach die Bundesregierung nach einem mühsam von der Zivilgesellschaft in der Kohlekommission abgerungen Kompromiss, bis 2022 schrittweise etwa sieben Braunkohleblöcke vom Netz zu nehmen. Beginnen sollte der Ausstieg aus der Kohle noch in diesem Jahr.
Doch Deutschlands Meiler laufen weiter – ungebremst. Selbst das für Ende November zugesagte Kohleausstiegsgesetz liegt noch nicht vor. „Statt an dem Aus für Kohle scheint der zuständige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Aus der Windenergie zu arbeiten“, erklärt Bastian Neuwirth, Greenpeace-Experte für Klima. „In einem jüngst bekannt gewordenen Gesetzesentwurf sind Abstände für Windräder von 1000 Metern zu Wohngebieten vorgesehen. Das würde den ohnehin spärlichen Ausbau der Windenergie zusätzlich abwürgen.“ Am Rande sei erwähnt, dass zum Beispiel das neue Kohlekraftwerk Datteln 4, welches die Regierung im nächsten Jahr ans Netz lassen will, weniger als 400 Meter Abstand zum nächsten Wohngebiet hat. Dieses nicht nachvollziehbare Verhalten der Politik erzürnt angesichts der bedrohlichen Erderhitzung nicht nur die jungen Menschen der Fridays for Future-Bewegung.
Factsheet: Wie RWE Dörfer zerstört und Menschen vertreibt
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HerunterladenAuch den Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten reicht es: Sie kletterten heute Morgen auf einen 96 Meter hohen Schaufelradbagger des Energiekonzerns RWE. Um sie herum die verwüstete, endzeitlich anmutende Landschaft des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die Aktivistinnen und Aktivisten erklärten zu bleiben, während sie ein Banner „Klimakrise: Kohle abschalten!“ an den Bagger hängten. Derweil ruht der zerstörende Abbau der Braunkohle.
In Garzweiler fördert RWE jährlich 35 Millionen Tonnen Braunkohle, gut ein Fünftel der deutschen Gesamtfördermenge. Und füttert damit die zweit- und drittgrößten CO2-Emittenten in Europa: die angrenzenden Kraftwerke Neurath und Niederaußem. Vergangene Woche malten Kletterer auf einen der Kühltürme ein großes „X“. Denn bereits in diesem Jahr müssen Blöcke abgeschaltet werden – wenn die Bundesregierung das in Paris unterzeichnete Klimaabkommen ernst nimmt. Dort hatte sich Deutschland verpflichtet, die Erderhitzung unter der kritischen Grenze von 1,5 Grad zu halten.
Doch RWE kann seine Tagebaue unbeirrt vergrößern - Tag für Tag. Zerstört dabei Natur und Dörfer. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hingegen droht Deutschland abgehängt zu werden. Greenpeace fordert, die ersten Kohlekraftwerksblöcke umgehend abzuschalten, damit Deutschland sein Klimaziel für 2020 schnellstmöglich erreicht. Die Bundesregierung muss zudem ein neues Klimapaket schnüren, das mit dem 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens vereinbar ist. Das erfordert einen Kohleausstieg bis spätestens 2030.